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5. Dez 2022

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Business

Im Sport wie auch als Founder braucht man eine Vision und sehr viel Leidenschaft

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Pressefoto

Die jahrelangen Erfahrungen auf dem Court helfen Ana Ivanović, ehemals weltbeste Tennisspielerin, bei der Gründung ihrer Kosmetikserie Ana Ivanović Natural Performance.

Selbst am Monitor, über den unser Interview per Zoom stattfindet, strahlt Ana Ivanović einen unglaublichen Charme aus, der den ganzen Raum ausfüllt. Die Powerfrau, die seit ihrem fünften Lebensjahr Tennis spielt, sich bis zur Weltranglistenersten hochkämpfte und sowohl den Grand Slam als auch die French Open gewann, ist gerade auf dem Absprung, sie sitzt sozusagen auf gepackten Koffern, denn gleich will sie mit ihrer Familie verreisen. Die gebürtige Serbin ist trotzdem sehr entspannt und sehr gut gelaunt und freut sich sichtlich, über ihre Erfahrungen bei der Gründung ihrer Kosmetikserie Ana Ivanović Natural Performance zu sprechen.
 
„Ich glaube, was sich im Hochleistungssport und bei der Gründung eines Startups gleicht, ist dass man bei beidem eine Vision, einen Traum, ein großes Ziel hat“, strahlt sie. „Das bedeutet jeden einzelnen Tag harte Arbeit, denn man versucht, seine Leidenschaft zu verwirklichen und gut zu sein. Das Einzige, was ein bisschen anders ist, ist der Punkt, dass im Sport alles nur an dir selber hängt, ob du selbst gut performst oder eben nicht. Und bei einem Startup geht es darum, etwas zu kreieren, wofür du brennst und was du liebst. Aber jemand anderes muss es ebenfalls lieben!“
 
Leidenschaft für Hautpflege hat Ana Ivanović übrigens schon lange. Als Tennisstar reist man ständig, hat wenig Zeit und wechselt dauernd die Zeitzonen, alles Stressfaktoren für die Haut, die Gefahr läuft, zu viel Feuchtigkeit zu verlieren. Doch ganz gleich, wie viele Cremes und Tiegel sie ausprobierte, nirgends fand sich ein passendes und gleichzeitig nachhaltiges Produkt. So entstand die Idee, eine eigene Kosmetikserie zu entwickeln – die durch die Begegnung mit Judith Williams Realität wurde. Denn die „Höhle der Löwen“-Jurorin besitzt bereits Anteile von Cura Cosmetics, inklusive Produktionsstätten und Team. Zwei Jahre lang wurden Cremes und Lotionen gemischt und erprobt, Formeln und Zusammenstellungen geändert. „Neben der Testgruppe von Cura Cosmetics haben ich selber, meine Mutter, Basti und ein paar enge Vertraute die Produkte getestet. Sechs Produkte gibt es jetzt, alle zu mindestens 92 Prozent aus natürlichen Inhaltsstoffen, Fair Trade, ohne Mikroplastik, Silikone und PEGs.“
 
Bei der Entwicklung war schnell klar, dass neben Feuchtigkeit und organischen Inhaltsstoffen auch Textur und Duft eine wichtige Rolle spielen. Tatsächlich wurde der Duft dreimal geändert und die Textur musste für viele verschiedene Kundenbedürfnisse passen. „Ich wollte eine Kosmetiklinie anbieten, die die Frauen lieben und die sie sich auch leisten können.“ Neben dem eigenen Onlineshop ananaturalperformance.com ist die Linie in dm-Stores in Deutschland, Österreich und jetzt auch Serbien erhältlich.
 
Ana ist jedoch nicht nur Gründerin, sie ist auch Investorin und hat bereits im Jahr 2020 in das serbische Software-Startup Blinking investiert, die sichere Online-Identitätsprüfungen ermöglichen. Zudem arbeiten sie und ihr Mann mit der Modemarke Brax zusammen. Wer in ein Startup investiert, sollte das Produkt lieben und daran glauben, sagt Ana. „Es sollte auch mit der eigenen Lebensweise zusammenpassen. Wichtig ist zudem das richtige Timing für sein Investment.“
 
Gründen und investieren erfordern viel Mut, Risikobereitschaft und Vertrauen, doch als besonders risikofreudig würde sich die charmante Gründerin nicht bezeichnen. Viele Gründer schreiben jahrelang rote Zahlen, selbst Spotify verbucht derzeit ein Minus von 125 Millionen Euro – bei 433 Millionen Nutzern. Wann sollte man aufhören?
 
„Aufhören ist wahnsinnig hart! Ich glaube, dass man immer versuchen sollte, einen Weg zu finden. Wenn du nicht mitten durch gehen kannst, dann gehe drum herum! Niemand hat mir als serbischer Frau im Sport etwas zugetraut, doch ich bin strikt meiner Leidenschaft gefolgt und die Dinge haben sich so entwickelt, wie ich sie mir gewünscht habe. Wenn sie das jedoch nicht tun und man immer gegen die Wand rennt, dann ist es vielleicht an der Zeit, ein paar Stellschrauben zu ändern. Vielleicht den Weg, vielleicht das Team, vielleicht den Namen, vielleicht neu gründen. Ich selbst finde es wahnsinnig hart, aufzugeben.“ Allerdings gebe es durchaus einen Unterschied zwischen einen neuen Weg finden und ein bisschen naiv sein und Monat für Monat viel Geld zu verlieren, findet Ana. Kommt ständig nur negatives Feedback statt Gewinn, sollte man den Mut haben, ehrlich zu sich selber zu sein.
 
Als Gründerin und Investorin brennt Ana dafür, zu lernen, besser zu werden, als Mensch und auch als Entrepreneur. Ihr größter Traum ist, eine Art Mentor oder Inspiration für die junge Generation zu werden. „Viele geben ihre Träume viel zu schnell auf, wegen Social Media, wegen der Erwartungen ihrer Eltern…ich glaube, das ist so falsch! Denn wir alle haben unser „Inner Calling“, unsere eigene innere Stimme, und der sollten wir folgen und nicht den Stimmen anderer.“