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13. Jun 2019

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Wirtschaft

Innovation und Zuverlässigkeit

Journalist: Helmut Peters

Was war aus Ihrer Sicht das Geheimnis, weshalb sich die Marke „Made in Germany“ so erfolgreich entwickeln konnte?

Das Label „Made in Germany“ wurde einst von der britischen Regierung Ende des 19. Jahrhunderts zur Abschreckung vor billigen deutschen Importwaren eingeführt. Das Label ist geblieben, die schlechte Qualität seit langem Vergangenheit. Die Innovationskraft und das Qualitäts- und Präzisionsbewusstsein deutscher Unternehmen sorgen seit Jahrzehnten dafür, dass sich die Marke erfolgreich entwickeln konnte. Heutzutage steht „Made in Germany“ weltweit für Innovation, Zuverlässigkeit und eine hohe Langlebigkeit.

Haben die Gütesiegel im Laufe ihrer Geschichte an Bedeutung eingebüßt oder gilt für sie der gleiche Anspruch wie in der Nachkriegszeit?

Germany Trade & Invest (GTAI) hat im vergangenen Jahr an über 40 Standorten weltweit das Image des Gütesiegels untersucht. Das Fazit der Bestandsaufnahme: „Made in Germany“ bleibt ein starkes Label, aber ein Selbstläufer ist es nicht mehr. Deutsche Waren sind weltweit beliebt, jedoch kann der hohe Preis je nach Land hinderlich sein. Ein zuverlässiger Kundenservice kann laut der Befragung den höheren Preis wiederum rechtfertigen. Gleichzeitig gilt das Label – vor allem bei Konsumgütern – als Statussymbol. 

Warum ist das Siegel „Made in Germany“ gerade für mittelständische Unternehmen und kleinere, oft auch familiengeführte Unternehmen von so großer Bedeutung?

Viele kleinere und mittlere Unternehmen erwirtschaften Teile ihres Umsatzes im Ausland, darunter auch die so genannten „Hidden Champions“, von denen es in Deutschland je nach Definition zwischen 1.300 bis 1.500 Unternehmen gibt. All diese Unternehmen haben sich als Weltmarktführer in einer kleinen Nische spezialisiert und profitieren vom Siegel „Made in Germany“ im Ausland.

Wodurch ist das Siegel heute am meisten gefährdet?

Sicherlich waren Ereignisse wie der Dieselskandal oder die Verzögerungen beim Bau des neuen Berliner Flughafens für den Ruf des Labels im Ausland nicht gerade förderlich. Nichtsdestotrotz fielen auch hier die Bewertungen in den Befragungen unserer Untersuchung sehr unterschiedlich aus. Für die meisten Staaten ist jedoch festzustellen, dass die negativen Berichte dem guten Image deutscher Produkte bislang nicht geschadet haben. Unabhängig davon gilt für deutsche Unternehmen, den Innovationsvorsprung so lange wie möglich zu halten, da die Konkurrenz aus aufstrebenden Nationen, wie beispielsweise China, versucht, den Vorsprung aufzuholen.

Warum war die Einführung eines Gütesiegels „Software Made in Germany“ sinnvoll und notwendig?

Die Aussage „Made in Germany“ steht weltweit für höchste Qualität und Innovation. Ein entsprechendes Gütesiegel für die Softwarebranche einzuführen hat dazu geführt, dass sich Softwarehersteller aus Deutschland international effektiv vermarkten können und gleichzeitig ihre hohen Standards nachweisen.

Was wird mit dem neuen Zertifikat „Software Hosted in Germany“ bezweckt?

Mit diesem Siegel können deutsche Softwareunternehmen, die ihre Software via Internet anbieten, ihre hohen Sicherheitsstandards bezeugen.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.