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21. Jun 2021

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Wirtschaft

Intralogistik als Schlüssel zum Erfolg

Journalist: Theo Hoffmann

Die Intralogistik ist ein wesentlicher Baustein in der Lieferkette und muss sich zukünftig noch intensiver in die IT-Architektur der Wertströme integrieren.


Prof. Dr.-Ing. Robert Schulz, Institutsleiter Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart, Foto: Presse


Dipl.-Ing. David Korte, Oberingenieur Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart, Foto: Presse

Die Corona-Pandemie und der rasant wachsende E-Commerce setzen die Intralogistik derzeit ja ziemlich unter Druck. Was sind aus Ihrer Sicht hier die größten „Baustellen“?

Robert Schulz: Eine „Baustelle“ ist nach wie vor der geringe Automatisierungsgrad und die damit verbundenen IT-Lösungen der Materialflusskomponenten. Noch erschweren proprietäre Lösungen einzelner Intralogistikhersteller die einfache Integration in die bestehende Intralogistik eines Unternehmens. Hinzu kommt, dass die derzeitige Planungsunsicherheit Unternehmen davon abhalten, in weitere Automatisierung zu investieren. 

David Korte: In einigen Bereichen der Intralogistik ist der Mensch den automatisierten Systemen nach wie vor überlegen und aufgrund seiner Flexibilität und Leistungsfähigkeit auch zukünftig erforderlich. Um eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine hinsichtlich Ergonomie und Geschwindigkeit auch im Kontext des demografischen Wandels zu ermöglichen, bedarf es neuer Ansätze und flexiblerer Sicherheitstechnik.

Die KI wird immer komplexer in der Intralogistik. Von automatisierten Flurförderzeugen bis zu Supply-Chain-Lösungen. Welche Rolle spielen da die asiatischen Hersteller etwa von autonomen mobilen Robotern im Vergleich zu europäischen Anbietern?

RS: Mit neuen Lösungen für die Intralogistik, die auf Methoden der Künstli-chen Intelligenz basieren, machen immer mehr kleine und junge Unternehmen auf sich aufmerksam. Bisher wurde der europäische Markt der Intralogistik eher von großen, etablierten Unternehmen dominiert. Insbesondere auf dem Markt der mobilen Roboter stehen wir aber vor einem Wandel. Durch die Auflösung der proprietären Kommunikation zwischen den mobilen Robotern und ihrer Leitsteuerung reagieren die Hersteller solcher Systeme auf die Anforderungen der Kunden. Dadurch wird es möglich, verschiedenste mobile Roboter unterschiedlicher Hersteller gemeinsam einzusetzen und zu steuern. Auf diesem Weg bekommen nun auch beispielsweise Anbieter mobiler Roboter mit innovativen, KI-basierten Ansätzen aus dem asiatischen Raum einen Zugang zum europäischen Markt. 

Welche künftigen Herausforderungen sehen Sie für intelligente logistische Produktivität im Post-COVID-Zeitalter?

RS: Die aktuelle Situation macht deutlich, wie abhängig produzierende Unternehmen von einer gut funktionierenden Logistik sind. Die Logistik wird weiter an Bedeutung gewinnen, um z. B. dem steigenden Trend der Produktindividualisierung und die damit verbundene Entwicklung zur Losgröße 1 gerecht zu werden. Dazu wird es auch erforderlich sein, die Logistik noch stärker in die Wertschöpfung einzubeziehen. Dadurch werden auch die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Logistik steigen.

Wie bemüht sich die Intralogistik um Nachhaltigkeit?

DK: In Bezug auf den Energieverbrauch hat sich in der Intralogistik einiges getan. Neben der Energierückgewinnung spielt auch zunehmend die Nutzung regenerativer Energiequellen und der Einsatz von Energiespeichern eine große Rolle. Dies zeigt sich auch in unseren Forschungsprojekten. Und auch im Bereich des Verpackungsmaterials wächst das Bewusstsein für einen ressourcenschonenden Einsatz. 

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home