3. Apr 2021
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Lifestyle
Journalist: Alicia Steinbrück
Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland, im Gespräch über Umweltschutz mit Messer und Gabel – wie unsere Ernährungsgewohnheiten über die Gesundheit unseres Planeten mitbestimmen.
Es gibt viele Möglichkeiten sich für Klima-, Arten- und Umweltschutz ein-zusetzen. Die alltäglichste und zugleich sehr effiziente Möglichkeit ist unsere Ernährung. So ist der Agrar- und Nahrungsmittelsektor global für ungefähr 70 Prozent des Wasserkonsums und für etwa ein Viertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Auch Wälder und Artenvielfalt werden für unser Ernährungssystem zerstört. So sind die Haupttreiber für Tropenwaldverlust der Sojaanbau für Tierfuttermittel, Rinderhaltung und Palmölgewinnung.
Gleichzeitig ist unser heutiges System ineffizient. Ein Drittel der in Deutschland produzierten Lebensmittel wird nie gegessen, sondern geht zwischen Acker und Teller verloren oder wird weggeworfen. Doch das Gute ist: Selbst kleine Änderungen in unseren Ernährungsgewohnheiten können in der Gesamtheit deutlich zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen.
Mehr regionale, saisonale und ökologisch produzierte Lebensmittel und weniger Fleisch sollten in unseren Einkaufskorb.
Regionale Produkte schonen das Klima durch kurze Transportwege und unterstützen die Landwirtschaft vor Ort. BiobäuerInnen setzen weder chemisch-synthetische Pestizide noch Kunstdünger oder Gentechnik ein, für Nutztiere gelten artgerechtere Haltungsregeln. Sie wirtschaften energiesparender, klimafreundlicher und schonen Boden und Wasser. Auch bei der Artenvielfalt kann Bio punkten.
In der Corona-Pandemie hat sich der Trend zu Bio nochmals verstärkt. So be-legen Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums für 2020 ein deutliches Plus von 17 Prozent für Bio-Lebensmittel im Vergleich zum Vorjahr. Ein schöner Trend, dennoch liegt der Marktanteil immer noch unter sieben Prozent.
Nur etwa 10 Prozent unseres Einkommens geben wir durchschnittlich für Lebensmittel aus. Dahinter steckt ein enormer Kraftakt, den die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten gestemmt hat: Günstige, qualitativ hochwertige Lebensmittel in Masse zu produzieren. Damit gelang es, Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten zu ermöglichen. Allerdings geht diese Programmierung inzwischen mit heftigen Nebenwirkungen einher: Belastung von Grund- und Oberflächenwasser, Artensterben, Erderhitzung aber auch ein enormer Konzentrationsdruck bei den bäuerlichen Betrieben.
Dabei kann die Landwirtschaft Teil der Lösung sein, wenn es um den Schutz unserer Ökosysteme geht – egal ob Bio oder konventionell. Dafür müssen BäuerInnen allerdings auch Preise bekommen, die ihnen ein nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen. Verarbeiter und Handel müssen ihrer Verantwortung gegenüber den Produzenten und der Umwelt gerecht werden und wir KonsumentInnen sollten uns gut überlegen, wofür wir unser Geld ausgeben! Gemäß der Faustformel: Regional, saisonal, öko-logisch und bei Fleisch ist weniger mehr.