Diesen Artikel teilen:

28. Mär 2025

|

Gesellschaft

Jeder Franken zählt

Journalist: Kirsten Schwieger

|

Foto: Hannah Barata/pexels

Private Institutionen sind für die Bekämpfung von Armut, sozialer Not und Ungleichheit auf die Spendenbereitschaft der Schweizer Bevölkerung angewiesen.

Laut Social Progress Index gehört die Schweiz zu den sozial fortschrittlichsten Ländern der Welt. Das Schweizer Sozialversicherungssystem bietet im internationalen Vergleich einen relativ umfassenden Schutz in den Bereichen Altersrente, Arbeitslosigkeit, Invalidität und Sozialhilfe. 2022 wurden hierzulande rund 207.9 Milliarden Franken für Sozialleistungen ausgegeben – so viel wie nie zuvor. Dennoch gibt es in der Schweiz viele gesellschaftliche Herausforderungen, welche weder durch das Sozial- noch das Gesundheitssystem komplett aufgefangen werden.

So müssen beispielsweise schwer kranke Menschen in Hospizen einen Grossteil der Kosten selbst tragen. Viele sind dazu nicht in der Lage, insbesondere wenn kein Anspruch für Ergänzungsleistungen besteht. Dies ist oftmals bei jüngeren Menschen der Fall, welche fast die Hälfte der begleiteten Patienten in einem Hospiz ausmachen. Einige Hospize haben deshalb eigene Stiftungen und Fonds für Härtefälle eingerichtet. Doch auch die Hospize selbst leiden unter finanziellen Engpässen. Aufgrund der Zuordnung zur Langzeitpflege werden ihre pflegerischen und betreuerischen Leistungen mit einem System vergütet, welches die eigentlichen Versorgungsleistungen nur ungenügend abbildet. Somit entfallen auf Hospize gut 40 Prozent Restkosten pro Patient, die über Fundraising gewonnen werden müssen; pro Bett sind dies knapp 100'000 CHF/Jahr.

Neben Unternehmensspenden stellen insbesondere Legate und Erbschaften ein überlebensnotwendiges Rückgrat für die gemeinnützigen Institutionen dar.

Damit geht es diesen Einrichtungen – ausser im Kanton Wallis, in dem eine kantonale Tagespauschale gezahlt wird – so wie allen gemeinnützigen Organisationen: Für die Bekämpfung von Armut, sozialer Not und Ungleichheit sind sie auf Spenden angewiesen. 2023 wurden in der Schweiz insgesamt 2.25 Milliarden Franken an Hilfswerke gespendet. Laut Zewo Spendenreport hat sich jedoch das Spendenverhalten der Schweizer verändert: Weniger Haushalte spenden – doch jene, die es tun, bleiben engagiert. Deswegen bleibt die Devise: Jeder Franken zählt. Neben Unternehmensspenden stellen insbesondere Legate und Erbschaften ein überlebensnotwendiges Rückgrat für die gemeinnützigen Institutionen dar.

Ohne diese Hilfsorganisationen hätten viele Bedürftige keinen Zugang zu Essen, Unterkunft oder finanzieller Überbrückung. So tragen private Institutionen einen Grossteil der Kosten für Notunterkünfte, Essensverteilung, Kleiderausgabe oder Sozialberatung von Obdachlosen und Flüchtlingen. Viele Integrationsmassnahmen sind spendenfinanziert. Auch Kinder und Frauen in Not, Menschen mit Behinderung und psychisch Erkrankte werden durch spendenfinanzierte psychologische Beratung und Betreuung, Freizeitangebote, Hilfsmittel und Krisenintervention unterstützt. Nur aufgrund der Spendenbereitschaft der Schweizer Bevölkerung sind diese Institutionen in der Lage, schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten.

Nur aufgrund der Spendenbereitschaft der Schweizer Bevölkerung sind diese Institutionen in der Lage, schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten.

9. Jul 2025

|

Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.