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10. Okt 2023

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Business

„Jedes Land hat seinen eigenen Standard“

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Presse und Desola Lanre-Ologun/unsplash

EU NIS2 ist der europäische Rahmen für Betreiber kritischer Infrastrukturen und legt Cyber-Security Mindeststandards in der EU fest. Was das für Unternehmen bedeutet, weiß Roger Albrecht, Spezialist für strategische Informations-Sicherheitsberatung bei der Information Services Group (ISG).

Roger Albrecht, Spezialist für strategische Informations-Sicherheitsberatung bei der Information Services Group (ISG).

Welche Hauptziele verfolgt die EU mit der Einführung der NIS2-Richtlinie im Hinblick auf die Cybersicherheit?

Wir sind überzeugt davon, dass es der Europäischen Union darum geht, für die Mitgliedsländer einen einheitlichen Standard für Unternehmen aus den kritischen Infrastrukturen aber auch deren Zulieferer aufzulegen.

 

Welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen, um die Cybersicherheitsstandards in der gesamten EU zu erhöhen?

Unternehmen, die als essenziell oder wichtig für die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastrukturen angesehen werden, müssen eine wirksame Informationssicherheit aufsetzen und dokumentieren. Also, Standards auf die eigene Organisation anwenden. Der zweite Schwerpunkt: Durch Aufbau und Betrieb von Security Operations Center (SOC) sollen die Unternehmen ihre Fähigkeit zur Erkennung von Bedrohungen, ihre Reaktionsfähigkeit und Prävention verbessern. Dafür müssen wirksame Organisationen aufgebaut und Cybersicherheitstechnologien und -prozesse integriert werden, damit eine zügige Response und Recovery ermöglicht wird.

 

Was sind die wichtigsten Herausforderungen bei der Umsetzung der NIS2-Richtlinie, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene?

Ich nehme an, dass wir bei der Umsetzung der Richtlinien einen Schnitt durch die europäischen Länder haben werden. Einige Länder wollen einen höheren Standard, andere wiederum eine weniger strenge Umsetzung. Wir benötigen jedoch bestmöglich einheitliche Umsetzung. Die Anforderungen der EU sind schon wegweisend gut, jedoch befürchte ich, eine diversifizierende Umsetzung in jeweils nationales Recht. Es ist damit zu rechnen, dass die Umsetzung innerhalb der kommunizierten Leitplanken zunächst noch sehr unterschiedlich sein wird.

 

Welche Auswirkungen wird die NIS2-Richtlinie auf Unternehmen und Organisationen in der EU haben?

Auch die beste Direktive kann nicht sicherstellen, dass ein Unternehmen zu 100 Prozent geschützt ist. Jedes Unternehmen kann jederzeit zum Opfer von Cyber-Attacken werden. Unternehmen laufen jedoch Gefahr, dass sie bei Verstößen, die auf die Nichteinhaltung der Regularien zurückzuführen sind, zu einer spürbaren Strafe veranlagt werden, zusätzlich zu den Folgekosten der Attacke. Unternehmen müssen das Risiko, das mit der Umsetzung einhergeht, sehr genau abschätzen. Sie tun gut daran, sich professionell unterstützen und beraten zu lassen.

 

Wie wird die EU die Umsetzung der NIS2-Richtlinie überwachen und sicherstellen, dass die Ziele erreicht werden?

Auf der Betrachtungsebene des Unternehmens ist es erforderlich, ein klares und unabhängiges Bild über den Ist-Zustand der Unternehmens-Security zu bekommen. Dann geht es darum, eine schlüssige Sicherheits- und Sourcing-Strategie zu entwickeln und umzusetzen. Die Beauftragung sowie die organisatorische Einbindung eines SOC als Service erfordert professionelles Wissen und Vorgehen.

Auf der nationalen Ebene besteht ein Risiko in eine ähnliche Situation hineinzugeraten, wie bei der DSGVO. Da haben viele Unternehmen nach bester Interpretation und Abstimmung ihre DSGVO-Umsetzung vorgenommen. Und viele Unternehmen müssen nun aus Schmerzen und saftigen Strafen lernen, weil sie aus der Sicht des jeweils zuständigen Landes-Datenschutzbeauftragten gegen wesentliche Bestimmung verstoßen haben.

 

23. Okt 2025

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Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.