22. Nov 2019
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Gesellschaft
Journalist: Kirsten Schwieger
Wie Privatanleger mit nachhaltigen Geldanlagen neben Rendite auch eine positive Wirkung auf soziale und ökologische Probleme erzielen können.
Nachhaltige Kapitalanlagen liegen weiterhin im Trend. Über 219 Milliarden Euro umfasste ihr Volumen in Deutschland im vergangenen Jahr, wie das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) errechnet hat. Immer mehr Anleger möchten sicherstellen, dass ihre Rendite nicht zu Lasten von Mensch und Umwelt geht. So berücksichtigen nachhaltige Geldanlagen neben den Parametern Rendite und Risiko auch Umwelt- und Klimaaspekte, Produktionsbedingungen und werteorientiertes Management.
Zur Beurteilung der Nachhaltigkeit werden meist die Kriterien Umwelt (Environment), Soziales (Social) und die Art der Unternehmensführung (Governance) herangezogen, die sogenannten ESG-Kriterien. Eine einheitliche Definition nachhaltiger oder ethischer Investments gibt es allerdings nicht. Wie nachhaltig eine Geldanlage tatsächlich ist, hängt von den Kriterien ab, die der jeweilige Anbieter seiner Auswahl zugrunde legt. Nicht wenige Fonds wenden dabei den umstrittenen „Best-in-Class-Ansatz“ an, bei welchem Unternehmen bereits als nachhaltig gelten, wenn sie zu den Nachhaltigsten ihrer Branche gehören. Einen einfachen Einstieg in die ethische Geldanlage bieten global und nachhaltig anlegende Aktienfonds, wobei kostengünstige Indexfonds (ETFs) vorzuziehen sind. Vom Kauf konkreter Einzelaktien, Nachrangdarlehen, Genussscheinen oder Beteiligungen an Wind- oder Solarparks raten Experten Privatanlegern eher ab.
Das sogenannte wirkungsorientierte Investieren (Impact Investing) geht noch einen Schritt weiter. Während bei nachhaltigen Investitionen die Vermeidung negativer Auswirkungen wie CO2-Ausstoß oder Kinderarbeit im Vordergrund steht, will Impact Investing gesellschaftliche Problematiken aktiv angehen und eine positive Wirkung (Positive Impact) in Form von messbaren sozialen oder ökologischen Verbesserungen erzielen. So wird gezielt in Projekte, Unternehmen, Organisationen oder Fonds investiert, die einen messbaren Beitrag zur Lösung konkreter Probleme leisten – sei es in Entwicklungsländern oder vor der eigenen Haustür. Das mögliche Spektrum reicht dabei von Umweltschutz und neuen Technologien, über Armutsbekämpfung, Bildung- und Gesundheitsprojekte bis hin zu nachhaltiger Landwirtschaft, sauberem Trinkwasser oder bezahlbarem Wohnraum. Als generelle Orientierung für die Messbarkeit des Positive Impact gelten die von den Vereinten Nationen festgeschriebenen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz: SDG).
Wenngleich die Bandbreite wirkungsorientierter Investitionen mit Finanzprodukten wie Fonds, Social Bonds, Mikrofinanzfonds, Darlehen oder Beteiligungen immer größer wird, bietet Impact Investing Privatanlegern nicht immer Zugang. So verzeichnen diese zwar, laut FNG, unter den nachhaltigen Anlagen die stärksten Zuwachsraten – den Großteil davon aber machten geschlossene Fonds institutioneller Anleger aus. Abgesehen davon sind Impact Investments aufgrund des höheren Analyse- und Verwaltungsaufwands teurer, als manch andere nachhaltigen Finanzprodukte. Privatanleger, die dennoch eine messbare, positive Wirkung erzielen möchten, können dies beispielsweise durch Kleinkreditvergabe über Mikrofinanzfonds oder mit einem entsprechenden Fondssparplan erreichen.