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14. Dez 2020

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Wirtschaft

Klüger Auto fahren würde der Atmosphäre helfen

Journalist: Christian Litz

Eigentlich ist Kohlenstoff lebenswichtig. Doch zu viel davon sorgt für den Treibhauseffekt. Es geht darum, dass Verbrennungsmotoren weniger erzeugen.

Es gibt inzwischen viel zu viel des Guten und dafür sorgt eine eigentlich großartige Erfindung der Menschheit: Der Verbrennungsmotor. Er sorgte für Fortschritt, für die Industrialisierung und das Leben, das wir heute leben. Aber er erzeugt auch viel Kohlendioxid. In kleineren Mengen ist dieses Treibhausgas sowieso ein natürlicher Bestandteil der Luft. Pflanzen brauchen den, um bei der Photosynthese Kohlenhydrate, also Nahrung für Mensch und Tier, her-zustellen. Ohne das geruchs- und farblose Gas gäbe es kein Leben. Menschen und Tiere wiederum erzeugen Kohlendioxid einfach indem sie leben. Etwa ein Kilo am Tag atmet ein Mensch laut Statistik im Durchschnitt aus. Ein Mittelklasse-Auto stößt im Durchschnitt auf 100 Kilometern etwa 25 Kilo aus, mehr im Stadtverkehr, eher weniger auf der Autobahn. 

Eigentlich ist Kohlendioxid auch gut wegen seines zweiten Effekts: Es schützt die Erde wie ein Schild. Kohlendioxid und andere, bei weitem nicht so häufige, Treibhausgase absorbieren einen Teil der von der Erde abgegebenen Infrarotstrahlen und geben sie wieder ab. Die würden sonst in das All entweichen. So werden sie jedoch wieder zurück auf die Erde geworfenen und erwärmen sie wie ein Treibhaus. Deshalb hat die Erde ihr gemäßigtes Klima, das Leben erst möglich gemacht hat. Ohne Kohlendioxid wäre es dreißig Grad kälter in der Atmosphäre, schätzen Wissenschaftler. 
Aber nun gibt es zu viel davon und das seit Jahrzehnten, seit Motoren mit fossilem Brennstoff angetrieben werden. Zu viel Kohlendioxid bedeutet, es wird mehr der Wärme, die die Erde abgibt, von der Ozonschicht zurück auf die Oberfläche geschickt. Es wird dort immer wärmer. Das ist der Treibhauseffekt – oder der Klimawandel.

2018 wurden auf der Welt 36,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Die Hauptquellen des künstlich erzeugten Treibhausgases sind die Energieerzeugung, die Industrieproduktion und der Verkehr. Wenn Kohle, Öl, Gas oder Holz verbrannt werden, um Energie in Form von Strom und Wärme zu erzeugen, entstehen 37,8 Prozent des Kohlendioxids, der auf der Erde künstlich freigesetzt wird. Die Industrie sorgt für 20,7 Prozent. Der Verkehr für 18,2 Prozent. Obwohl er der kleinste der drei Faktoren ist, heißt es überall: der Verkehr hat am meisten Einsparpotential. Als wegen der Corona-Pandemie kaum noch Flugzeuge starteten und viel weniger Autos fuhren, sank der Ausstoß von Treibhausgases stark. In Deutschland würden deshalb 2020, so prognostizierten Wissenschaftler, 100 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid freigesetzt, das ist etwa ein Achtel des Gesamtausstoßes eines Jahres. Zum ersten Mal hätte die Bundesrepublik Deutschland damit ihr Klimaziel erreicht. 
Bisher stieg der Ausstoß des Straßenverkehrs in Deutschland Jahr für Jahr. Laut einer Statistik des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit hatten noch 2017 98,4 Prozent aller Autos einen Verbrennungsmotor.

Der Ausstoß des Schadstoffs Kohlendioxid sei wegen des günstigen Benzins und wegen des Anstiegs des Straßengüterverkehrs angestiegen. 61 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes verursachen Autos, 35 Prozent Lastwagen. Der kleine Rest verteilt sich auf Schiffe, Flugzeuge und Dieselloks. 
Ziel sei es, den Kohlendioxid-Ausstoß im Straßenverkehr zu reduzieren. Es gibt dabei mehrere Möglichkeiten: die Fahrzeuge müssten effizienter werden, also weniger Treibstoff verbrauchen. Andere Kraftstoffe würden auch helfen. Solarenergie vor allem. Und: Einfach weniger Verkehr, mehr Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs. 
Effizientere Fahrzeuge können Elektroautos sein. Sie sind es aber nicht automatisch. Wenn ein E-Auto zu 100 Prozent mit Strom, das in einem Kohlkraftwerk erzeugt wird, fährt, ist es ein weitaus größerer Kohlendioxid-Verursacher, als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Nur wenn E-Autos mit Ökostrom fahren, werden sie auch wesentlich ökologischer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Und: Noch haben E-Autos eine schlechte Umweltbilanz, weil bei ihrer Entsorgung mehr Kohlendioxid anfällt als bei einem herkömmlichen Auto.

Im Straßenverkehr, da sind sich die Experten einig, gibt es noch viele andere Möglichkeiten, den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren – auch solche, die relativ einfach sind. Es hilft der Umwelt viel, wenn man mit einem sparsamen Auto mehrere Leute mitnimmt. Es macht die Statistik extrem viel besser, wenn drei oder vier Leute in einem Wagen fahren, als nur einer. Oder: Eine Studie sagt, dass jeder dritte Autofahrer, den man in einer deutschen Stadt fahren sieht, gerade auf der Suche nach einem Parkplatz ist. Laut einer anderen Studie verursacht im Durchschnitt jede Parkplatzsuche einen Kohlendioxid-Ausstoß von 1,3 Kilo. 
Staus sind Dreckschleudern. Sie zu vermeiden bringt der Ökobilanz extrem viel. Der gute Effekt den Verkehrsleitsysteme, Parkplatz-Suchhilfen und genaues Navigieren mithilfe von Software hätten, ist also groß. In den vergangenen Jahren ist vor allem der Lieferverkehr stark angestiegen. Die Kunden bestellen immer mehr online und lassen es sich zur Haustür liefern. Die Routen des Lieferverkehrs möglichst gut zu planen, schlägt sich in Statistiken. Zurzeit laufen in vielen Städten Versuche, den Lieferverkehr effizienter zu gestalten, um den Kohledioxid-Ausstoß zu verringern.   

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home