Diesen Artikel teilen:

16. Dez 2022

|

Wirtschaft

Kollege Roboter kann viele Lücken füllen

Journalist: Armin Fuhrer

|

Foto: Possessed Photography / unsplash

Die Robotik ersetzt in mittelständischen Unternehmen kostengünstig fehlende Fachkräfte, erklärt Helmut Schmid vom Deutschen Robotik-Verband.

Herr Schmid, viele Unternehmen und ganze Branchen leiden unter einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Sehen Sie in der Robotik ein Mittel, dem Problem entgegenzuwirken?
Der demographische Wandel bringt tatsächlich einen Mangel an Fach- und Arbeitskräften mit sich. Das Problem wird zusätzlich verstärkt durch den Wunsch, die Produktion zum Teil wieder nach Deutschland zurückzuverlagern, denn das erfordert zusätzliche Arbeitskräfte. Mit Zuwanderung allein ist dieses Problem nicht zu lösen, denn damit schaffen wir es nur, zwischen 200.000 und 400.000 Personen jährlich ins Land zu holen – das reicht aber bei Weitem nicht aus. 2030 werden uns zwischen vier und sechs Millionen Arbeitskräfte fehlen. Diese hohe Zahl können wir nur mit Hilfe der Robotik ausgleichen.

Wo liegen denn die Vorteile von Robotern?
Mit Robotern können Unternehmen heute viel Geld für hochbezahlte Fachkräfte sparen oder Lücken auffüllen, die sie anders gar nicht mehr besetzen können. Roboter können vor allem diejenigen Aufgaben übernehmen, die für den Menschen monoton und gesundheitsgefährdend sind. Das bedeutet, sie ermöglichen es, die Menschen dort einzusetzen, wo ihre Stärken liegen. Die Befürchtung, dass der Roboter den Menschen Arbeitsplätze wegnimmt, ist überflüssig. Im Gegenteil: Er schafft welche.

Für welche Branchen und Wirtschaftsbereiche gilt diese Feststellung?
Nehmen wir nur mal das Beispiel Pflege. Roboter können den Pflegekräften viele Aufgaben abnehmen, so dass wichtige Lücken aufgefüllt werden und die Pflegekräfte sich ihrer eigentlichen Aufgabe, also der Betreuung der Patienten, zuwenden können. Diese Feststellung gilt grundsätzlich für fast alle Segmente, sei es für den Servicebereich, Logistik, Agrarwirtschaft, Gastronomie und natürlich die Industrie.

Haben Sie eine Zielsetzung, wie viele Roboter jährlich neu in den Einsatz kommen könnten?
Der Deutsche Robotik-Verband hat als Maßgabe bis 2030 die Zahl von einer Million Robotern zusätzlich pro Jahr ausgegeben. 2021 hat Deutschland rund 25.000 Roboter in den Markt gebracht. Das war ein Wachstum von sechs Prozent. Zum Vergleich: In China beträgt das Wachstum derzeit jährlich mehr als 50 Prozent bei 250.000 Robotern in 2021.

Droht Deutschland also, zurückzufallen?
Ja, die Gefahr besteht, dass wir eine wichtige Entwicklung verschlafen. Der Haupttreiber in Deutschland ist die Großindustrie wie zum Beispiel die Automobilhersteller. Aber das Herz der deutschen Industrie ist der Mittelstand, doch dieser ist erst zu etwa sechs bis sieben Prozent automatisiert. Das zeigt: Wir müssen noch viel über die neuen Technologien aufklären, denn es hat sich von der Lowcost-Robotik bis hin zu einfachen Handhabungen technologisch sehr viel getan, aber das hat sich noch nicht ausreichend herumgesprochen. Das bedeutet auch, dass sich die Ausbildungswege in Deutschland ändern müssen, denn wir benötigen keine studierten Fachkräfte, um mit Robotern zu arbeiten.

14. Nov 2024

|

Wirtschaft

Tierfutter im Überblick

**Bio für weniger Rückstände** Biofutter wird aus biologisch erzeugten Zutaten und Inhaltsstoffen hergestellt. Aufgrund der Richtlinien für biologische Landwirtschaft werden dabei keine bzw. weniger synthetische Pestizide, chemische Düngemittel oder genetisch veränderte Organismen eingesetzt. Von Vorteil ist hierbei vor allem, dass dadurch weniger Rückstände, beispielsweise von Antibiotika im Futter enthalten sind. Gut zu wissen: Antibiotikarückstände in Fleisch sind enorm schlecht verträglich und können sogar zu Krankheiten führen. Auch wird bei Biofutter auf eine nachhaltige und artgerechte Tierhaltung Wert gelegt, was dem Schutz der Umwelt dient und die Lebensqualität der Tiere steigert. Häufig ist Biofutter gut geeignet für empfindliche Tiere, aufgrund der hochwertigen und natürlichen Inhaltsstoffe. Wenn Tiere beispielsweise Unverträglichkeiten haben, vertragen sie Biofutter meist besser. Ein Nachteil von Biofutter ist allerdings der Preis, welcher meist teurer ist als herkömmliches Futter. Allerdings ermöglicht der höhere Preis den Bio-Bauern ein nachhaltiges und angemessenes landwirtschaften. ![pexels-rdne-7782871.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_rdne_7782871_6a7a305874.jpg) **Probiotika und Zusatzfutter** Häufig bekommen Tiere mit einer empfindlichen Verdauung Probiotika oder Zusatzfutter verabreicht. Probiotika sind Futterzusätze, die aus lebenden Mikroorganismen bestehen und auch bei Menschen eine positive Wirkung auf das gesamte Verdauungssystem haben. Auch das Immunsystem kann durch die Einnahme von Probiotika gestärkt werden. Ein dritter positiver Aspekt von Probiotika: Das Wohlbefinden in Stresssituationen kann gesteigert werden. Bei Tieren ist dies beispielsweise der Tierarztbesuch. In Zusatzfutter allgemein sind auch häufig Vitamine, Mineralien oder andere Ergänzungen enthalten, abhängig von den Gesundheitszielen der Tiere. Durch die gezielte Zugabe bestimmter Zusatzstoffe im Futter können Mangelerscheinungen behoben und gesundheitliche Probleme gelindert werden. Hierzu zählen meist auch Allergien. Es sollte immer evaluiert werden, welches Tier welches Futter und gegebenenfalls welche Zusatzstoffe benötigt. Die Wirkung kann unterschiedlich ausfallen und nicht bei jedem Tier ist die Gabe von Probiotika gleichermaßen effektiv. Ein Nachteil ist – ähnlich wie beim Biofutter –, dass hochwertige probiotische Zusätze und Ergänzungen im Zusatzfutter meist teuer sind. ![pexels-mohd-adnan-khan-78969656-14965274.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_mohd_adnan_khan_78969656_14965274_1e096f4b04.jpg) **Performancefutter für aktive Tiere** Unter Performancefutter versteht man spezielles Futter, um den erhöhten Nährstoffbedarf von aktiven, arbeitenden oder sportlichen Tieren zu decken. Meist enthält Performancefutter einen erhöhten Anteil an Proteinen, Fetten und Energie. Vorteile dieses speziellen Futters sind die höhere Leistungsfähigkeit der Tiere, da das Futter auf den gesteigerten Energiebedarf angepasst ist. Insbesondere auch bei intensiver Bewegung wird gewährleistet, dass genügend Nährstoffe aufgenommen werden und die Tiere weiterhin Leistungsfähig bleiben. Auch enthält Performancefutter oft zusätzliche Nährstoffe, die Muskulatur, Gelenke und die allgemeine Fitness unterstützen. Hierzu zählen vor allem Omega-3-Fettsäuren. Diese tragen auch zu einer schnelleren Regeneration nach intensiver Aktivität bei. Es gilt zu beachten, dass dieses spezielle Futter nur für sehr aktive Tiere geeignet ist, da es ansonsten zu Übergewicht führen kann. Wie auch Zusatzfutter und Biofutter, ist bei Performancefutter aufgrund der speziellen und hochwertigen Inhaltsstoffe meist ein teurerer Preis zu erwarten. ![GemaesteteLarven_und_Junglarven.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Gemaestete_Larven_und_Junglarven_5eda974d54.jpg) **Insekten als Umweltretter** Larven der Schwarzen Soldatenfliege oder Mehlwürmer werden häufig aufgrund ihres Proteingehalts als Basis von Insektenfutter genutzt. Klingt erstmal überraschend? Futter aus Insekten ist der neueste Trend in der Landwirtschaft und auch im privaten Bereich. Es wird als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen tierischen Proteinen wie Huhn oder Rind gesehen. Insektenprotein hat einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck als die Fleischproduktion: weniger Wasserverbrauch bei der Erzeugung und deutlich weniger CO2-Emissionen. Auch für Tiere mit Allergien oder Unverträglichkeiten kann Insektenprotein eine gute Alternative gegenüber herkömmlichen Proteinquellen darstellen, da Insekten bei vielen Tieren zum natürlichen Nahrungsmittelspektrum zählen. Außerdem ist das Futter enorm nährstoffreich: Insekten bestehen aus einem großen Proteinanteil, essenziellen Aminosäuren und gesunden Fettsäuren. Da insektenbasiertes Tierfutter gerade erst etabliert wird, ist es meist noch etwas teurer und nicht so verbreitet wie herkömmliches Futter. Auch kann es vorkommen, dass Tiere und Tierhalter sich erst einmal an Insektenfutter gewöhnen und es akzeptieren müssen.