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15. Sep 2021

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Wirtschaft

Landwirtschaft muss sich für Bauern auch lohnen

Journalist: Theo Hoffmann

Landwirte entwickeln ihre Betriebe immer weiter. Sie brauchen aber planbare politische Entscheidungen und eine gemeinsame Agrarpolitik in der EU.

Welche gesellschaftlichen Veränderungen nehmen Sie wahr und wie wirkt sich das auf die Erzeugung von Lebensmitteln aus?

Es ist heute selbstverständlich, dass fast alle Lebensmittel nahezu rund um die Uhr erhältlich und die Regale immer gut gefüllt sind. Noch nie in der Geschichte dieses Landes ist die Landwirtschaft ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, der sicheren Versorgung aller mit hochwertigen Nahrungsmitteln, so gut nachgekommen wie heute. Gleichzeitig ist die gesellschaftliche Forderung nach einer noch nachhaltigeren und umweltschonenderen Landwirtschaft gestiegen. Leider gibt es in der Bevölkerung wenig Bereitschaft, mehr Geld für gesunde, hochwertige Lebensmittel auszugeben. Dies hat die Landwirtschaft stark unter Druck gesetzt.

Die Landwirtschaft arbeitet ohnehin schon extrem kapitalintensiv. Sind vor diesem Hintergrund nicht auch irgendwann Grenzen erreicht, wenn man von den Betrieben immer weitere Investitionen zum Beispiel mit Blick auf Smart Farming und Nachhaltigkeit verlangt?

Digitalisierung ist aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Dieser Fortschritt hilft uns Bauern noch nachhaltiger, umweltschonender und tierwohlfördernder zu arbeiten. Beispielsweise helfen digitale Sensorhalsbänder die Gesundheit der Tiere in Echtzeit zu überprüfen, moderne Landmaschinen unterstützen mit künstlicher Intelligenz den Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln noch weiter zu reduzieren. Und auch um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen können, wir auf Smart Farming nicht verzichten. Diese Investitionen müssen daher auch ein Stück weit von der Gesellschaft getragen werden.

Bleiben wir kurz beim Smart Farming. Welche Vorteile sehen Sie persönlich darin und wie lässt sich für die einzelnen Betriebe am besten ein passendes Profil finden?

Moderne Landwirtschaft dient allen. Den Verbraucher:innen, aber auch uns Landwirt:innen. Jeder Betrieb muss individuell entscheiden, welche Hilfsmittel passend sind, um die Betriebsabläufe weiterzuentwickeln. Das war in der analogen Zeit nicht anders.

Seit 1995 unterhält der Deutsche Bauernverband ein Büro in Brüssel. Welche Interessen stehen für Sie bei der europäischen und internationalen Agrarpolitik im Mittelpunkt?

Eine ganz zentrale Frage ist in Brüssel die gemeinsame Agrarpolitik. Daran hängt die Entwicklung des ländlichen Raums in ganz Europa – und vergessen wir nicht, 70 Prozent Europas sind ländlicher Raum. Die europäische Agrarpolitik ist ein entscheidender Faktor für die Stabilität und den Wohlstand der gesamten Union. Bei vielen älteren Mitgliedstaaten werden die Umweltthemen immer wichtiger, während bei den meisten jüngeren Mitgliedstaaten ökonomische Themen und die Landwirtschaft de facto im Mittelpunkt stehen. Die landwirtschaftlichen Betriebe befinden sich im europäischen Wettbewerb. Wir plädieren daher für gleiche Regeln für alle landwirtschaftlichen Betriebe in ganz Europa.

Inwieweit behindert die schleppende Digitalisierung bei uns in Deutschland die Arbeit und Fortschritte der Landwirtschaft?

Viele unserer Landmaschinen sind inzwischen GPS-gesteuert. Wir Bauern haben heute teilweise mehr digitale Technik in unseren Betrieben als manche in der Stadt. Leider sind die Mobilfunkanbindungen und der Breitbandausbau in den ländlichen Gebieten oft nicht ausreichend. Hier brauchen wir dringend Verbesserungen.

Was bereitet Ihnen dagegen in der Gegenwart die größten Sorgen?

Wir erleben seit geraumer Zeit, dass politische Gesetzgebungsprozesse ideologiegetrieben sind und weniger auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Das führt dazu, dass das Wirtschaften für unsere Betriebe immer schwieriger wird, manche Entscheidungen sind sogar existenzbedrohend. Das macht uns große Sorgen. Wir Landwirte entwickeln unsere Betriebe ständig weiter, hin zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit. Dies muss sich aber am Ende auch für die Bauernfamilien lohnen.

Wobei wünschen Sie sich eine bessere Unterstützung vonseiten der deutschen Politik, aber auch der EU?

Wir brauchen verlässliche, planbare  politische Entscheidungen. Unsere Investitionen sind teilweise auf 20 oder 25 Jahre angelegt. Das ständige Ändern der Spielregeln wird den Strukturwandel weiter beschleunigen.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home