Diesen Artikel teilen:

9. Mai 2025

|

Gesundheit

Longevity – Viele gesunde Jahre leben

Journalist: Karin Kudla

|

Foto: CryoBuilt Everest/pexels

„Langlebigkeit“ ist nicht nur Glück oder Schicksal – mit dem richtigen Lebensstil und technologischen Innovationen wächst die Qualität des Alterns.

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines neugeborenen Jungen liegt in Deutschland bei 78,2 Jahren. Neugeborene Mädchen kommen auf 83 Jahre. Obwohl Deutschland in 2023 mit 11,8 Prozent der Wirtschaftsleistung Rekordbeträge in Gesundheit investiert hat, liegt es bei der Lebenserwartung hinter vielen EU-Staaten.

Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der Frage, wie sie nicht nur ein langes, sondern vor allem auch ein gesundes Leben führen können. Der Begriff Longevity, also „Langlebigkeit“, steht dabei für einen wachsenden Trend, der sich nicht nur auf ein hohes Alter konzentriert, sondern vor allem auch auf die Qualität des Alterns. Denn alt werden allein reicht vielen nicht mehr – sie wollen dabei fit, aktiv und geistig wach bleiben.

Der menschliche Körper altert aus ganz natürlichen Gründen. Mit den Jahren nehmen Zellschäden zu, die Regenerationsfähigkeit lässt nach und das Immunsystem wird schwächer. Ein zentraler Faktor ist dabei das Zellaltern: Mit jeder Zellteilung verkürzen sich die sogenannten Telomere – schützende Enden der Chromosomen. Sind sie zu kurz, kann sich die Zelle nicht mehr teilen und funktioniert nicht mehr richtig oder stirbt schließlich ab.

Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass wir Einfluss darauf nehmen können, wie schnell unsere Zellen altern.

Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass wir Einfluss darauf nehmen können, wie schnell unsere Zellen altern. Der biologische Alterungsprozess lässt sich also verlangsamen. In der medizinischen Forschung sind Stammzelltherapien von Bedeutung. Stammzellen haben die Fähigkeit, sich in verschiedenste Zelltypen zu verwandeln und geschädigtes Gewebe zu regenerieren. Ein weiteres spannendes Feld ist die Entwicklung sogenannter Senolytika – Medikamente, die gezielt alternde Zellen erkennen und eliminieren sollen.

Nicht nur die Medizin bietet vielversprechende Ansätze. Wer mag, kann im Alltag auch ausprobieren, wie Wärme und Kälte sich positiv auf den Körper auswirken können. Infrarotstrahlung beispielsweise kann die Durchblutung fördern, den Stoffwechsel anregen und Zellen bei der Regeneration unterstützen. Kältekammern (Kryotherapie) nutzen extrem niedrige Temperaturen, um Entzündungen zu hemmen, die Muskelerholung zu beschleunigen und das Immunsystem zu stimulieren. Diese Technologien sind längst nicht mehr nur im Spitzensport oder in der Schönheitsbranche zu finden, sondern werden in spezialisierten Longevity-Zentren angeboten.

Es geht längst nicht mehr nur darum, möglichst viele Jahre zu leben – sondern möglichst viele gute Jahre.

Ein gesunder Lebensstil bleibt die Grundlage für ein langes und gesundes Leben – trotz aller medizinischen und technologischen Fortschritte. Regelmäßiger Sport hält das Herz-Kreislauf-System in Schwung, verbessert die Zellfunktion und fördert die geistige Fitness. Auch ausreichender und erholsamer Schlaf ist wichtig – denn in der Tiefschlafphase laufen wichtige Regenerationsprozesse im Körper ab. Sonnenlicht fördert nicht nur die Bildung von Vitamin D, sondern hebt nachweislich die Stimmung und stärkt das Immunsystem. Und nicht zuletzt spielt die mentale Gesundheit eine entscheidende Rolle: Chronischer Stress beschleunigt den Alterungsprozess, während Achtsamkeit, positive soziale Beziehungen und emotionale Ausgeglichenheit diesen verlangsamen können.

Der Longevity-Trend zeigt, wie sehr sich das Verständnis vom Altern verändert hat. Es geht längst nicht mehr nur darum, möglichst viele Jahre zu leben – sondern möglichst viele gute Jahre. Wer rechtzeitig auf eine gesunde Mischung aus medizinischem Fortschritt, technologischen Innovationen und einem gesunden Lebensstil setzt, kann seine Chancen auf ein langes, aktives und erfülltes Leben deutlich verbessern.

27. Jun 2025

|

Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

|

Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.