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3. Mär 2023

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Lifestyle

Man sieht sich in Riesenbeck

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: Riesenbeck International

Vier Olympische Goldmedaillen und einmal Bronze. Zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze bei Weltreiterspielen. Sechs Goldene, vier Silberne, zweimal Bronze bei Europameisterschaften usw. Die Liste seiner Erfolge ist lang. Und doch ist er bescheiden geblieben. Wir haben mit dem sympathischen Reiter, erfolgreichen Züchter und Turnierveranstalter gesprochen.

Herr Beerbaum, wie geht es Ihnen?
Danke, mir geht es bestens. Meine Tage sind gefüllt mit schönen Dingen, insbesondere die Arbeit mit den jungen Pferden macht mir gerade sehr viel Spaß.

Wie darf man sich einen typischen Tag in Ihrem Leben vorstellen?
Morgens um sechs Uhr geht es nach oben. Nach dem Frühstück mit der Familie treibe ich jeden zweiten Tag eine Stunde Sport. Mein Personal Trainer hält mich auf Trab. Ich trainiere auf dem Laufband, mache Rücken- und Dehnübungen. Ab etwa acht Uhr bin ich dann auf der Reitanlage, wo ich etwa 85 Prozent meiner Arbeitszeit verbringe. Im Durchschnitt sitze ich zweieinhalb bis drei Stunden täglich im Sattel, den Rest verbringe ich mit der Ausbildung von Pferden und Reitern, Kundengesprächen oder Meetings. Mittags esse ich zumeist mit den Kollegen in der Mensa unserer Reitanlage. Gegen 18 Uhr endet mein Arbeitstag normalerweise, es sei denn, ich bin bei Turnieren unterwegs oder habe sonstige Verpflichtungen, was oft der Fall ist.

Was sind Ihre persönlichen sportlichen Highlights in diesem Jahr?
Das sind die Etappen der Longines Global Champions Tour mit dem Finale in Prag. Auf der Tour zehn bis zwölf Stationen ­mitzureiten, ist mein Ziel. Da vertraue ich vor allem auf meine Stute Mila – die im letzten Jahr bereits zwei Etappen gewonnen hat. Und dann freue ich mich persönlich natürlich darauf, dass Riesenbeck International in diesem Jahr vom 21. bis 23. Juli sein Debüt als Etappe der Longines Global Champions Tour gibt und einziges Turnier der Serie in Deutschland sein wird.

Welche Hoffnungen verknüpfen Sie mit dem Event und worauf dürfen Pferdefreunde sich noch freuen?
Als Veranstalter bin ich stolz darauf, Top-Sport mit den besten Reitern der Welt präsentieren zu können. Dazu kommt ein tolles Rahmenprogramm. Das gilt auch für die Dressur-EM und die Europameisterschaften der Parareiter, die bei uns vom 4. bis zum 11. September stattfinden. Die Planungen laufen auf Hochtouren und ich bin sicher, dass die Zuschauer von der einzigartigen Atmosphäre und den Bedingungen bei uns und vom Sport begeistert sein werden.

Wie steht es mit jungen Talenten im Springsport, wen haben Sie da besonders im Blick?
Da gibt es glücklicherweise Einige, Sorgen sind diesbezüglich fehl am Platz. Ich setze zum Beispiel auf Sophie Hinners, die bei unserem internationalen Turnier im Februar den Großen Preis von Riesenbeck gewinnen konnte, Philipp Schulze Topphoff, Richard Vogel oder etwa Katrin Eckermann.

In den letzten Jahren sind viele Frauen an die Spitze geritten. Reiten Frauen anders als Männer?
Ja, zum Teil. Aber es gibt auch bei den Frauen sehr unterschiedliche Reitstile. Die einen reiten tough und mit viel Aufwand, die anderen eher fein mit viel Balance und Finesse, ohne große reiterliche Einwirkung und Hilfen. Das gibt es aber bei den Männern auch. Je länger ich darüber nachdenke, fällt mir ein Unterschied ein: Frauen haben eine größere Affinität zu der Kreatur Pferd als Männer, da besteht mehr Seelenverwandtschaft.

Welchen Pferden trauen Sie eine große Zukunft zu?
Bei uns im Stall ist das natürlich meine Schimmelstute Mila. Außerdem wird man bestimmt noch viel vom Wallach Christians Carado und von der erst siebenjährigen Stute Be Gladis hören. Und auch der neunjährige von uns gezogene, schnelle und sprungstarke Fuchswallach Zineday hat außergewöhnliche Qualitäten.

Apropos Pferdezucht: Was tut sich da?
Die Zeit der schweren und robusten Pferde – dazu zähle ich einen Meteor oder eine Halla – sind vorbei. In der Zucht sind heute feine, eher leichte Springpferde gefragt. Im besten Fall bringen sie zwischen 550 und 600 Kilo auf die Waage. Zudem müssen sie sich gut reiten lassen und unkompliziert im Umgang sein. Wichtig sind uns Züchtern neben dem Gesundheitszustand natürlich auch die Sprung- und Schnellkraft.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, was waren Ihre persönlichen Highlights?
Da gibt es viele. Aber wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir als erstes der Olympiasieg 1992 in Barcelona ein. Das war sehr emotional. Am Samstag musste ich noch von einer in Panik umhergaloppierenden Classic Touch abspringen, nachdem die Hackamore-Trense, das ist eine Zäumung, gerissen war. Wenig später gingen wir dann als Olympiasieger auf die Ehrenrunde. Ich war damals 28.

Wie die Zeit vergeht. Sie werden am 26. August 60. Was planen Sie?
Derzeit plane ich nicht groß zu feiern, aber das kann sich noch ändern. Auf jeden Fall werde ich dieses Jahr erstmal weiter reiten. Diese ganzen schönen Highlights möchte ich mir nicht entgehen lassen.

Schon mit 15 gewann Ludger Beerbaum mit der Stute „Wetteifernde“ alles, was es da für ihn zu gewinnen gab. Sein Zuhause ist der frühere Hof seines Onkels in Riesenbeck.  Hier lebt er mit seiner Frau Arundell Davison und den beiden Töchtern Cecilia Sophia sowie Mathilde.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.