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4. Jul 2025

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Gesellschaft

Medikamenten-Engpass im System

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Pixabay/pexels

Lieferengpässe und Zukunftsängste prägen die Arzneimittelversorgung. Staatliche Daten und Branchenbefunde zeigen klar: Nur mit Planungssicherheit gelingt der Spagat zwischen Versorgung und Forschung.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) definiert einen Lieferengpass als „eine über voraussichtlich zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung der Auslieferung im üblichen Umfang oder eine Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann“. Ein Versorgungsengpass liegt nur vor, wenn auch keine Alternativen existieren, sagte das BfArM in seiner PharmNet-Datenbank. Das BfArM nutzt ein Jour Fixe Gremium, um mögliche Versorgungsprobleme frühzeitig zu erkennen. Es setzt auch auf das 2023 eingeführte Arzneimittel Lieferengpassbekämpfungs und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG). Dieses schreibt zwar Lagerhaltung und erleichterte Importe vor – doch laut BfArM sind Engpässe weiterhin häufig.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet immerhin steigende Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E). 2021 lagen sie bei 112,6 Milliarden Euro, 2023 bei 129,7 Milliarden Euro – fast ein Plus von 15 Prozent. Knapp die Hälfte kam aus dem Wirtschaftssektor, ein Fünftel aus Hochschulen. Die Pharma Industrie trägt entscheidend zu diesem Fortschritt bei: Laut Destatis und Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) liegt ihr F&E Anteil deutlich über dem Branchendurchschnitt, weil sie neue Wirkstoffe entwickelt. Dennoch fehlt Qualitätspersonal. Laut Pharma-Fakten ist Deutschland auf dem Weg, bei klinischen Studien den Anschluss zu verlieren. Während afrikanische und asiatische Länder aufholen, fällt Deutschland zurück.

Zentrale Brisanz entsteht zusätzlich durch das geplante EU Pharmapaket. EU Rat und -Parlament wollen Marktexklusivität auf etwa acht Jahre plus zwei Jahre Zusatzschutz begrenzen. Der vfa sieht das kritisch und deren Präsident Han Steutel sagt: „Wer Innovation will, muss Investitionen ermöglichen.“ Kürzungen bei Schutzfristen würden das Gegenteil bewirken. Die europäische Industrie schlägt mittlerweile Alarm: Aktuelle Daten zeigen, dass F&E-Ausgaben in Europa zwischen 2010 und 2022 jährlich nur um 4,4 Prozent stiegen. In den USA lag das Plus bei 5,5 Prozent, in China bei 20,7 Prozent. Europa verliert durch zu wenig Investitionen Marktanteile bei neuen Wirkstoffen.

Das Fazit ist eindeutig: Deutschland braucht dringend stabile Lieferketten, Lagerpflichten und Zugang zu Wirkstoffen. Das Land muss zugleich seine Führungsrolle in Forschung verteidigen – und das lässt sich nur durch ausreichende Fördermittel, gute Ausbildung und starke Innovationsschutz-Regeln erreichen. Nur so entstehen neue Therapien, und die Versorgung bleibt gesichert. Medikamentenversorgung gelingt nur dann, wenn wirtschaftliche Stabilität und forschungspolitischer Weitblick zusammenkommen. Wird an der einen Schraube gedreht, wackelt das ganze System.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.