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14. Okt 2020

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Wirtschaft

Mit Biogas Gas geben

Journalist: Helmut Peters

Regenerative Energiequellen mit örtlich verfügbaren, nachwachsen-den Rohstoffen führen beim  Einsatz von Biogasanlagen zur  Einsparung fossiler Energieträger.

Mit neuester Technik lässt sich nahezu alles verwerten, was man sonst mühsam anderweitig beseitigen müsste. Die Landwirte sind deshalb dankbar für Biogasanlagen, mit deren Hilfe sie Gülle und Festmist, sprich alle Abfallprodukte ihrer Tiere in Ställen und auf Feldern oder Substrate aus Energiepflanzen, verarbeiten können und dabei große Gewinne erzielen. Dazu gehören Frischmasse wie Schweine- und Rindergülle, Getreide GPS, Maissilage und Grassilage. Durch Vergärung der Biomasse wird Biogas erzeugt und zusätzlich lässt sich mit Hilfe dieser Technologie sogar Dünger erzeugen, den man treffend Gärrest nennt.

Das gewonnene Biogas lässt sich im eigenen Betrieb in einem Blockheizkraftwerk zum Erzeugen von Strom und Wärme verwenden und führt zu hohen Einsparungen. Außerdem wird auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas ja auch in öffentliche Erdgasnetze eingespeist und verschafft den Landwirten damit willkommene Nebeneinkünfte. Allerdings müssen dabei Spurengase vom Methan und Kohlendioxid getrennt werden. Das Angebot an Verfahren und Anlagen ist mittlerweile riesig und lässt sich auf jeden Individualbedarf zuschneiden. Dabei kann zudem mit nicht-landwirtschaftlichen Rohstoffen die Verarbeitung ergänzt und der Ertrag erhöht werden. So können Biogasanlagen-Betreiber biologische Rest- und Abfallstoffe wie zum Beispiel Fette aus gastronomischen Betrieben oder der Lebensmittelindustrie zusätzlich zu ihren Rohstoffen einsetzen. Das führt für viele Landwirte zu willkommenen Synergieeffekten.

Wie aber funktioniert so eine Anlage? In der Landwirtschaft setzt man auf sogenannte Durchflussanlagen, deren zentrales Element ein Fermenter ist, in dem die Biomasse von Bakterien abgebaut und zu Biogas umgewandelt wird. Ein solcher Fermenter nur benötigt viel Aufmerksamkeit, denn er muss viele Male am Tag mit frischem Substrat bestückt werden. Je mehr Frischmasse zugeführt wird, um so geringer wird die Menge des ausgefaulten Substrats. Diese letztgenannten Abfälle werden in einem Nachgärbehälter aufgefangen oder in einem Endlager entsorgt. Ausgefaultes Substrat lässt sich auch als sogenannter Mehrnährstoffdünger auf den Feldern einsetzen. Durch ein stetes Um-rühren der Gärmasse entsteht das Biogas, das in einem Gasspeicher gespeichert wird.

Für die Landwirtschaft rechnen sich diese Verfahren ungeheuerlich. Pro Fläche wird im Vergleich zu anderen Bio-Energiequellen, wie Biodiesel oder BtL-Kraftstoff, eine weitaus höhere Energieausbeute erzielt. Im vergangenen Jahr waren in Deutschland circa 9.500 Biogas-Anlagen im Einsatz. Seit den zurückliegenden drei Jahrzehnten nimmt ihre Anzahl in unserem Land kontinuierlich zu. Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass im Jahr 2019 allein 31,9 Terawattstunden Strom durch Biogas-Anlagen produziert werden konnte. Mit einer einzigen Biogasanlage sind beim Einsatz von Wiesengras 4.000 und 7.000 m³ und bei Silomais/Futterrüben) 7.000 und 10.500 m³ Biogas pro ha Anbaufläche zu erzielen. Mit 1 m³ Biogas können, je nach Methananteil, allein stattliche 1,9 bis 3,2 kWh Strom erzeugt werden. Damit treten die Biogasanlagen als Ergänzung der Energiegewinnung durch Solar- und Windkraftanlagen immer weiter in den Fokus, weil sich auch die Speicherung von Biogas stetig weiter verbessert hat. Weitere Vorteile sind, dass die THG-Emissionen verringert werden, weil sich durch die Vergärung von Gülle die Methan- und Geruchsemissionen reduzieren. Und schließlich verspricht das Betreiben einer Biogasanlage die Einsparung von Kunstdünger durch Gärrestnutzung auf den Feldern.

Die Landwirtschaft hat mit der Biogas- Technologie eine zusätzliche Gewinnschöpfungsquelle gefunden, die Ausfälle schlechter Erntejahre oder Absatzprobleme von schlachtreifen Tieren wie derzeit wegen der Probleme der fleischverarbeitenden Industrie auffangen können.

Gewiss darf man die Kosten nicht unter-schätzen. Aber auch hier gibt es pfiffige Ideen und für interessierte Landwirte kompetente Beratung. So schreibt das seit 1992 bestehende Centrale Agrar-, Rohstoff-, Marketing- und Energie-Netz-werk (C.A.R.M.E.N) in einer lesenswerten Broschüre zu landwirtschaftlichen Biogasanlagen: „Viele Biogasanlagen werden einzelbetrieblich geführt. In klein-strukturierten Gebieten kann aber häufig ein einzelner Betrieb nicht ausreichend Rohstoffe zur Versorgung einer Biogasanlage zur Verfügung stellen. Hier bietet sich das Modell einer Gemeinschaftsbiogasanlage von mehreren Landwirten an. Die Biogasproduktion stellt für die Landwirte einen Betriebszweig dar, für den spezifische Kenntnisse erworben werden müssen. Außerdem müssen mehrere Personen in der Lage sein, die Biogasanlage zu bedienen, um bei einem Ausfall des eigentlichen Betriebsleiters eine sichere Weiterführung der Gasproduktion zu gewährleisten. Aber auch für Aspekte wie Arbeits- und Anlagensicherheit, Öffentlichkeitsarbeit, Umweltschutz oder Controlling sollten Verantwortlichkeiten festgelegt werden.“

Womit wir schließlich beim Thema der Sicherheit wären. Beim Betrieb solcher Biogasanlagen können unter Umständen gefährliche Gaskonzentrationen entstehen. Austretende Gase wie Kohlendioxid CO2, Schwefelwasserstoff H2S, Ammoniak NH3 und natürlich Methan CH4 sind gesundheitsschädigend und gefährlich. Hier müssen Sicherheitsmaßnahmen unbedingt beachtet werden, um Brände, Kondensat-Bildung und ein damit verbundenes Einfrieren von Leitungen zu vermeiden. Mit vielen technischen Maßnahmen können Störungen aber ohne großen Aufwand kontrolliert und verhindert werden.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes