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6. Nov 2019

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Wirtschaft

Mit Bioplastik die Umwelt schützen?

Journalist: Armin Fuhrer

Kunststoff trägt weltweit zur Verschmutzung der Umwelt bei. Doch mit Bioplastik könnte es eine Alternative geben, erklärt Michael Carus vom nova-Institut.    

Foto: Presse; Michael Carus, Geschäftsführer nova-Institut   

Wer im Supermarkt einkaufen geht, hat ihn überall vor Augen – Kunststoff findet sich in jedem Regal, als Joghurtbecher, Plastikschale fürs Obst oder als Verpackung. Und der Einkauf im Supermarkt ist nur ein kleiner Ausschnitt unseres Alltags: Plastik gehört für uns heute zum Leben und ist kaum wegzudenken. Er hat nur einen großen Nachteil: Er schadet der Umwelt, und zwar sowohl bei der Herstellung als auch bei der Beseitigung. Doch zum herkömmlichen Kunststoff gibt es eine wesentlich umweltfreundlichere Alternative, sagt Michael Carus vom nova-Institut in Hürth – den Biokunststoff. „Bioplastik kann große Vorteile gegenüber dem Kunststoff, der aus fossilen Rohstoffen hergestellt wird, haben. Denn er kann aus biologischen Rohstoffen hergestellt werden – und dadurch werden zusätzliche CO2-Emissionen vermieden, da die Pflanzen das CO2 vorher aus der Luft aufgenommen haben“.

Zu unterscheiden sei dabei zwischen zwei verschiedenen Bioplastik-Varianten: dem bio-basierten, also aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Plastik, und dem biologisch abbaubaren. „Bio-basierte Kunststoffe bestehen zum Teil aus erneuerbaren Rohstoffen, also aus Biomasse“, erklärt Carus. Das können Stoffe wie Zuckerrohr, Mais oder Cellulose sein. Daher wird bei der Produktion kein Erdöl verbraucht und bei der Herstellung CO2 eingespart. „Mit Blick auf die Einsparung von Treibhausgasen machen sie also viel Sinn.“

Bio-basierte Kunststoffe sind meistens nicht biologisch abbaubar, was allerdings auch oftmals gar nicht gewünscht sei, denn wenn Kunststoffe eingesammelt und recycelt werden können, ist das aus ökologischer Sicht besser. Carus erklärt am Beispiel des elektrischen Rasentrimmers, wann ein biologischer Abbau sinnvoll sein kann. „Diese Geräte arbeiten mit Plastikfaden, der sich beim Trimmen abnutzt und kleine Plastikteilchen im Rasen verteilt. Um Mikroplastik in der Gartenerde zu vermeiden, wäre hier der biologische Abbau sinnvoll.

Biologisch abbaubare Kunststoffen können auch aus fossilen Ressourcen hergestellt sein, erklärt der Chef des nova-Instituts. Allerdings benötigen sie für den Vorgang des biologischen Abbaus in der Regel eine industrielle Kompostierung – der Abbau im Heimkompost oder in der Natur geht hier zu langsam vonstatten.

Wie sinnvoll ist es nun, aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes auf Bioplastik-Produkte zurückzugreifen? „Das Wichtigste für die chemische Industrie ist es, möglichst schnell vom fossilen Kohlestoff wegzukommen und auf erneuerbaren Kohlestoff zu wechseln“, sagt Michael Carus. Dafür gebe es drei Wege: die Verwendung von Biomasse, die Nutzung von CO2 aus der Atmosphäre und das Recycling. „Die Herstellung von Biokunststoff aus Biomasse kann ein guter Beitrag sein, um dadurch die Umwelt zu schützen.“ Allerdings liegt der Anteil des Bioplastiks weltweit derzeit nur bei etwa zwei Prozent – es gibt also noch viel zu tun.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes