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16. Mär 2023

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Wirtschaft

Nachhaltig essen in der Zukunft

Journalist: René Püchner

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Foto: Sandra Ritschel/Lebensmittelverband

René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland e.V.

Wie werden wir in Zukunft essen? Zwei der großen Trends auf dem Lebensmittelmarkt sind Nachhaltigkeit und Gesundheitsorientierung.

Flexitarische Ernährung, also eine Mischung aus vegetarischer Lebensweise verbunden mit dem bewussten Konsum von Fleisch und Fisch ist dabei ein wesentlicher Aspekt. Viele Deutsche haben ihren Fleischkonsum reduziert und die Fleischproduktion ist hierzulande 2022 das sechste Jahr in Folge zurückgegangen, wie das Statistische Bundesamt im Februar mitteilte. Auch wenn Importe von Fleisch in diesen Zahlen nicht berücksichtigt werden, so ist der Trend dennoch nicht von der Hand zu weisen: Die Produktion sank um 8,1 Prozent auf sieben Millionen Tonnen. Die Lebensmittelbranche erkennt solche Veränderungen und versucht, frühzeitig darauf zu reagieren, denn sie möchte den Menschen ermöglichen, nach ihren individuellen Vorstellungen zu leben. Deshalb boomt seit Jahren der Markt der Fleischalternativen. Sie sollen vegetarisch und vegan lebenden Menschen eine ebenso große Produktauswahl ermöglichen, wie sie Menschen haben, die tierische Produkte essen. Dabei gibt es nicht die eine „Ersatz-Ressource“, sondern es kommt darauf an, die Vielfalt zu nutzen, die wir an möglichen Rohstoffen zur Verfügung haben wie Hülsenfrüchte, Pilze, Reis, Hafer, Soja und viele mehr. Nur so erhalten wir Biodiversität und können vielfältige Geschmackserlebnisse anbieten. Das gilt auch für andere, neuartige Proteinquellen wie Insekten und Algen. Insekten beispielsweise sind zwar mit mehr als 50 Gramm pro 100 Gramm sehr proteinreich, aber eben nicht für Vegetarier oder Veganer geeignet. Algen hingegen sind pflanzlich und haben den Vorteil, dass sie auch reich an essenziellen Fettsäuren – den Omega-3-Fettsäuren – sind. Das zeigt, dass wir variationsreich bleiben müssen, um eine optimale Versorgung für alle Lebensstile zu gewährleisten.

„Wir müssen vor allem so ressourcenschonend wie möglich arbeiten und dazu gehört vermeidbare Lebensmittelverluste weitestgehend zu reduzieren.“

Mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung müssen wir zudem nicht nur offen sein für neue Technologien wie Rohstoffe, die in Bioreaktoren wachsen oder Rohstoffe, die mit neuen Züchtungstechnologien angebaut werden. Wir müssen vor allem so ressourcenschonend wie möglich arbeiten und dazu gehört vermeidbare Lebensmittelverluste weitestgehend zu reduzieren. Zuerst versucht man, dass solche Verluste und Abfälle gar nicht erst entstehen. Und wo das nicht geht, werden diese dann zumindest abgegeben, damit sie nicht im Müll landen, zum Beispiel je nachdem an welchem Punkt der Wertschöpfungskette man sich befindet als Tiernahrung oder als Spende an eine der 950 Tafeln in ganz Deutschland, die damit wiederum über 1,6 Millionen Bedürftige versorgen. „Auf Null“ kann man vermeidbare Lebensmittelabfälle übrigens nie setzen, denn Sicherheit und Qualität gehen immer vor. Das heißt, es wird immer auch Warenrückrufe zum Schutz der Gesundheit der Verbraucher geben, möglicherweise auch von Lebensmitteln, die gesundheitlich unbedenklich sind. Außerdem ist die Aufklärungsarbeit gegenüber den Verbrauchern von essenzieller Bedeutung. Denn nach wie vor werfen Privathaushalte zu viel Essen weg. Durch bewusstes Einkaufen, richtiges Lagern und den richtigen Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum könnte dem Vorschub geleistet werden.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes