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25. Mär 2025

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Business

Nachhaltig motiviert

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: RDNE Stock Project/unsplash

Incentive-Programme und -Reisen sind ein wirkungsvolles Instrument, um die Motivation und das Engagement von Mitarbeitenden nachhaltig zu fördern.

Vier von zehn Angestellten denken hierzulande über einen Jobwechsel nach und nicht einmal jeder Zweite gibt im Job sein Bestes. Diese alarmierenden Zahlen bringt die aktuelle EY-Studie „Work Reimagined“ ans Licht. Diese – im weltweiten Vergleich unterdurchschnittlichen – Werte sprechen eine deutliche Sprache: Es besteht dringender Handlungsbedarf bei deutschen Arbeitgebenden. Besonders angesichts des Umstands, dass die unmotivierteste Altersgruppe laut Studie jüngere Arbeitnehmende der Generation Z sind, also die unter 29-Jährigen.

Handlungsbedarf insofern, als dass zufriedene und motivierte Mitarbeitende das Herzstück erfolgreicher Unternehmen und damit von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind. Motivierte Mitarbeitende sind produktiver und engagierter bei der Arbeit und eher bereit, neue Ideen einzubringen und innovative Lösungen zu entwickeln. Erfolgreiche Mitarbeitendenmotivation steigert die Produktivität und senkt Fluktuation wie Fehlzeiten. Mitarbeitende langfristig ans Unternehmen zu binden, ist die entscheidende Stellschraube, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und nachhaltig am Markt erfolgreich zu sein. So ist Arbeitgebenden nach dem Onboarding sehr daran gelegen, die Mitarbeitenden zu binden, den Teamgeist zu fördern und die Arbeitsmoral hochzuhalten.

Mitarbeitende langfristig ans Unternehmen zu binden, ist die entscheidende Stellschraube, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und nachhaltig am Markt erfolgreich zu sein.

Damit Mitarbeitende zufrieden sind und auch bleiben, spielt das Arbeitsumfeld eine bedeutende Rolle – neben dem Gehalt und einer sinnstiftenden Aufgabe. Laut einer Studie der IU Internationalen Hochschule zählen Wertschätzung und Anerkennung zu den wichtigsten Faktoren für eine nachhaltige Arbeitsmotivation. Hierzu gehören neben Freiraum in der Arbeitsgestaltung auch ein starker Zusammenhalt im Team sowie die Wertschätzung seitens Vorgesetzter.

Auch wenn nachhaltige Motivation von innen heraus kommen muss, können äußere Anreize positiv auf diese einwirken, wie diverse Studien belegen. Deren Ergebnisse zeigen, dass Belohnungssysteme erfolgreich als Instrument zur positiven Beeinflussung der Mitarbeitendenmotivation eingesetzt werden. Laut der Incentive Research Foundation (IRF) können gut gestaltete Incentive-Programme die Leistung der Mitarbeitenden um bis zu 44 Prozent steigern. Mit ihnen werden nicht nur einzelne Mitarbeitende oder ganze Abteilungen für außergewöhnliche Leistungen belohnt, sondern auch intrinsisch motiviert, sich nachhaltig engagiert einzubringen. Allerdings nur, wenn sie Teil einer Unternehmenskultur der Wertschätzung und Anerkennung sind. Außerdem müssen sie inhaltlich passen, transparent und fair sein sowie zum richtigen Zeitpunkt richtig dosiert erfolgen.

Parallel zu gewandelten Werten und Ansprüchen der Mitarbeitenden hat sich die Beschaffenheit von Incentives in den vergangenen Jahren gewandelt. Neben einer wachsenden Beliebtheit gesundheitsfördernder Formate wie Diensträdern und Fitnessclubmitgliedschaften, führte eine zunehmende Erlebnisorientierung zur verstärkten Präsenz von Incentive-Events und -Reisen. Laut dem Incentive Travel Index (ITI) 2024 sind die wichtigsten Gründe für Incentive-Reisen die Bindung talentierter Mitarbeitender, die Gewinnung und Bindung neuer Generationen von Qualifikanten und Führungskräften und die zunehmende Wertschätzung von Reisen als Belohnung.

Neben Mitarbeitendenbelohnung und -bindung eignen sich diese Formate auch hervorragend für Teambuilding. Denn damit Mitarbeitende sich in einer Firma wohlfühlen und produktiv sind, bedarf es nicht nur wertschätzender Vorgesetzter, sondern auch funktionierender Teams. Gemeinsame und unvergessliche Erlebnisse außerhalb des Büros stärken den Zusammenhalt im Team und verbessern langfristig deren Zusammenarbeit. Kooperative Herausforderungen wie kreative Challenges bei denen das Team seine Fähigkeiten zur Problemlösung und Zusammenarbeit unter Beweis stellen kann, stärken die Kommunikation und Kooperation zwischen den Teammitgliedern. In lockerer Atmosphäre lernen sich Teammitglieder auf persönlicher Ebene kennen und begegnen Führungskräften auf Augenhöhe.

Kooperative Herausforderungen wie kreative Challenges bei denen das Team seine Fähigkeiten zur Problemlösung und Zusammenarbeit unter Beweis stellen kann, stärken die Kommunikation und Kooperation zwischen den Teammitgliedern.

Von individuellen Erlebnissen über Teamevents bis hin Gruppenreisen gibt es vielfältige Möglichkeiten. Damit die Formate langfristig und nachhaltig wirken, müssen sie sorgfältig organisiert und geplant werden. Ein klar definiertes Ziel erleichtert oft die Auswahl von Aktivitäten, Erlebnissen und passendem Reiseziel. Auf jeden Fall sollte die Planung auf die Interessen und Bedürfnisse des gesamten anreisenden Teams abgestimmt sein bzw. flexible Wahlmöglichkeiten beinhalten. Während für manche Teams ein Klettertrip, Drachenbootrennen oder gar Survival-Training das Nonplusultra darstellen, sind andere besser mit einem Kochwettbewerb oder kulturellem Input bedient. Interessanterweise schätzte das Gros der befragten Incentive-Reiseprogramm-Teilnehmenden laut ITI 2024 das Essen in der Gruppe als wichtigste Aktivität ein, gefolgt von kulturellem Sightseeing und auf Platz 3 beziehungsfördernden Aktivitäten. Auch der Punkt Freizeit verzeichnet eine wachsende Bedeutung. Verantwortliche tun also gut daran, das Programm nicht zu eng zu takten, sondern individuell gestaltbare Pausen einzuplanen.

Idealerweise bieten sich dafür Locations mit Wow-Effekt, breitgefächerten Rahmenprogrammmöglichkeiten sowie einem SPA-Bereich für Wellness-Pausen an – vorzugsweise an überraschenden oder aufregenden Destinationen. Den anhaltenden Trend hin zu neuen Reisezielen spiegelt auch der aktuelle ITI wider. Was aber nicht per se gleichbedeutend mit exklusiven Flugreisen sein muss, denn auch Nachhaltigkeit ist weiterhin ein bedeutender Trend der MICE-Branche. In allererster Linie geht es darum, Zugang zu Reiseerfahrungen zu bieten, die die Teilnehmenden auf eigene Faust nicht machen könnten.

Factbox

Laut ITI 2024 machen die größten Ausgaben für Incentive-Reiseprogramme im Jahr 2025 Hotels mit 27 % des Gesamtbudgets aus, gefolgt von Flugkosten mit 22% sowie Ausgaben für Essen & Getränke (18 %) und Aktivitäten (13 %).

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.