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15. Sep 2021

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Wirtschaft

Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette

Journalist: Armin Fuhrer

Das Siegel von We Care geht über herkömmliche Bio-Siegel hinaus und zertifiziert Nachhaltigkeit auf den weiteren Stufen der Wertschöpfungskette.

Nachhaltigkeit wird für viele Verbraucher:innen immer wichtiger, denn immer mehr Menschen möchten sich gesund ernähren und gleichzeitig Klima und Umwelt schützen. Eine Reihe von Systemen zur Bio-, Fair- und Nachhaltigkeitszertifizierung prämieren landwirtschaftliche Produkte von Rohstoffen, die diesem Wunsch folgen. We Care dagegen richtet den Fokus auf das Nachhaltigkeitsmanagement auf den weiteren Stufen der Wertschöpfungskette, also zum Beispiel bei Herstellern und Importeuren. Dadurch sollen zugleich in den Lieferketten Bio-, Fair- und Nachhaltigkeitszertifizierungen gefördert werden. Nach dem We Care-Standard können sich Lebensmittelunternehmen zertifizieren lassen, die selbst Lebens-mittel importieren, verarbeiten oder her-stellen oder bei anderen Unternehmen herstellen lassen.  

We Care stellt dabei Anforderungen an ökologische und soziale Themen, also das gesamte Sortiment und nicht nur an ausgewählte Leuchtturm-Produkte, sowie an die Nachhaltigkeit an eigenen Standorten ebenso wie im Lieferkettenmanagement. We Care möchte auf diese Weise Unternehmen helfen, diese Verantwortung systematisch zu verankern, kontinuierlich weiterzuentwickeln und durch externe Überprüfung und Zertifizierung glaub-würdig und kommunizierbar zu machen. 

Zu den grundlegenden Zielen gehören die Einführung eines ganzheitlichen Standards mit einheitlichem Bewertungssystem, die integrierte Systematik für das Nachhaltigkeitsmanagement von Stand-orten und Lieferketten für Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft und die unabhängige Prüfung und Bestätigung der nachhaltigen Arbeitsweise. Ebenso die Zertifizierung des Managementsystems, die Entwicklungsorientierung mit einem Basislevel und höherem Level und ein integriertes System statt mehrerer Zerti-fizierungen für Unternehmen, bei denen noch keine Nachhaltigkeitsstandards implementiert sind. Nicht zuletzt steht auch die Integration vorhandener Umwelt- und Sozialzertifizierungen und Schließung von möglicherweise noch vorhandenen Lücken im Nachhaltigkeitsmanagement für Unternehmen, die schon einzelne nachhaltigkeitsrelevante Zertifizierungen haben, im Fokus. 

Träger von We Care ist das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Deutschland e.V., bei dem alle Rechte am Standard sowie an dem zugehörigen We-Care-Siegel liegen. Unter dem unabhängigen Dach des Forschungsinstituts erfolgt die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung von We Care durch einen Steuerungsausschuss aus sieben Expertinnen und Experten. Die Mitglieder des Ausschusses sind Angehörige von Einrichtungen der Wissenschaft, Forschung und Zivilgesellschaft und werden personengebunden berufen (Öko-Institut, IÖW, FH-Münster, agroecology.science). Die drei weiteren Mitglieder stammen jeweils von einem zertifizierten Unternehmen (Hersteller sowie Handelsunternehmen) und einem zertifizierenden Unternehmen; sie werden von den Unternehmen gleichartigen Typs entsandt. Die Mitglieder werden jeweils für drei Jahre berufen.

Interessierte Unternehmen können nach einer Beratung durch We Care beim FiBL einen Antrag auf Auditierung, Zertifizierung und Nutzung des Siegels stellen und schließen einen Nutzungsvertrag mit dem Standardträger abschließen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Auditierung und der Vorlage eines Auditierungsberichtes durch eine zuvor ausgewählte Kontrollstelle erhält das Unternehmen das We-Care-Zertifikat durch den FiBL Deutschland e.V. Je nach dem Auditierungslevel (Basislevel oder höheres Level) können Unternehmen dann das We-Care-Siegel in ihrer Kommunikation nutzen.

Grundsätzlich können auch Nicht-Bio-Unternehmen das We-Care-Siegel erhalten, wenn eine Übereinstimmung mit den Standardkriterien vorliegt. Möchte ein Unternehmen allerdings eine Zertifizierung auf einem höherem Level bekommen, die die Kennzeichnung am Produkt erlauben würde, ist ein Bio-Anteil von mindestens 80 Prozent erforderlich. 

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home