15. Sep 2021
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Wirtschaft
Journalist: Thomas Soltau
Deutsche lieben Schokolade. Immer mehr Kakaobohnen kommen dabei aus nachhaltigem Anbau – das ist nicht nur gesünder, sondern verbessert auch die Lebensbedingungen der Kakaobauern und -bäuerinnen. Worauf man beim Kauf achten sollte.
Schokolade ist für Deutsche eine Herzensangelegenheit. Laut einer Statista-Studie essen wir im Durchschnitt gut neun Kilogramm pro Kopf und Jahr – das sind mehr als 90 Tafeln Schokolade. Ob die Kakaobohnen dabei aus nachhaltigem Anbau stammen, ist für Verbraucher:innen häufig unklar. So hat die Stiftung Warentest 2020 ermittelt, dass nur jede dritte Schokolade im Test ein Nachhaltigkeitssiegel trägt. Der Grund: Viele Hersteller drucken entsprechende Zertifikate nicht auf die Verpackung, obwohl das Produkt dafür alle Kriterien erfüllt. Dabei ist der Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos in Deutschland mittlerweile erfreulich hoch. Lag der Marktanteil 2011 bei mageren drei Prozent, verzeichnete er 2020 einen Anstieg auf 77 Prozent, so der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e. V.
Gütesiegel gelten als Kompass bei der Kaufentscheidung. Diese drei Qualitätszeichen stehen für eine nachhaltige Produktion:
• Rainforest Alliance zertifiziert nachhaltige Landwirtschaft. Rund 90 Prozent der Inhaltsbestandteile eines Produktes müssen den Rainforest Alliance-Standards entsprechen. Natürlicher Wald und naturbelassene Ökosysteme dürfen nicht in landwirtschaftliche Fläche umgewandelt werden.
• UTZ ist das weltweit größte Zertifizierungsprogramm für Kakao. Transparenz sowie soziale Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle: So gehört das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit zu den zentralen Kriterien des Gütesiegels.
• Fairtrade: Soziale und ökologische Kriterien stehen bei der Herstellung im Mittelpunkt. Fairtrade bezahlt Mindest-preise, schüttet Fairtrade-Prämien aus und fördert die Bildung gewerkschaftlicher Organisationen.
Deutschland verarbeitet mit über 400.000 Tonnen Kakaobohnen pro Jahr etwa ein Zehntel der Weltkakaoernte. Um den Bedarf weiterhin zu decken oder den Ertrag der Ernte zu steigern, müssen Unternehmen schonend mit den Ressourcen umgehen. Doch die Umweltbilanz beim Kakaoanbau spricht bislang nicht immer dafür. Große Teile des Regenwaldes und Naturschutzgebiete in den Anbauregionen weichen den Kakaoplantagen, um die globalen Märkte mit der braunen Bohne zu beliefern. Jetzt setzt sich aber das Bewusstsein durch, dass nachhaltiger Kakaoanbau ein Schlüssel zum Erfolg ist. Gerade in Zeiten des Klimawandels gilt es, die sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedingungen zu verbessern, um eine Win-win-Situation für alle Beteiligten zu ermöglichen.
Da sich immer mehr Konsument:innen für Transparenz und fairen Lohn der Erzeuger interessieren, haben nicht nur Schokoladenhersteller reagiert. Sie setzen auf eigene Kakaoplantagen in den Anbaugebieten. So werden die Kakaobauern und -bäuerinnen nicht nur direkt von den großen Unternehmen entlohnt, sondern gleichzeitig fortgebildet. Eines der größten Förderprogramme betreibt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie zusammen mit der Bundesregierung, dem Lebensmittelhandel, der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten sowie weiteren Organisationen. Das Forum Nachhaltiger Kakao arbeitet an Lösungen, um die Lebensbedingungen der Kakaobauern und -bäuerinnen zu verbessern, die natürlichen Ressourcen in den Anbauländern zu schonen und den Anbau und die Vermarktung nachhaltig erzeugten Kakaos zu erhöhen.