18. Dez 2019
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Wirtschaft
Journalist: Helmut Peters
Im Zuge des digitalen Zukunftsprojektes 4.0 muss jeder Betrieb über die Optimierung seiner Produktionsansätze nachdenken.
„Organisation ist das große Wort, dem die Zukunft gehört“, sagte der Dichter Christian Morgenstern einmal am Anfang des 20. Jahrhunderts. Seitdem hat uns die Digitalisierung vieles in Sachen Organisation abgenommen. Obwohl wir zu Zeiten des Zukunftsprojektes Industrie 4.0 ja schon recht weit gekommen sind, sind die Abläufe des herstellenden Gewerbes oder eines Handwerksbetriebs in manchen Unternehmen noch nicht auf dem neuesten Stand. Wenn ein Tischler etwa sagt, dass er an einem Arbeitstag nur das zuschneide, was er am nächsten Tag auch zusammenbauen kann, dann ist das vielerorts noch die Ausnahme. Wer sich nicht im Voraus Gedanken darüber macht, wie dieser vorbildliche Tischler, läuft Gefahr, überzähliges Material in seiner Werkstatt anzusammeln. Das verstopft die Räume, belegt womöglich Maschinen und Arbeitskräfte und wirkt sich negativ auf den Gewinn aus. Dabei gibt es doch Software, mit deren Hilfe man im Voraus alles am Computer planen kann, die Konstruktion graphisch skizziert und die technische Ausarbeitung bis ins kleinste Detail ausarbeitet. Selbst wenn verschiedene Gewerke an der Herstellung eines Produktes beteiligt sind, lässt sich mit Hilfe einer nahtlosen Datenintegration ein Produkt von der Kalkulation über den Einkauf, die Produktion und schließlich die Montage planen.
Das Beispiel eines möbelproduzierenden Tischlergewerbes ist insofern gut, als gerade ein Tischler, der etwa ein modernes Ladengeschäft auszustatten hat, zuweilen komplexe Produkte in einer komplexen Umgebung liefern muss. „In der Vergangenheit hat man stets versucht, immer das gleiche Möbel zu produzieren“, sagt ein Branchenkenner. „Heute steht der Prozess im Mittelpunkt. Wir reden über Teile eines Produktes und zunächst einmal noch nicht über ein Ganzes.“ Tatsächlich muss bei der Materialfertigung ein Kunde ja den Plan eines Anbieters abnehmen, seinen Auftrag überdenken und dem beauftragten Hersteller die Fertigung zu einem möglichst günstigen Preis anvertrauen. Durch eine entsprechende Software und Consulting lassen sich auf diese Art auch Kaufentscheidungen noch ganz im Frühstadium fördern.
Die „Teile-Verfolgung“ eines Produktes mit Hilfe einer klug durchdachten Lean Production vermeidet für den einzelnen Betrieb Überproduktion und überflüssige Abläufe. Die Produktion wird eingeteilt und die Fertigungsreihenfolge nach der Montage ausgerichtet. Für den Betrieb bedeutet das am Ende, dass seine Lager nicht überfüllt sind, ein geringer Liquiditätsbedarf entsteht und der zur Verfügung stehende Platz viel besser genutzt werden kann. Außerdem können mit einer solchen strengen Durchorganisation die Qualitätsstandards eines Produktes Schritt für Schritt erhöht werden.
Wenn wir berücksichtigen, dass in Europa, in Skandinavien und Nordamerika die Stundensätze etwa im Handwerksbereich weit über 60 Euro liegen, lässt sich mit Hilfe einer digitalisierten Planung des Produkts und der Fertigung eine hohe Kostenersparnis erzielen. Das kann Einsparungswerte von 20 bis 30 % der Engineeringkosten erreichen.