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11. Sep 2024

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Wirtschaft

Pflanzenschutz ohne Pestizide

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: Adrian Infernus/unsplash

Um den Ertrag und die Qualität landwirtschaftlicher Kulturen zu sichern und teilweise auch zu steigern, gibt es Alternativen zum Einsatz von Glyphosat.

Das Staunen war groß: Anfang Juli hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Zulassung für das Pestizid Glyphosat als unbedenklich beurteilt. „Bei der Bewertung der Auswirkungen von Glyphosat auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt wurden keine kritischen Bereiche ermittelt, die Anlass zur Sorge geben“, heißt es in der jüngst veröffentlichten Neubewertung. Der in den 1970er-Jahren entwickelte Wirkstoff Glyphosat ist heute der am meisten verwendete Inhaltsstoff in Unkrautbekämpfungsmitteln weltweit. Er kommt vor allem in sogenannten Breitbandherbiziden vor, die unerwünschte Pflanzen – so auch wild wachsende Pflanzen – töten. Ob Glyphosat krebserregend ist, Leber-und Stoffwechselerkrankungen begünstigt und die Fruchtbarkeit beeinflusst, darüber wird heftig diskutiert. Fest steht, dass das Pestizid umstritten ist wie kein anderes Pflanzenschutzmittel. Wissenschaftler, Umweltschützer und -verbände kritisieren vor allem die Auswirkungen von Glyphosat auf die Artenvielfalt: Insekten und Feldvögeln entziehe es die Nahrungsgrundlage und auch für Säugetiere und den Menschen stelle Glyphosat ein hohes Risiko dar.

An Alternativen zu Glyphosat mangelt es nicht. Biologische Pflanzenschutzmittel wie die schnell wirkende Pelargonsäure gehören dazu. Die als gut abbaubar geltende Fettsäure wird aus Rapsöl gewonnen und zerstört die Zellstruktur störender Pflanzen. Eine schädliche Wirkung auf Mensch und Natur ist bislang nicht bekannt. Und auch Resistenzen hat man bei der Pelargonsäure noch nicht festgestellt. In der biologischen Landwirtschaft darf das Bio-Herbizid allerdings nicht eingesetzt werden. Denn hier sind chemisch-synthetische Pestizide verboten.

Eine vom Ecologic Institut im Auftrag des BUND erstellte Studie gibt einen Überblick über nicht-chemische Pflanzenschutzmaßnahmen. Sie alle haben zum Ziel, die Widerstandskraft der Kulturpflanzen zu stärken und diese weniger anfällig gegenüber Krankheiten, Schädlingen – und konkurrenzfähiger in Bezug auf unerwünschte Beikräuter – zu machen.

Ackerbauliche Maßnahmen, zum Beispiel eine vielseitige Fruchtfolge, das Anlegen von Mischkulturen, Zwischenfrüchte, Untersaaten und eine gezielte Sortenwahl gehören zu den vorbeugenden, indirekten Maßnahmen. Dies gilt auch für das Anlegen von landwirtschaftlichen Strukturelementen: Hecken, Baumreihen und Blühstreifen fördern die Lebensbedingungen und damit die Ansiedlung von Nützlingen. Physikalische und biologische Maßnahmen zählen zu den direkten Pflanzenschutzmaßnahmen. Hierunter fallen die mechanische und thermische Unkrautbekämpfung sowie die physikalische Saatgutbehandlung. Auch der Einsatz von Makro- und Mikroorganismen hat gemäß der Studie Potenzial, chemisch-synthetische Pestizide zu ersetzen. Mit der gezielten Ansiedelung von Insekten, Spinnen und Nematoden lasse sich so manchem Schädlingen auf den Leib rücken. Und wie sieht es mit dem wirtschaftlichen Potenzial der Maßnahmen aus? Mit Blick auf Einzelwirkstoffe wie Glyphosat können laut Studienlage unter guten landwirtschaftlichen Bedingungen sogar Kosteneinsparungen möglich sein.

14. Nov 2024

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Wirtschaft

Tierfutter im Überblick

**Bio für weniger Rückstände** Biofutter wird aus biologisch erzeugten Zutaten und Inhaltsstoffen hergestellt. Aufgrund der Richtlinien für biologische Landwirtschaft werden dabei keine bzw. weniger synthetische Pestizide, chemische Düngemittel oder genetisch veränderte Organismen eingesetzt. Von Vorteil ist hierbei vor allem, dass dadurch weniger Rückstände, beispielsweise von Antibiotika im Futter enthalten sind. Gut zu wissen: Antibiotikarückstände in Fleisch sind enorm schlecht verträglich und können sogar zu Krankheiten führen. Auch wird bei Biofutter auf eine nachhaltige und artgerechte Tierhaltung Wert gelegt, was dem Schutz der Umwelt dient und die Lebensqualität der Tiere steigert. Häufig ist Biofutter gut geeignet für empfindliche Tiere, aufgrund der hochwertigen und natürlichen Inhaltsstoffe. Wenn Tiere beispielsweise Unverträglichkeiten haben, vertragen sie Biofutter meist besser. Ein Nachteil von Biofutter ist allerdings der Preis, welcher meist teurer ist als herkömmliches Futter. Allerdings ermöglicht der höhere Preis den Bio-Bauern ein nachhaltiges und angemessenes landwirtschaften. ![pexels-rdne-7782871.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_rdne_7782871_6a7a305874.jpg) **Probiotika und Zusatzfutter** Häufig bekommen Tiere mit einer empfindlichen Verdauung Probiotika oder Zusatzfutter verabreicht. Probiotika sind Futterzusätze, die aus lebenden Mikroorganismen bestehen und auch bei Menschen eine positive Wirkung auf das gesamte Verdauungssystem haben. Auch das Immunsystem kann durch die Einnahme von Probiotika gestärkt werden. Ein dritter positiver Aspekt von Probiotika: Das Wohlbefinden in Stresssituationen kann gesteigert werden. Bei Tieren ist dies beispielsweise der Tierarztbesuch. In Zusatzfutter allgemein sind auch häufig Vitamine, Mineralien oder andere Ergänzungen enthalten, abhängig von den Gesundheitszielen der Tiere. Durch die gezielte Zugabe bestimmter Zusatzstoffe im Futter können Mangelerscheinungen behoben und gesundheitliche Probleme gelindert werden. Hierzu zählen meist auch Allergien. Es sollte immer evaluiert werden, welches Tier welches Futter und gegebenenfalls welche Zusatzstoffe benötigt. Die Wirkung kann unterschiedlich ausfallen und nicht bei jedem Tier ist die Gabe von Probiotika gleichermaßen effektiv. Ein Nachteil ist – ähnlich wie beim Biofutter –, dass hochwertige probiotische Zusätze und Ergänzungen im Zusatzfutter meist teuer sind. ![pexels-mohd-adnan-khan-78969656-14965274.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_mohd_adnan_khan_78969656_14965274_1e096f4b04.jpg) **Performancefutter für aktive Tiere** Unter Performancefutter versteht man spezielles Futter, um den erhöhten Nährstoffbedarf von aktiven, arbeitenden oder sportlichen Tieren zu decken. Meist enthält Performancefutter einen erhöhten Anteil an Proteinen, Fetten und Energie. Vorteile dieses speziellen Futters sind die höhere Leistungsfähigkeit der Tiere, da das Futter auf den gesteigerten Energiebedarf angepasst ist. Insbesondere auch bei intensiver Bewegung wird gewährleistet, dass genügend Nährstoffe aufgenommen werden und die Tiere weiterhin Leistungsfähig bleiben. Auch enthält Performancefutter oft zusätzliche Nährstoffe, die Muskulatur, Gelenke und die allgemeine Fitness unterstützen. Hierzu zählen vor allem Omega-3-Fettsäuren. Diese tragen auch zu einer schnelleren Regeneration nach intensiver Aktivität bei. Es gilt zu beachten, dass dieses spezielle Futter nur für sehr aktive Tiere geeignet ist, da es ansonsten zu Übergewicht führen kann. Wie auch Zusatzfutter und Biofutter, ist bei Performancefutter aufgrund der speziellen und hochwertigen Inhaltsstoffe meist ein teurerer Preis zu erwarten. ![GemaesteteLarven_und_Junglarven.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Gemaestete_Larven_und_Junglarven_5eda974d54.jpg) **Insekten als Umweltretter** Larven der Schwarzen Soldatenfliege oder Mehlwürmer werden häufig aufgrund ihres Proteingehalts als Basis von Insektenfutter genutzt. Klingt erstmal überraschend? Futter aus Insekten ist der neueste Trend in der Landwirtschaft und auch im privaten Bereich. Es wird als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen tierischen Proteinen wie Huhn oder Rind gesehen. Insektenprotein hat einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck als die Fleischproduktion: weniger Wasserverbrauch bei der Erzeugung und deutlich weniger CO2-Emissionen. Auch für Tiere mit Allergien oder Unverträglichkeiten kann Insektenprotein eine gute Alternative gegenüber herkömmlichen Proteinquellen darstellen, da Insekten bei vielen Tieren zum natürlichen Nahrungsmittelspektrum zählen. Außerdem ist das Futter enorm nährstoffreich: Insekten bestehen aus einem großen Proteinanteil, essenziellen Aminosäuren und gesunden Fettsäuren. Da insektenbasiertes Tierfutter gerade erst etabliert wird, ist es meist noch etwas teurer und nicht so verbreitet wie herkömmliches Futter. Auch kann es vorkommen, dass Tiere und Tierhalter sich erst einmal an Insektenfutter gewöhnen und es akzeptieren müssen.