Diesen Artikel teilen:

1. Sep 2022

|

Business

Platzsparendes Parken

Journalist: Thomas Soltau

|

Foto: Presse

Parkplätze für Elektroautos gelten in der Stadt als Mangelware – neue Innovationen sind dringend gefragt. Das junge Unternehmen „E-Parktower GmbH“ hat die Lösung gefunden: die Autos parken über- statt nebeneinander.

Die Parkplatzsuche in Innenstädten wird immer mehr zur nervenden Geduldsprobe – besonders für E-Autos. Glaubt man den Einschätzungen von Experten, soll sich die Anzahl der Elektrofahrzeuge bis 2030 auf 15 Millionen erhöhen. Markus Emmert, Vorstand des Bundesverbands Mobilität, sagte dazu in einem Interview mit dem Redaktions Netzwerk Deutschland: „Ich muss wissen, wo ich mein Fahrzeug abstellen kann. Und im Kontext der E-Mobilität spielt auch die Frage eine Rolle, wo ich zuverlässig und sicher laden kann. Das ist letzten Endes das Rückgrat der Mobilität.“ Doch wie lässt sich Mobilität in unseren Städten attraktiv und nachhaltig gestalten? Auf diese Frage gibt es eine Antwort: mit dem E‑Parktower. Das neue Konzept bietet eine zuverlässige Infrastruktur für normale und E-Fahrzeuge mit erneuerbaren Energien für die grüne Elektrifizierung verbunden mit sicheren Parkraum. Die Lösung ist denkbar einfach: Stapeln für mehr Platz. Der Turm mit Paternoster-Technik benötigt nur 60 Quadratmeter Grundfläche und schont somit wertvolle Flächen.

Rund zwei Jahre Zeit investierten die jungen Unternehmer Manuel Huch, Markus, Martin und Lukas Mika in die Entwicklung des E‑Parktowers. Das platzsparende patentierte Parkhaus verfügt über Ladepunkte für E‑Autos und große Sicherheit vor Diebstahl sowie Vandalismus. Dazu sieht es noch ansprechend aus. Die Idee haben die Unternehmer aus China übernommen, welche für die Konzeption für den hiesigen europäischen Markt grundlegend modifiziert werden musste. Nur so genügt es den Anforderungen an Statik, Brandschutz und Sicherheit. Wie das Parken der Zukunft aussieht, lässt sich im nordrhein-westfälischen Haltern am See betrachten: Rund zwölf Meter ragt der Turm aus Glas und Stahl gegenüber dem Hauptbahnhof als Vorzeigetower in die Höhe, in dem acht Parkgondeln untergebracht sind. Die Konstruktion ist modular mit 6 bis 16 Gondeln bestückbar. Der Parkvorgang erfolgt nach dem Paternoster-Prinzip: Ein freier Parkplatz steht bereit, nach der Authentifizierung öffnet das Rolltor und das Fahrzeug kann auf die Parkgondel einfahren. Nach Verlassen des Innenraums wird ein Sicherheitsscan durchgeführt, die Autos werden vollautomatisch in die Höhe geparkt. Selbst das Gewicht eines E-SUVs, Transporters oder Kleinbusses stellt kein Problem dar. Eine Solaranlage zur Grünstromerzeugung auf dem Dach, sowie in der Fassade kann den Betrieb in Verbindung mit einem stationären Speicher unterstützen, somit ist das System Teilautark. Mit dieser Lösung leistet der E-Parktower einen sinnvollen Beitrag zur Energie- sowie Mobilitätswende und soll europaweit Schule machen. Übrigens hat der TÜV die Entwicklung des Prototypen begleitet und überprüft.

Mit dem Konzept der Flächeneffizienz soll der E-Parktower eine zeitgerechte Lösung zur Schließung von Baulücken oder Brachland in dicht besiedelten Regionen als Mobilitäts-Hub oder als Quartiersgarage sein. Wie viel Platz der E-Parktower spart, zeigt eine Rechnung der Halterner Zeitung: 64 herkömmliche Stellplätze benötigen 1.792 Quadratmeter, nebeneinander in die Höhe gestapelt sind es lediglich 448 Quadratmeter. Auch an Ladepunkte wurde gedacht: Jeder Stellplatz ist für E-Mobilität vorbereitet und kann über eine Wallbox verfügen, die mit bis zu 22 kW lädt. Die intelligente Steuerung verbunden mit einer Fernleittechnik wurde durch das Team selber mit Partnern entwickelt. Auf Grundstücken mit vielen Kontaktpunkten kann zusätzlich eine digitale Werbefläche integriert werden.

Die klimafreundliche Lösung kann vor allem für Städte und Unternehmen interessant sein. Manuel Huch, Gründer und CEO E-Parktower GmbH: „In zahlreichen Städten in Deutschland wäre ein E-Parktower baurechtlich möglich. Der Turm kann privat oder öffentlich genutzt werden und kann sowohl einzeln stehen als auch in jedes Gebäude integriert werden. Er ist damit das perfekte Produkt, alternativ oder ergänzend zu einem klassischen Parkhaus oder einer Tiefgarage.“ Damit wäre der E-Tower ein geeignetes Instrument, um die Mobilitätswende und ebenfalls die Ziele der Bundesregierung voranzutreiben.

27. Jun 2025

|

Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Span-nungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Be-schaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulie-ren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Her-steller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Statt-dessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbe-stände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen ge-meinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in en-ger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wie-derum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Aus-wahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lie-ferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lie-ferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, so-zial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne ge-zahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entspre-chend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichte-ten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemein-sam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Part-nerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zu-sammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Info-tainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim au-tonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vor-standsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Management-karriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldti-mer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Aus-flüge mit ihrem Hund in die Natur.

30. Apr 2025

|

Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home