Diesen Artikel teilen:

27. Feb 2019

|

Wirtschaft

Roboter – die ‚Dritte Hand‘ des Handwerkers

Journalist: Armin Fuhrer

Die Digitalisierung macht auch vor dem Handwerk nicht halt. Gunnar Bloss und sein Modellbaubetrieb werk5 sind schon lange ein Vorreiter auf dem Gebiet. 

„Handwerk hat goldenen Boden“ heißt es in Deutschland seit Jahrzehnten. Damit sich daran nichts ändert, müssen aber auch Handwerksbetriebe aus ganz verschiedenen Branchen mit der Zeit gehen. Und das bedeutet: Sie müssen auf den Zug der Digitalisierung springen. Gunnar Bloss hat das schon vor rund 20 Jahren erkannt. „Schon seit Mitte der neunziger Jahre verwenden wir digitale Technik und entwickeln sie immer wieder fort“, sagt der 48-Jährige Tischler und Architekt, einer von vier Geschäftsführern des Modellbaubetriebs werk5, der mitten in Berlin angesiedelt ist. 

In den Räumen von werk5 arbeiten insgesamt 32 Mitarbeiter, von denen viele im eigentlichen Kerngeschäft tätig sind: Hochwertiger Modell- und Exponatebau. Bloss und seine Kollegen fertigen für ihre Kunden alle nur erdenklichen Modelle an. Ein Highlight waren die Modellinstallation für das James-Bond-Museum im österreichischen Sölden, womit die spannendste Verfolgungsjagd aus „Spectre“ modellhaft nachgestellt wurde. Der Transport der Exponate in 20 riesigen Kisten erfolgte am Ende durch einen Hubschrauber auf den Gipfel des 3000 m hohen Gaislachkogl. Zur Zeit tüfteln die Fachleute von werk5 an komplexen Stadtmodellen von Berlin, die demnächst auf der dortigen Museumsinsel zu sehen sein sollen. „Das ist eine wahnsinnig aufwändige Arbeit“, berichtet Pia-Christina Flaam. Die 32Jährige hat früher in der Juwelierbranche gearbeitet, ist aber vor einem halben Jahr umgestiegen und lässt sich bei werk5 zur Technischen Modellbauerin ausbilden. Sie ist begeistert von der Vielfältigkeit ihres neuen Jobs. 

Ein kompliziertes Modell wird heute nicht einfach nach den Angaben des Auftraggebers zusammengebaut. „Unsere Arbeit beginnt mit der Planung, die durchaus zwei Monate dauern kann. Dann werden die Einzelteile maschinell hergestellt und schließlich von Hand zusammengesetzt“, so Bloss. Dieser Prozess könne bei einem komplizierten und großem Modell ein paar Monate dauern. Eine gute und durchgängige CAD-Planung erleichtert die anschließende Produktion und ermöglicht auch täglich neue Wege der Umsetzung zu gehen. Für die Herstellung arbeiten die Experten von werk5 schon lange auch mit 3D-Druckern. 

Während für viele solche 3D-Drucker gerade der totale Hype sind, ist Gunnar Bloss schon einen Schritt weiter. „Wir setzen immer mehr Roboter bei unserer Arbeit ein“, sagt er. „Die Robotik ist ein Instrument, das sehr gut der Arbeit des Handwerkers entspricht, hat Pia Flaam sehr schnell gelernt: „Roboter können sehr präzise Teile im 3D-Raum platzieren, Teile mehrachsig fräsen oder polieren, bei denen das in manueller Arbeit sehr schwierig ist“. Gerade läuft bei werk5 ein Forschungsprojekt das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird, bei dem untersucht wird, wie mit Hilfe eines Roboters beliebige 3D-Körper aus einzelnen Bauelementen zusammengesetzt werden können. Dabei handelt es sich um einen sogenannten ‚Cobot‘, der direkt mit dem Menschen interagiert. „Die Wortschöpfung ‚Cobot‘ stammt von dem Begriff collaborative robot. Er ist für uns so eine Art ‚Dritte Hand‘“, erklärt Gunnar Bloss.

Bleibt eine Frage: Inwieweit handelt es sich bei dieser Arbeitsweise eigentlich noch um das klassische, herkömmliche Handwerk? „Menschen werden für unsere Arbeit immer gebraucht werden“, betont Pia Flaam. Denn es gebe Aufgaben, die nur ein Mensch durchführen kann. Es werde Fachwissen benötigt, das so nur der Mensch haben kann. Etwa die Beurteilung, welcher Klebstoff zu welchem Kunststoff passe oder welches Holz sich für das geplante Modell am besten eigne. Nicht zuletzt sei es ja der Mensch, der am Ende das fertige Produkt begutachte und die Freigabe erteile. Gunnar Bloss betont: „Die Angst davor, dass der Roboter im Handwerk den Menschen ersetzt, ist völlig unbegründet. Es braucht in der Einzelfertigung immer einen Menschen, um den Roboter zu lenken. Grundsätzlich gilt hier/das Handwerk im Gegenteil: Je mehr Maschinen, umso mehr Menschen.“ 

Dass es zunächst bei Handwerksbetrieben eine gewisse Hemmschwelle vor der Einführung digitaler Technik gibt, kann Gunnar Bloss durchaus verstehen. Die größte Herausforderung sei die Integration der neuen Digitaltechnik in die vorhandenen Arbeitsabläufe. Dafür müssten auch die Mitarbeiter geschult werden. Und nicht zuletzt müssen Roboter erst einmal angeschafft werden – und die sind noch relativ teuer. „Es gibt aber Fördermittel, die erleichtern den Gang in die Zukunft sehr“, weiß Bloss. Jeder Betrieb werde von dem vollzogenen Schritt profitieren, ist er sich sicher. Und schließlich sollte doch das Motto eines Handwerkers sein: Probleme treten nicht auf, um an ihnen zu scheitern, sondern um sie zu lösen.

23. Okt 2025

|

Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

23. Okt 2025

|

Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.