Diesen Artikel teilen:

16. Mär 2023

|

Wirtschaft

Schnellkochtopf spart schlau Energie

Journalist: Kerstin Kloss

|

Foto: Uwe Conrad/unsplash

Regionale Lebensmittel sind wichtige Zutaten für nachhaltiges Kochen. Wer sie im richtigen Gefäß gart, darf guten Gewissens klimafreundlich genießen.

Ab April ist Blumenkohl wieder als regionales Saisongemüse verfügbar und eignet sich ideal für die nachhaltige Küche. Aber aufgepasst, dass der CO2-Fußabdruck auch am Herd klein bleibt – sonst gibt es Punktabzug nach dem sonst so klimafreundlichen Einkauf auf dem Markt. Wer das weiße Gemüse smart im Schnellkochtopf zubereitet, verbraucht nur halb so viel Energie wie in einem konventionellen Kochtopf. Das ipi Institut für Produkt- und Marktforschung in Stuttgart gibt den Gesamt-Energieverbrauch mit 198 im Vergleich zu 404 Wattstunden an. Außerdem ist Blumenkohl laut ipi schon in 13 Minuten essfertig, während er normalerweise knapp dreißig Minuten köchelt.

Im Schnellkochtopf verkürzt sich die Kochzeit, weil Lebensmittel darin mit höherer Temperatur von fast bis zu 120 Grad gar werden. Möglich macht das ein dicht schließender Deckel mit fest einrastendem Schraubverschluss und druckfester Gummiringdichtung. Nachhaltiges Kochen geht fix: Einfach den Topfboden mit etwas Wasser befüllen, Lebensmittel ressourcenschonend in einer Schüssel statt unter dem laufenden Wasserhahn waschen, in den Siebeinsatz des Dampfdrucktopfes legen, Deckel zuschrauben – fertig. Im Inneren kann sich Druck für das Dampfgaren aufbauen, das als besonders nährstoff- und aromaschonend gilt.

Der ‚Speedy Gonzales‘ unter den Töpfen punktet hinsichtlich Energie, Zeit und Nährstoffen bei fast allen unverarbeiteten Lebensmitteln, die auf dem Einkaufszettel für nachhaltiges Kochen so stehen. Das gilt ipi zufolge speziell für Hülsenfrüchte, wie unverarbeitete Sojabohnen, die mit allen erhaltenen Mineralstoffen schon nach gut 30 Minuten gar sind anstatt nach über zwei Stunden. Blumenkohl verfügt nach dem Dampfgaren noch über 82 Prozent der Mineralstoffe , während im normalen Kochtopf durch den direkten Wasserkontakt bereits fast 50 Prozent ausgewaschen werden.

Stiftung Warentest hat nachgewiesen, dass Schnellkochtöpfe vor allem auf einem energieeffizienten Induktionsherd schnell kochen. Aber hohe Anschaffungskosten schrecken ab. Kann Kochen fürs Klima auch mit gewöhnlichen Töpfen auf Herden mit Glaskeramik-Kochfeldern oder Gussplatten gelingen? „Schon mit einfachen Handgriffen lässt sich einiges bewirken“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer bei der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche, AMK, in Mannheim. Die Wirtschaftsvereinigung und Interessenvertretung der Küchenbranche rät: Deckel drauf, damit kein Wasserdampf entweichen kann und es schneller geht, nicht mehr Wasser verwenden als nötig.

Umweltwissenschaftler Christoph Schulz engagiert sich in seinem Blog ‚CareElite‘ für nachhaltige Lebensweisen. Sein Kochtipp: „Restwärme nutzen“ – also die Herdplatte zwei bis drei Minuten früher abstellen. Und das Bundesministerium für Verbraucherschutz verweist auf den Wasserkocher, der gegenüber einem Elektroherd deutlich weniger Strom benötigt. So lässt sich der CO2-Fußabdruck verringern, wenn Blumenkohl im normalen Topf köchelt.

4. Jul 2025

|

Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.

30. Jun 2025

|

Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.