Eine Baustelle

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21. Mär 2024

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Wirtschaft

„Sinnvolle Methode“ – Interview mit Christine Lemaitre

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: DGNB

Ein Interview mit Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) indem sie über das Thema Urban Mining spricht.

dgnb_pressebild_christine_lemaitre_2021.jpgChristine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)

Frau Lemaitre, Urban Mining gilt als erfolgsversprechende Methode, um nachhaltiger und damit klimaschonender zu bauen. Sehen Sie das auch so?

Das kommt drauf an. Wenn es richtig gemacht wird, also schon verwendete Materialien aus Abriss-Gebäuden wieder entnommen werden, um sie regional weiter zu verwenden, dann ist es ein großer Schritt, denn dadurch fallen die Produktions- und Transportemissionen weitgehend weg. Das macht aber nur dann Sinn, wenn wirklich die Transportstrecken weitgehend entfallen und aus dem wiedergewonnenen Material etwas Neues entsteht. Urban Mining ist also ein Puzzlestück, das richtig genutzt, sehr vorteilhaft sein kann. Besser ist es aber, gleich Gebäude mit möglichst langen Nutzungszeiten zu bauen, denn dann muss man weniger Material entnehmen oder austauschen.

Gibt es in der Baubranche das nötige Bewusstsein für die Möglichkeiten von Urban Mining?

Das Thema wird derzeit stark kommuniziert. Es wird natürlich dann richtig interessant, wenn die Unternehmen ihre eigenen Vorteile, zum Beispiel bei der Kostenersparnis, entdecken. Auch für Hersteller von Bauprodukten ist es interessant, weil sie auf diese Weise günstig an Material kommen können – zumal in einer Zeit, in der es schwieriger geworden ist, Rohstoffe wie Sand, der beispielsweise für die Glasherstellung verwendet wird, zu kaufen.

Stellt Urban Mining die Unternehmen vor besondere Herausforderungen?

Oft gibt es einen großen Zeitdruck, denn die Rückbauunternehmen bekommen meistens eine sehr kurze Frist, um ihre Arbeit zu erledigen. Mit mehr Zeit könnten die Unternehmen noch mehr machen, als heute gewöhnlich passiert.

Sollte das gesetzlich geregelt werden?

Ich bin der Ansicht, dass für jeden Abbruch eine behördliche Genehmigung erforderlich sein müsste. In den Anträgen sollten Angaben zum Grund des Abbruchs, zum Konzept und zu Verwendung der Materialien abgefragt werden. An dieser Stelle sehe ich die Kommunen viel stärker in der Verantwortung.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes