28. Sep 2023
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Wirtschaft
Journalist: Julia Butz
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Foto: ThisIsEngineering RAEng/unsplash, Bitkom
„Digitalisierte Landwirtschaft ist noch ein junges Feld“, sagt Jana Moritz, Ref. Digital Farming & Food Tech, Bitkom e. V. über Smart Farming.
Jana Moritz, Referentin Digital Farming und Food Tech bei Bitkom e. V.
Steigerung von Nachhaltigkeit und Effizienz, Arbeitszeiteinsparung und -erleichterung, geringerer Einsatz von Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Energie und eine Verbesserung des Tierwohls: Das sind nach Jana Moritz, Referentin Digital Farming und Food Tech bei Bitkom e. V. die größten Nutzen der Digitalisierung für die Landwirtschaft.
Als einer der ersten Branchen hat sich die Landwirtschaft auch GPS-Daten zunutze gemacht, die für Traktoren und selbstfahrende Erntefahrzeuge den Fahrweg optimieren und Treibstoff einsparen.
Informatik und Elektronik prägen den landwirtschaftlichen Alltag der Nahrungsmittelproduktion bereits seit vielen Jahren: Wetter-Apps und Datenmanagementsysteme helfen, die komplexen und dynamischen Produktionsbedingungen bei Ernte und Bodenbearbeitung zu terminieren. Drohnen überwachen den Pflanzenbestand aus der Luft und können über Wärmebild-Lokalisierung Rehe vor der Heuernte schützen, digital gesteuerte Melkmaschinen oder Klimaführungssysteme im Stall sorgen für mehr Tierwohl. Als einer der ersten Branchen hat sich die Landwirtschaft auch GPS-Daten zunutze gemacht, die für Traktoren und selbstfahrende Erntefahrzeuge den Fahrweg optimieren und Treibstoff einsparen.
Vereinzelte Großbetriebe nutzen Smart Farming-Anwendungen, die eine punktgenaue Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln ermöglichen. Die Informationen der Beschaffenheit einzelner Feldteile aus Sensortechnik, Satellitendaten und hochauflösenden, dreidimensionalen Bodenkarten werden gebündelt und für die zielgerichtete Bewirtschaftung an den Bordcomputer des Traktors übertragen. Jede Anbaufläche wird dabei auf den Zentimeter genau erfasst, die Qualität einzelner Feldteile per digitaler Analyse charakterisiert und der Nährstoffbedarf jeder Pflanze dokumentiert. Allerdings ist nach Jana Moritz die Interoperabilität noch in der Entwicklungsphase: „Damit die Übertragung der gesammelten Daten auch in Echtzeit passieren kann, bedarf es einer systemübergreifenden Vernetzung der Maschinen und dessen optimaler Steuerung. Die Herausforderung liegt derzeit noch darin, dass dies in Unabhängigkeit von einem einzelnen Hersteller und datenschutzkonform passieren muss.“
Nach der jüngsten Bitkom-Studie (3/2022) sahen 78 % der Landwirte die Digitalisierung als große Chance, nur 17 % planten allerdings darin zu investieren. „Wir arbeiten derzeit an einer aktuellen Studie, die 2024 veröffentlicht werden soll und sind sehr gespannt, inwieweit sich diese Werte verändert haben“, so Moritz. Neben mangelnden Investitionen und entsprechender öffentlicher Förderleistungen sieht Jana Moritz auch die fehlenden technischen Voraussetzungen noch als Herausforderung: „Um digitale Technologien stärker und auch für kleinere Betriebe und Nebenerwerbslandwirte in der Praxis zu verbreiten, ist in den vorwiegend ländlichen Regionen der Ausbau der digitalen Infrastruktur notwendig. Sowie ein entsprechender Wissenstransfer: Für einen breiteren Einsatz digitaler Tools fehlt es noch an Know-how und entsprechender Fortbildungsmöglichkeiten.“