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23. Mär 2023

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Wirtschaft

Stellenwert von Logistikberufen wird zunehmen

Journalist: Theo Hoffmann

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Foto: Presse

Thomas de Courten, Präsident des Verbands schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen.

Die Automatisierung in der Logistik hat sich gut entwickelt. Der Schweizer Verband SPEDLOGSWISS sieht auch für Arbeitskräfte ein grosses Zukunftspotential.

Wie gestört sind die Lieferketten mit Blick auf die Rolle der Logistik? Wie kann die Effizienz verbessert werden?
Mit Beginn der Coronapandemie wurde die Produktion in Asien eingestellt. Lieferketten wurden unterbrochen und der Nachschub von Containern in Europa gebremst. Die Folge war ein grosser Mangel an Container- und Schiffskapazitäten auf der Asien-Europa-Route. Erstmals seit Jahrzehnten übertraf die globale Nachfrage nach Seefrachtkapazitäten das Angebot. Der hohe Globalisierungsgrad erklärt, weshalb sich diese Aspekte sofort auf alle Länder ausgewirkt haben. Nicht nur Konsumgüter, sondern auch Vorprodukte der industriellen Fertigung konnten nicht mehr in der gewünschten Menge transportiert werden. Schiffe mit geladenen Containern waren in den Seehäfen blockiert. Massive Verspätungen waren die Folge; Speditionsprozesse zu planen beinahe unmöglich geworden. Diese Störung der Lieferketten ist noch nicht überwunden. Die Mehrheit der speditionellen Prozesse ist auch derzeit nicht automatisierbar. Es braucht Menschen mit Fachwissen, die diese Arbeiten erledigen. Die Ausbildung und Sicherstellung von Fachkräften ist deshalb ein Kernanliegen unseres Branchenverbands.

Viele Unternehmen stehen wegen Fachkräftemangels vor enormen logistischen Herausforderungen. Wodurch wird das in der Logistik vor allem kompensiert?
Es gibt noch Potential zur Automatisierung logistischer Prozesse. Ein Mangel an Arbeitskräften wird auch in den kommenden Jahren vorherrschen. Deshalb müssen routinierbare Prozesse digitalisiert werden. Den Arbeitnehmenden können so anspruchsvollere Arbeitsplätze angeboten werden. 

Bei allen Logistikprozessen geht es auch darum, mit Hilfe von Vernetzung und Digitalisierung Kräfte zu bündeln. Was muss getan werden, um den Stand der Digitalisierung in allen beteiligten Unternehmen zu optimieren?
Mit der Digitalisierung von Logistikprozessen wird eine höhere Effizienz und damit eine Senkung der Kostenbasis angestrebt. Hier geht es auch um Marktchancen. Es liegt im Interesse jedes einzelnen Unternehmens, ihre eigene Digitalisierung voranzutreiben. Wir als Branchenverband bieten dazu Austauschplattformen an, um Informationen und Wissen weiterzugeben.

Inwieweit wird der Fachkräftemangel durch Robotik und Automatisierung kompensiert?
Durch den Einsatz von Robotik und Automatisierung entsteht einerseits eine Einschränkung der kurzfristigen Flexibilität, anderseits sind Investitionen nötig. Die Automatisierung zieht also langfristige Konsequenzen nach sich. Eine Teilautomatisierung ist für viele Logistikunternehmen der richtige Weg.

Welche Neuheiten gibt es in diesem Bereich?
Der Einsatz von Softwarerobotern zur automatisierten Zusammenarbeit mit Programmen (Robotic Process Automation, RPA) wird wohl auch 2023 eine wichtige Rolle spielen. Wiederholende Aufgaben wie das Datenhandling werden so automatisiert. Die Technologie kann aber auch dabei helfen, die Rückverfolgung von Warenströmen oder Statusmeldungen von Versandaufträgen sicherzustellen.

Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass die Branche die Zusammenarbeit und den Austausch vor allem in einer kritischen Zeit wie dieser untereinander verbessert?
Eine der zentralen Aufgaben der SPEDLOGSWISS ist es, unsere 340 Mitgliedsfirmen miteinander zu vernetzen und in Gremien den fachlichen Austausch zwischen den Unternehmen zu fördern. Spediteure als Organisatoren des Güterverkehrs sind seit einigen Jahren auch in den Markt der außerbetrieblichen Logistik eingestiegen. Dies ist mit hohen Investitionen in Anlagen verbunden. «Best Practice»-Lösungen entwickeln und dieses Wissen unseren Verbandsmitgliedern zur Verfügung zu stellen: Das ist geldwerter Nutzen, den wir als Branchenverband generieren.

Wie beurteilen Sie die Zukunft der Logistik? 
Logistik, Spedition und Transport sind zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Die Schweiz hat eine Vollbeschäftigung (2% Arbeitslosenquote) und eine Inflation von lediglich 2.8%. Das sind ideale Rahmenbedingungen. Schweizweit sind über 200'000 Personen direkt bei Logistikdienstleistern (Spedition Export/Import/Zoll, Transporte, Lagerlogistik, Recycling u.a.) tätig. Zusätzlich sind Arbeitskräfte auch im Handel, der Industrie, Supply Chain oder in der Verpackungsentsorgung logistisch tätig. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder fünfte Beschäftigte in der Schweiz direkt oder indirekt einem «Logistik-Beruf» nachgeht. Der Stellenwert dieser Berufe wird weiter zunehmen.

Thomas de Courten ist Nationalrat und Präsident von SPEDLOGSWISS, dem in Basel ansässigen Verband schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen. Fast 95 Prozent der international tätigen Schweizer Speditions- und Logistikunternehmen sind in diesem Berufsverband organisiert.

14. Nov 2024

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Wirtschaft

Tierfutter im Überblick

**Bio für weniger Rückstände** Biofutter wird aus biologisch erzeugten Zutaten und Inhaltsstoffen hergestellt. Aufgrund der Richtlinien für biologische Landwirtschaft werden dabei keine bzw. weniger synthetische Pestizide, chemische Düngemittel oder genetisch veränderte Organismen eingesetzt. Von Vorteil ist hierbei vor allem, dass dadurch weniger Rückstände, beispielsweise von Antibiotika im Futter enthalten sind. Gut zu wissen: Antibiotikarückstände in Fleisch sind enorm schlecht verträglich und können sogar zu Krankheiten führen. Auch wird bei Biofutter auf eine nachhaltige und artgerechte Tierhaltung Wert gelegt, was dem Schutz der Umwelt dient und die Lebensqualität der Tiere steigert. Häufig ist Biofutter gut geeignet für empfindliche Tiere, aufgrund der hochwertigen und natürlichen Inhaltsstoffe. Wenn Tiere beispielsweise Unverträglichkeiten haben, vertragen sie Biofutter meist besser. Ein Nachteil von Biofutter ist allerdings der Preis, welcher meist teurer ist als herkömmliches Futter. Allerdings ermöglicht der höhere Preis den Bio-Bauern ein nachhaltiges und angemessenes landwirtschaften. ![pexels-rdne-7782871.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_rdne_7782871_6a7a305874.jpg) **Probiotika und Zusatzfutter** Häufig bekommen Tiere mit einer empfindlichen Verdauung Probiotika oder Zusatzfutter verabreicht. Probiotika sind Futterzusätze, die aus lebenden Mikroorganismen bestehen und auch bei Menschen eine positive Wirkung auf das gesamte Verdauungssystem haben. Auch das Immunsystem kann durch die Einnahme von Probiotika gestärkt werden. Ein dritter positiver Aspekt von Probiotika: Das Wohlbefinden in Stresssituationen kann gesteigert werden. Bei Tieren ist dies beispielsweise der Tierarztbesuch. In Zusatzfutter allgemein sind auch häufig Vitamine, Mineralien oder andere Ergänzungen enthalten, abhängig von den Gesundheitszielen der Tiere. Durch die gezielte Zugabe bestimmter Zusatzstoffe im Futter können Mangelerscheinungen behoben und gesundheitliche Probleme gelindert werden. Hierzu zählen meist auch Allergien. Es sollte immer evaluiert werden, welches Tier welches Futter und gegebenenfalls welche Zusatzstoffe benötigt. Die Wirkung kann unterschiedlich ausfallen und nicht bei jedem Tier ist die Gabe von Probiotika gleichermaßen effektiv. Ein Nachteil ist – ähnlich wie beim Biofutter –, dass hochwertige probiotische Zusätze und Ergänzungen im Zusatzfutter meist teuer sind. ![pexels-mohd-adnan-khan-78969656-14965274.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_mohd_adnan_khan_78969656_14965274_1e096f4b04.jpg) **Performancefutter für aktive Tiere** Unter Performancefutter versteht man spezielles Futter, um den erhöhten Nährstoffbedarf von aktiven, arbeitenden oder sportlichen Tieren zu decken. Meist enthält Performancefutter einen erhöhten Anteil an Proteinen, Fetten und Energie. Vorteile dieses speziellen Futters sind die höhere Leistungsfähigkeit der Tiere, da das Futter auf den gesteigerten Energiebedarf angepasst ist. Insbesondere auch bei intensiver Bewegung wird gewährleistet, dass genügend Nährstoffe aufgenommen werden und die Tiere weiterhin Leistungsfähig bleiben. Auch enthält Performancefutter oft zusätzliche Nährstoffe, die Muskulatur, Gelenke und die allgemeine Fitness unterstützen. Hierzu zählen vor allem Omega-3-Fettsäuren. Diese tragen auch zu einer schnelleren Regeneration nach intensiver Aktivität bei. Es gilt zu beachten, dass dieses spezielle Futter nur für sehr aktive Tiere geeignet ist, da es ansonsten zu Übergewicht führen kann. Wie auch Zusatzfutter und Biofutter, ist bei Performancefutter aufgrund der speziellen und hochwertigen Inhaltsstoffe meist ein teurerer Preis zu erwarten. ![GemaesteteLarven_und_Junglarven.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Gemaestete_Larven_und_Junglarven_5eda974d54.jpg) **Insekten als Umweltretter** Larven der Schwarzen Soldatenfliege oder Mehlwürmer werden häufig aufgrund ihres Proteingehalts als Basis von Insektenfutter genutzt. Klingt erstmal überraschend? Futter aus Insekten ist der neueste Trend in der Landwirtschaft und auch im privaten Bereich. Es wird als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen tierischen Proteinen wie Huhn oder Rind gesehen. Insektenprotein hat einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck als die Fleischproduktion: weniger Wasserverbrauch bei der Erzeugung und deutlich weniger CO2-Emissionen. Auch für Tiere mit Allergien oder Unverträglichkeiten kann Insektenprotein eine gute Alternative gegenüber herkömmlichen Proteinquellen darstellen, da Insekten bei vielen Tieren zum natürlichen Nahrungsmittelspektrum zählen. Außerdem ist das Futter enorm nährstoffreich: Insekten bestehen aus einem großen Proteinanteil, essenziellen Aminosäuren und gesunden Fettsäuren. Da insektenbasiertes Tierfutter gerade erst etabliert wird, ist es meist noch etwas teurer und nicht so verbreitet wie herkömmliches Futter. Auch kann es vorkommen, dass Tiere und Tierhalter sich erst einmal an Insektenfutter gewöhnen und es akzeptieren müssen.