Hier sieht man jemanden an einem Traktormotor arbeiten

Diesen Artikel teilen:

28. Mär 2024

|

Wirtschaft

Technik für Zukunft, Freiheit und Wettbewerb

Journalist: Theo Hoffman

|

Foto: Presse, Martin Gruber KG

Der Beruf Land- und Baumaschinenmechatroniker ist ein auf ein breites Tätigkeitsfeld ausgerichteter anerkannter handwerklicher Ausbildungsberuf.

2022-09 - Oelck.jpg Dr. Michael Oelck, Hauptgeschäftsführer LandBauTechnik

Welche Neuerungen in der Digitalisierung und Technik modernster Land- und Baumaschinen halten Sie für besonders interessant? Die Agrarwirtschaft befindet sich schon länger in einem grundsätzlichen Wandel. Wir sprechen heute schon von Präzisionslandwirtschaft und dafür sind eben digitale und intelligente Technologien notwendig, wie sie die Landtechnik heute bietet. Die Mechatronik und Automatisierung rund um die Arbeitsprozesse sehen wir auf dem Feld aber auch im Stall, in dem es mit Robotik gesteuerten Melkkarussellen und digitaler Futtertechnik einhergeht. Dabei steht auch das Tierwohl im Vordergrund. Unsere Maschinen arbeiten mit Satelliten zusammen, kommunizieren untereinander und sind zunehmend vernetzt. Dabei kommt der genauen Dokumentation und Technik bei den Ausbringungsmengen von z. B. Dünger an.

Das Tempo in der Digitalisierung der LandBauTechnik ist rasant. Alle Beteiligten vom Deutschen Bauernverband bis zum Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau ziehen mit und scheuen die hohen Investitionen nicht. Die Schlagworte Smart- und Precision-Farming sind in unserer Branche allgegenwärtig. Allerdings muss es auch Menschen geben, die mit dieser komplexen Technik umzugehen wissen, die sie warten und reparieren können. Nehmen wir das Beispiel der neuen Antriebstechnologie mit Elektrosystemen mit einer Hochvoltspannung. Hier bieten sich in der LandBauTechnik neue Arbeitsgebiete, die auch neues Wissen rund um die Arbeitssicherheit und Gefährdungsbeurteilungen erfordern. Daher haben wir als LBT-Bundesverband, in Abstimmung mit Berufsgenossenschaften und dem VDMA, eine bundesweit standardisierte Fortbildung erarbeitet.

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für die Sicherung unserer Versorgung auf lange Sicht? Für eine profitable Landwirtschaft benötigt es auch zukünftig Investitionskraft in eine effektive und innovative Landtechnik. Unsere Branche ist als nachgelagerter Bereich der Landwirtschaft systemrelevant, denn der Landwirt oder Lohnunternehmer kann die Felder nur bewirtschaften, wenn die Technik läuft.

Welche Anforderungen müssen die jungen Leute für den Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers dafür am besten erfüllen? Hier möchte ich gleich sagen, dass das handwerkliche Geschick, Leidenschaft für Technik und darüber hinaus auch Fähigkeiten in der IT, die durch die beschriebene fortschreitende Digitalisierung immer wichtiger wird, eine große Rolle spielen. Aber auch der Umgang mit Kunden, vor Ort, in der Werkstatt und im Handel, sollten Spaß machen und erfordert eine gewisse soziale Kompetenz. Das ist aber ja bei jedem Handwerk so.

Deutschland rangiert in Sachen Tech-Offenheit im internationalen Vergleich eher auf den hinteren Plätzen. Warum bildet da gerade die LandBauTechnik eine so positive Ausnahme? Da sprechen Sie tatsächlich eine Besonderheit unserer Branche an, aber um es ganz einfach auf den Punkt zu bringen: Wir sind der Partner der Landwirtschaft und die Landwirtschaft war, ist und wird immer essenziell für das Leben und Überleben der Gesellschaft sein. Es ist also eigentlich unser aller Interesse, dass unsere Maschinen sich stetig entwickeln und wir damit die Landwirtschaft stärken und zukunftsfähig machen.

Nice to know Dr. Michael Oelck ist seit sieben Jahren Hauptgeschäftsführer des LandBau-Technik-Bundesverbands in Essen und setzt sich bei der rasant voranschreitenden Technik und Digitalisierung besonders für effiziente Fortbildungen in der Land- und Baumaschinenbranche ein.

4. Jul 2025

|

Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.

30. Jun 2025

|

Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.