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7. Okt 2020

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Wirtschaft

Technologieoffenheit – jetzt aber richtig

Journalist: Dr. Ludwig Möhring

Die Corona-Pandemie beeinträchtigt unser gesellschaftliches Leben und bedroht unsere volkswirtschaftliche Basis. Gleichzeitig ergibt sich die Gelegenheit, dass die Politik wichtige Anpassungen an ihrer Energie- und Klimaschutzpolitik ergreift. 

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Dr. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG), Foto: Dirk Meußling

Dass laut der Internationalen Energieagentur im Jahr 2020 der Energieverbrauch um rund 6 % und die CO2-Emissionen um bis zu 8 % zurückgehen, bleibt vermutlich ohne nachhaltige Effekte. Eine wieder anspringende globale Wirtschaft mag ähnlich wie nach der Finanzkrise schnell wieder zu alten Zahlen kommen. Anderen Aspekten wird größere Bedeutung zukommen: Die sich nun abzeichnenden Zeiten knapper Kassen werden auch in Deutschland dazu führen, dass der Staat seine Ausgaben sehr viel sorgfältiger abwägen muss. Der nahende Bundestagswahlkampf erfordert klare Statements, die den Bürgern Perspektiven aus den Folgen der Corona-Pandemie aufzeigen. Dabei darf der Klimaschutz nicht unter die Räder kommen. Die Bürger wollen wissen, dass ihr Steuergeld klug eingesetzt wird – auch nach zehn Jahren Energiewende.

Für die Klimaschutzbemühungen ergibt sich daraus die große Chance, dass Technologieoffenheit nicht nur als Phrase bemüht, sondern dass sie gelebt wird. Es gibt gute Anzeichen, dass dies gelingen kann. Die breite Akzeptanz folgender Eckpunkte wird entscheidend für den Erfolg sein:

1. Deutschland bleibt langfristig ein erfolgreicher Industriestandort, der attraktive Arbeitsplätze und Raum für innovative Kräfte schafft.

2. Klimaschutz wird ausgerichtet an konsequenter CO2-Einsparung in allen Lebensbereichen.

3. Wind und Sonne, die heute gerade 7 % des deutschen Endenergiebedarfs decken, können nicht alle Energiefragen lösen, erst recht nicht im langen Übergang zur CO2-armen Gesellschaft. Erdgas und Erdöl, mit aktuell 60 % Anteil am deutschen Energiemix, werden unverzichtbar bleiben – natürlich mit sinkenden Mengen in der zunehmend erneuerbaren Energielandschaft und CO2-reduziert.

4. Energiewende heißt nicht „entweder… oder“, sondern „sowohl … als auch“! Sie erschöpft sich nicht im konsequenten Ausbau von erneuerbarem Strom und der dazugehörigen Infrastruktur. Daneben muss auch der Ausbau klimaneutraler Gase und der damit verbundenen Anwendungstechnologien betrieben werden. Gelebte Technologieoffenheit schafft Raum für wasserstoffbasierte Techniken, alternative (synthetische) Kraftstoffe, den Ausbau der Geothermie und vieles mehr.

5. Grüner Wasserstoff wird konsequent entwickelt, aber realistisch in den Gesamtkontext eingebunden. Der Glaube an den Hochlauf einer deutschen Wasserstoff-Industrie in erster Linie auf Basis von erneuerbarem Strom erliegt zwei Irrtümern: 1. Überschätzung der (inter-)nationalen Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff und 2. Der Unterschätzung der erforderlich Wasserstoffmengen für den industriellen Einsatz, z. B. in Stahlwerken. Einen zeitnaher Hochlauf bezieht klimaneutralen blauen Wasserstoff und die Nutzung der Erdgasinfrastruktur nicht nur als Lippenbekenntnis mit ein, sondern ermöglicht die zwingend notwendige schnelle Skalierung. So schafft Politik entlang der Wertschöpfungskette in Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit Vertrauen. Blauer Wasserstoff verstellt nicht die Entwicklung von wasserstoffbasierter Anwendungstechnologien, sondern er ermöglicht sie überhaupt erst.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home