Diesen Artikel teilen:

14. Nov 2024

|

Lifestyle

„Technologische Offenheit ist nötig“

Journalist: Armin Fuhrer

|

Foto: Presse

Lebensmittel brauchen Schutz und Kennzeichnung, aber die Verpackungen der Zukunft werden anderen Anforderungen entsprechen müssen als heute.

Verpackungen haben gleich mehrere wichtige Funktionen für Lebensmittel. Sie dienen als Schutz zum Beispiel vor Hitze, Kälte und Verunreinigung, sind unerlässlich für den Transport von der Produktionsstätte zur Lagerung oder zum Point-of-Sale und bieten die Möglichkeit, den Konsumenten Informationen über die Lebensmittel zu geben. „Immer muss die produktgerechte Konditionierung erhalten bleiben, sonst kann das Produkt zum Beispiel zu schnell verderben. Das Verschließen der Primärverpackung ist somit ein qualitätsentscheidender letzter Schritt nach einer langen Wertschöpfung“, erklärt Professor Jens-Peter Majschak, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV). „Aber“, so ergänzt Professorin Andrea Büttner, ebenfalls Institutsleiterin des IVV, „wir müssen die gegenwärtigen Formen der Verpackung sorgsam überdenken und gegebenenfalls ganz neu gestalten.“

FhIVV_JensPeterMajschak_online.jpg

Prof. Dr.-Ing. Jens-Peter Majschak, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik

Herr Majschak, Verpackungen bedeuten immer auch Müll und CO2-Ausstoß. Wie kann man das Problem lösen?

Majschak: Zunächst einmal: Ohne Lebensmittelverpackungen hätten wir einen viel höheren Carbon Footprint als den, den wir mit den Verpackungen erzeugen. Das ist aber kein Freibrief. Ab 2030 müssen in der EU Verpackungen zu mindestens 70 Prozent technisch recyclingfähig sein. Eine Herausforderung liegt in der Regulatorik, die den Einsatz von recyceltem Material vorschreibt, aber auch hohe Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen daran stellt. An der Sortierqualität wird gearbeitet, um bestimmte Materialgruppen besser und schneller zu identifizieren. Mangels Recycling geht man in Richtung Monomaterialien und faserbasierte Packstoffe. Gleichzeitig gibt es Technologien, um auch Materialverbunde zu rezyklieren, die aber erst skaliert werden müssen.

Mangels Recycling geht man in Richtung Monomaterialien und faserbasierte Packstoffe. Gleichzeitig gibt es Technologien, um auch Materialverbunde zu rezyklieren, die aber erst skaliert werden müssen.

Gibt es die eine Lösung? Majschak: Nein, und ich bin auch der Auffassung, dass wir technologieoffen vorgehen müssen. Die Vielfalt an Möglichkeiten ist wichtig. Genauso macht es die Natur auch, um resilient zu sein. Wir sollten niemals nur von einer Lösung abhängig sein.

Buettner_3_online.jpg

Prof. Dr. Andrea Büttner, geschäftsführende Institutsleiterin des IVV

Frau Büttner, wir durchleben eine Zeit sich überlappender Krisen. Was bedeutet das für die Art, wie wir Lebensmittel verpacken?

Büttner: Gerade wegen der Krisen – Pandemie und Ukraine-Krieg zum Beispiel – haben die Themen Bevorratung und Lagerhaltung von Lebensmitteln eine neue Dimension und Aufmerksamkeit bekommen. Und das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Verpackungen.

Wie meinen Sie das?

Büttner: Die Art, wie wir momentan unsere Lebensmittel bevorraten oder lagern, ist stark von dem Gedanken geprägt, dass wir jederzeit in den Supermarkt gehen und kleine Portionen kaufen können. Aber was ist, wenn das nicht mehr funktioniert, zum Beispiel in Zeiten einer Naturkatastrophe oder eines Krieges? Wir müssen uns viel stärker auf solche Gefahren vorbereiten und möglichen Situationen angepasst unsere Vorratshaltung oder Frischzufuhr überdenken und reorganisieren. Dieser Entwicklung müssen sich die Lagersysteme und Verpackungslösungen in Größe und Material anpassen. Eine Verpackung hat immer eine räumliche und zeitliche Dimension und hierin liegt die Aufgabe, die sich der Forschung weit über die Frage des klimaschonenden Materials stellt. Es ist eine spannende und wichtige Aufgabe, die vor uns liegt.

Eine Verpackung hat immer eine räumliche und zeitliche Dimension und hierin liegt die Aufgabe, die sich der Forschung weit über die Frage des klimaschonenden Materials stellt.

Factbox:

Auch am Fraunhofer IVV wird intensiv an den klimaschonenden Verpackungen der Zukunft geforscht. Unter anderem wird an einer Technologie gearbeitet, mit der Materialverbunde rezykliert werden können. Das Ziel ist ein lösemittelbasiertes Verfahren, das bei entsprechenden Mengen wirtschaftlich und funktionell konkurrenzfähig ist.

11. Jul 2025

|

Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

|

Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.