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14. Dez 2020

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Wirtschaft

Transporte spiegeln den Konsum wider

Journalist: Armin Fuhrer

Die Logistikbranche will den Klimaschutz fördern, braucht aber eine Entscheidung über den Antrieb der Zukunft, sagt BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt.

Professor Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des  Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Foto: Presse

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Umweltschutz für den BGL?

Diese Themen spielen bei uns eine ganz herausragende Rolle. Die Mitglieder unseres Verbands wollen einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

Wo kann die Branche ansetzen?

Das könnten wir beispielsweise beim Antrieb tun. Aber unser Problem ist, dass die Hersteller bislang noch keine einheitliche Meinung ausgebildet haben. Für den Antrieb bietet sie aktuell keine einsatzfähige Alternative zum Diesel an, mit der die Logistik-Branche langfristig arbeiten kann. Die Antriebswende muss jetzt also dringend vorangebracht werden. Erst dann können wir richtig loslegen. 

Wo liegen denn die möglichen Lösungen – in der E-Mobilität?

Für den Nah- und Regionalverkehr könnte der batteriebetriebene Lkw das Mittel der Wahl werden. Aufgrund der großen Batteriegewichte und des damit verbundenen Nutzlastverlustes sind für längere Strecken andere Antriebskonzepte gefragt. Momentan wird hier von vielen Experten der Brennstoffzellen-Lkw favorisiert – der wird nach Herstellerangaben aber erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu erwarten sein. Dabei ist generell zu beachten, dass der verwendete Strom auch wirklich „grün“ ist.

In welchem Zeitrahmen wäre eine Umstellung denkbar?

Die Umstellung wird sich über viele Jahre hinziehen, weil die Lkw mit den alternativen Antrieben einfach noch nicht in Serie produziert werden und manche Antriebstechniken schlicht und ergreifend überhaupt erst noch entwickelt werden müssen, so dass eine Förderung unerlässlich ist. Wichtig ist, dass die deutschen Lkw-Betreiber keine weiteren Wettbewerbsnachteile gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten erleiden müssen, sonst werden sich in der Zukunft die deutschen Speditionen und Transportunternehmen mit ihren sauberen Lkw noch weniger am Markt behaupten können: Bereits heute beträgt laut Maut-Statistik des Bundesamtes für Güterverkehr der Anteil ausländischer Lkw über 40 %.

Ist es richtig, mehr Lieferverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern?

Es ist sicher grundsätzlich richtig, mehr Lieferverkehr auf die Schiene zu verlagern. Aber das stößt in der Realität auf Probleme. Das wichtigste ist die zunehmende Urbanisierung – 80 Prozent der Deutschen werden in Zukunft in der Stadt leben. Die Bahn löst aber nicht das Problem, die Versorgung der Städte zu gewährleisten. Denn obwohl die Menschen immer umweltbewusster werden, wollen sie zugleich immer häufiger ihre Ware bis an die Haustür geliefert bekommen. Das ist aber mit dem Zug nicht möglich, sondern geht nur über die Straße. Alles, was transportiert wird, ist ja nur der Ausdruck der Nachfrage nach diesen Waren und Gütern, sie spiegeln den Konsum der Bevölkerung wider. Trotzdem arbeitet der BGL mit der Bahn in Projekten zusammen – und das als Gründungsmitglied der Kombiverkehr GmbH & Co. KG bereits seit über 50 Jahren. 

Welche anderen Fahrzeugkonzepte sind in der Zukunft denkbar?

Neben dem Brennstoffzellen-Lkw, bei dem Wasserstoff zur Stromerzeugung verwendet wird, besteht noch die Möglichkeit, Wasserstoff direkt als Treibstoff z. B. in einem Erdgas-Motor zu verbrennen. Hier sind die Forschungen allerdings noch weit weniger fortgeschritten als dies beim Brennstoffzellen-Lkw der Fall ist.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home