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22. Dez 2022

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Gesellschaft

Traumheim und Nachhaltigkeit gehören zusammen

Journalist: Jakob Bratsch

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Foto: DGNB

Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführende Vorständin des DGNB e.V. zur Zukunft des Bauens 

Nachhaltiges Bauen – irgendwie gehört hat jeder schon davon. Doch was genau steckt eigentlich dahinter? Wer sich heute für einen Neubau entscheidet und dafür Förderungen vom Staat erhalten will, wird zwangsläufig mit dem Begriff konfrontiert. Denn das in die Jahre gekommene Effizienzhaus, welches möglichst sparsam mit Energie umgeht, wird nur noch gefördert, wenn einige Nachhaltigkeitskriterien, wie beispielsweise die Barrierefreiheit, beachtet werden oder ein bestimmter CO2-Fußabdruck nicht überschreitet wird. Keiner sagt, dass die Förderung in der aktuellen Fassung perfekt ist. Aber wer es wirklich ernst meint mit dem nachhaltigeren Leben, der wird diesen Schritt der Bundesregierung begrüßen. Denn er führt in die richtige Richtung. 

Es ist gut, dass der Bund erkannt hat, dass wir CO2-Emissionen im gesamten Lebenszyklus von Gebäuden einsparen müssen und für dieses Ziel Anreize setzt. Gerade der Gebäudesektor mit seinen Energie- und Ressourcenverbräuchen in der Herstellung und im Betrieb ist einer der größten CO2-Emittenten. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ist unumgänglich, wenn wir das Leben auf dieser Erde erträglich halten wollen. 2015 wurde von allen Staaten der Erde das 1,5-Grad-Ziel beschlossen, die neuesten Weltklimaberichte machen deutlich, dass wir in den nächsten 10 Jahren radikal CO2-Emissionen einsparen und unser Verhalten ändern müssen.

Im besten Fall reicht schon eine zukunftsorientierte Haltung für den Entschluss aus, anders zu bauen. Richtig ist dies nicht nur aufgrund der ausgereizten planetaren Grenzen, die bei Überlegungen zum Eigenheim oftmals weit weg oder abstrakt wirken. Überzeugend ist der Nachhaltigkeitsansatz auch, wenn man ans eigene Wohlbefinden denkt. Denn was heißt es, nachhaltig zu bauen? Es bedeutet nicht nur nach der Prämisse „schneller, billiger“ zu gehen, sondern auf soziale, ökologische und ökonomische Aspekte gleichermaßen zu schauen: Die eigene Gesundheit durch Ausschluss von Schadstoffen sicherstellen, Langlebigkeit der Materialien, Bestehendes erhalten und dessen Wert erkennen, bebaute Fläche reduzieren und dabei an Qualität gewinnen und für einen klimaneutralen Betrieb sorgen, sind nur einige Stichworte.
Aus dem Verständnis heraus, dass Bauen auch Verantwortung bedeutet und die Gestaltung unserer gebauten Umwelt viel Luft nach oben hat, entwickelte sich in Deutschland eine Bewegung des nachhaltigen Bauens, die 2007 zur Vereinsgründung mit dem Namen Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) führte. Bis heute ist sie zu Europas größtem Netzwerk für nachhaltiges Bauen gewachsen. Dort findet man interessierte Menschen, die Architektur im Einklang mit Menschen und Umwelt sehen und nach Lösungen zur Umsetzung suchen oder diese schon kennen. Mit ihrem Zertifizierungssystem hat die DGNB ein Instrument geschaffen, dass dem Nachhaltigkeitsbegriff den „Bauchgefühl-Charakter“ nimmt und ihn stattdessen tatsächlich plan-, und messbar macht. Das verliehene Zertifikat am Ende weist nach, dass ein Gebäude auch das erfüllt, was ambitioniert beschlossen wurde und liefert damit zugleich Kosten- und Qualitätssicherheit. Auch die Wohnungswirtschaft mischt im DGNB-Netzwerk mit und unter den Mitgliedern sind einige Fertighaushersteller, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben.

Wenn wir also über unser Traumheim nachdenken, möchte ich dazu ermutigen, sich mit den Prinzipien des nachhaltigen Bauens auseinanderzusetzen. Wohngesundheit, Energiewende, Sicherheit – all die Themen dieses Heftes lassen sich unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit richtig einordnen. Vielleicht besteht die Möglichkeit ein bestehendes Gebäude aufzuwerten bevor neu gebaut wird? Vielleicht reicht auch die kleinere Variante? Jeder Quadratmeter, der nicht versiegelt wird, hilft der Artenvielfalt und damit – auch wenn wir das oft nicht sehen – vor allem uns selbst.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.