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28. Mär 2023

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Wirtschaft

Turbulente Zeiten für KMU

Journalist: Julia Butz

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Foto: Jeriden Villegas / unsplash

Bereits die Folgen der Coronapandemie haben viele Betriebe getroffen. Der lastende Kostendruck hat die Situation enorm verstärkt.

Der andauernde Krisenmodus stellt eine permanente Belastung für die deutsche Wirtschaft dar, nun quer durch alle Branchen und unabhängig von der Unternehmensgröße. Noch ist völlig unklar, welche Ausmaße die anhaltenden Krisen annehmen werden. Die exorbitant gestiegenen Energiepreise und Risiken in der Energiebeschaffung führen zu existenziellen Sorgen bei Geschäftsführenden und Mitarbeitern. Zudem stehen immer mehr Unternehmen vor der Herausforderung, trotz Versorgungsunsicherheit, Lieferengpässen und Ressourcenknappheit eine kontinuierliche Produktion aufrechterhalten zu müssen.

Konnte man noch im Frühjahr von einigen besonders stark betroffenen Branchen sprechen, wie Chemie, Maschinenbau, Speditionen und Baugewerbe, sind nach der DIHK Konjunkturumfrage von Mai 2022 bereits rund 80 % aller Unternehmen von höheren Energiepreisen (Gas, Strom, Kraftstoff und anderes) sowie den gestiegenen Preisen für Rohstoffe, Waren und Vorprodukte betroffen. Viele Betriebe sehen keine andere Möglichkeit, als die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Eine schwierige Abwägung angesichts der Markt- und Wettbewerbssituation oder ohne mögliche langjährige Kundenbeziehungen zu belasten. Aufgrund langfristiger Verträge sind zudem schnelle Kostenanpassungen nicht immer möglich. Eine Schwierigkeit auch für den Export, wenn im internationalen Wettbewerb höhere Preise nur schwer durchzusetzen sind.

Die Kostensteigerungen, gekoppelt mit vielen weiteren Herausforderungen, kann für viele Unternehmen das Aus bedeuten. Wirtschaftsbeobachter befürchten eine drohende Welle der Insolvenzen, gerade im klein- und mittelständischen Segment. Nach Umfrage des Bundesverbandes ‚Der Mittelstand BVMW e. V.‘ leiden über 70 % der kleinen und mittleren Unternehmen unter den explodierenden Energiepreisen, fast die Hälfte sieht sich in ihrer Existenz bedroht *. Auch die Landwirt- und Lebensmittelwirtschaft hat mit den höheren Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermitteln zu kämpfen. Arbeitskräftemangel und Mindestlohn lassen zudem die Personalkosten in die Höhe schießen.

Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Erzeugerpreise in der Landwirtschaft im Spätsommer 2022 um fast 40 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aufgrund gestiegener Getreidepreise erhöhte sich auch der Preis für pflanzliche Produkte um mehr als ein Viertel binnen eines Jahres. Die gestiegenen Kosten für Energie und Futter trieben auch die Preise für tierische Erzeugnisse in die Höhe. Im Oktober errechnete das Statistische Bundesamt Preissteigerungen um fast 50 % innerhalb eines Jahres, Milch verteuerte sich um knapp 60 %, der Preis für Schlachtschweine um über 60 %. Damit legten die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um insgesamt 10,4 % zu - der stärkste Anstieg seit etwa 70 Jahren. Im Oktober sind die Erzeugerpreise nach Informationen des Statistischen Bundesamtes** allerdings wieder um 4,2 % gegenüber dem Vormonat gesunken und somit erstmals seit Mai 2020. Verantwortlich seien dafür vor allem die um über 10 % gesunkenen Energiepreise. Experten sehen darin erste Anzeichen, dass der Höhepunkt der Inflation damit überschritten sein könnte, geben aber noch keine Entwarnung. 

Internationale Verwerfungen, geopolitische Veränderungen, Herausforderungen, die es immer schon gab, die aber nun aber alle parallel da sind. Die deutsche Wirtschaft kann mit Krisen umgehen, derzeit aber fehle es nach Auskunft des Deutschen Mittelstands-Bund (DMB) an einer wirklichen Perspektive. Die sogenannte „neue Normalität“ sieht so aus, dass sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen extrem schnell verändern. Um wirtschaftlich überleben zu können, muss schnell reagiert werden können. Wie sich für zukünftige Veränderungen gut rüsten und Resilienz entwickeln? Wie können erste Schritte zur Energie- & Ressourcenkostensenkung konkret aussehen bzw. innerhalb bestehender Prozesse reguliert werden? Digitalisierung kann dabei für Faktoren wie Effizienz, Geschwindigkeit und Margenverbesserung der Schlüssel sein. Viele der kleinen und mittleren Unternehmen sollten daher gerade jetzt dringend in Digitalisierung, neue Technik und nachhaltige Energiekonzepte investieren. Wo die dazu nötige Liquidität fehlt, riskiert man, im Wettbewerb zurückzufallen. Kaum ein Betrieb kann es sich daher leisten, in den „Krisenmodus zu schalten“. Im Gegenteil: Gerade jetzt muss investiert werden, strategisch gut geplant, nach vorn gedacht und der unternehmerische Geist aufrechterhalten werden.

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash