3. Mär 2023
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Lifestyle
Journalist: Julia Butz
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Foto: Allianz Deutschland
Im Gespräch mit Profigolfer Maximilian Kieffer, der seine bisher beste Saison spielte und 2022 auf der DP World Tour seinen ersten Turniersieg holte.
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer tollen Saison und Ihrem Premierensieg im letzten Jahr. Hatten Sie zu Beginn des Turniers* schon gespürt, dass es an dem Tag gut laufen würde oder Sie gar gewinnen könnten?
Um ganz ehrlich zu sein, ich hatte schon die Zeit davor ein sehr gutes Gefühl. Ich bin am Morgen aufgestanden und hab gedacht: Heute gewinne ich. Die Sterne standen einfach gut.
Und Sie konnten auch den 33. Platz im Saisonranking erzielen. Ein toller Erfolg.
Das stimmt, vielen Dank. Allerdings: Wenn ich so zurückschaue, denke ich manchmal ein wenig mehr Konstanz hätte auch nicht geschadet. Denn in der Weltrangliste war ich schon mal ein bisschen besser (lacht). Aber Golf ist halt kein Sprint, sondern ein Marathon. Und ich freue mich natürlich auf die jetzt anstehenden Turniere.
Was steht als Nächstes an und wie läuft eine Turnierwoche ab?
In den nächsten Wochen geht es in die Emirate, nach Afrika, Kenia, Asien, Singapur, Japan und ab Mai dann Europa. Montags ist in der Regel Anreise, am Dienstag und Mittwoch die Vorbereitung und Donnerstag bis Sonntag dann das Turnier. Da bleibt nicht viel Zeit für Sightseeing. Man muss sich konzentrieren, vorbereiten und auch regenerieren. Bei einem 10-Stunden-Tag, der vollgepackt ist mit Vorbereitung, Training und einer Spieldauer von vier bis fünf Stunden, sieht man selten mehr als den Platz und das Hotel.
Wie stehen Sie zum aktuellen Diskurs, dass sich der Golfsport modernisieren sollte?
Ich denke dabei sollte man klar zwischen Amateur- und Profisport unterscheiden. Ich bin da eher klassisch unterwegs, man könnte es auch spießig nennen (lacht). Turniere leben von Historie. Und das, was diese Traditionen bewirken, hat sich über Jahrhunderte bewährt: Die Stille auf dem Platz, die ruhige Spannung während der Konzentration auf den Schlag, das Knistern in der Luft. Außerdem habe ich manchmal das Gefühl, dass ich schlechter spiele, wenn ich kurze Hosen trage. Von daher belasse ich es auch in Bezug auf den Dresscode bei der Tradition. Auch wenn dies bei dem ein oder anderen Turnier inzwischen für Profis geändert wurde. Wenn ein Amateur oder Hobbygolfer aber in seiner Freizeit in kurzen Hosen und T-Shirt sechs oder neun Löcher spielt, finde ich das völlig in Ordnung. Und für die Förderung des Golfsports und um zunächst den Einstieg zu erleichtern, macht es durchaus Sinn, die Dinge hier und da zu vereinfachen.
Welche Dinge können dies noch sein?
In USA und Großbritannien beispielsweise sind die Kosten auf vielen Plätzen meist sehr günstig und man braucht auch nicht erst eine Platzreife, um spielen zu können. Nicht nur was den Leistungssport anbelangt, sondern auch um Golf als Breitensport zu etablieren, sollte man bei den Kids schon anfangen. Wenn zum Beispiel Golf als Schulsport etabliert würde, ist man auf dem besten Weg, die Sportart zu fördern. Und später auch höhere Mitgliederzahlen zu haben. Für eine echte Breitenwirksamkeit aber braucht es auch Vorbilder, eine Art Gallionsfigur, wie es einst Boris Becker für den Tennissport war.
Da sind Sie auf dem besten Wege.
Oh naja, ich bin mir nicht sicher, ob ich dazu extrovertiert genug bin. Und der Entertainmentfaktor muss ja schließlich auch stimmen.
*bei den D+D Real Czech Masters auf dem Albatross Golfplatz in Prag beendete er das dreitägige Turnier mit 16 Schlägen unter Par und gewann 297.500 Euro Preisgeld.