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10. Jul 2019

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Gesellschaft

„Überzeugen, nicht verbieten“

Journalist: Armin Fuhrer

Klimaschutz fängt im Kleinen bei jedem Einzelnen an, sagt Louisa Dellert. Man müsse sich nur bewusst machen, wo man etwas verändern könne.

Klimaschutz ist neuerdings in aller Munde – aber macht es überhaupt Sinn, als einzelne Person etwas zu tun?

 Wenn ich diese Frage höre, kehre ich sie gerne um: Was bringt es uns, wenn wir nichts tun? Wenn etwas Großes entstehen soll, muss man klein anfangen und alle müssen etwas tun. Das gilt für die Politik, aber auch für den eigenen kleinen Bereich.

Was kann man denn in seinem ganz normalen Alltag machen, um Klima und Umwelt zu schützen?

 Da gibt es Dinge, die ganz einfach sind. Das fängt schon morgens im Badezimmer an, wenn man zu Kosmetikprodukten greift, die ohne Mikroplastik auskommen. Auf dem Weg zur Arbeit kann man dann zum Beispiel einen wiederverwendbaren Kaffeebecher statt einen aus Pappe benutzen oder sein Auto mit anderen teilen, wenn man nicht darauf verzichten kann. Man muss das alles bewusst angehen und sein Verhalten ändern. Das ist ein Prozess, das geht nicht von null auf hundert. Ich habe mal eine Woche versucht, alles auf einen Schlag zu verändern und bin grandios gescheitert.

Ebenso kann man natürlich bewusst einkaufen. Ich wähle seit einiger Zeit fast nur noch regionale Produkte. Äpfel aus meiner Region schmecken genauso gut wie solche aus Südafrika und haben die gleichen Nährwerte – sie müssen aber nicht um die Welt transportiert werden.

Müssen wir unseren Konsum wieder zurückschrauben, um die Welt zu retten? 

Ich glaube nicht, dass es um Zurückschrauben geht. Ich sehe das eher als Weiterentwicklung.

Essen Sie Fleisch?

 Nein, weder Fleisch noch Fisch. Ich verzichte aus ethischen Gründen darauf. Ich würde aber niemandem verbieten wollen, Fleisch zu essen. Allerdings sollte man sich vielleicht mal damit beschäftigen, wo das Fleisch herkommt und wie die Tiere gehalten wurden. Dann verzichtet man ja möglicherweise ganz von alleine darauf.

Brauchen wir auch Verbote, um das Klima zu retten?

Mit Verboten ist das so eine Sache, denn sie erzeugen Widerwillen. Beispiel Autofahren: Ich finde nicht, dass man das Auto verbieten sollte. Es gibt viele Menschen, die auf ihr Auto aus ganz unterschiedlichen Gründen angewiesen sind. Das gilt vor allem für ländliche Gebiete. Oder das Beispiel Fliegen. Ich verzichte grundsätzlich innerhalb Deutschlands auf das Fliegen, würde aber nicht behaupten, dass ich für längere Strecken nicht auch mal wieder das Flugzeug benutzen werde. Es muss aber Sinn machen, ein Flugzeug zu benutzen. Mal eben zum Shopping-Wochenende nach Mallorca zu fliegen finde ich nicht gut. Aber viele Menschen fliegen einmal im Jahr für zwei oder drei Wochen in Urlaub und ich finde, das kann man ihnen nicht verbieten. Und immer muss man auch im Kopf haben, dass der Klimaschutz sozial verträglich sein muss.

Man muss die Menschen mitnehmen und von solchem Verzicht überzeugen, nicht Verbote aussprechen. Ich selber werde in Zukunft radikalere Schritte gehen. Aber von meiner Umwelt verlange ich das – noch – nicht. Ich glaube allerdings, dass wir in Zukunft viel mehr tun können und müssen. Dass dann manche Verbote und Vorschriften ausgesprochen werden könnten, will ich nicht ausschließen. Aber das ist dann wie mit der roten Ampel oder dem Sicherheitsgurt im Auto – die machen ja auch Sinn.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.