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5. Sep 2024

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Wirtschaft

Veränderung ist eine dringende Notwendigkeit für die Zukunft – mit Marcus Diekmann

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: RDNE Stock Project/pexels

Marcus Diekmann, Experte für disruptive Geschäftsmodelle und digitale Transformation, Unternehmer und Start-up-Investor, kennt sich aus mit Restrukturierungen und weiß, warum diese jetzt notwendig sind.

Armedangels_Marcus Diekmann_Strategic Advisor_quer_online.jpg Marcus Diekmann, Experte für disruptive Geschäftsmodelle und digitale Transformation, Unternehmer und Start-up-Investor

Gefühlt ist die Krise in Deutschland allgegenwärtig – gleichzeitig verändert sich aber auch vieles. Unternehmen sind oft unsicher, wie es für sie weitergeht. „Nach der Krise wird derjenige gewinnen, der jetzt am meisten nach vorne blickt und sich am meisten verändert“, sagt der Unternehmer Marcus Diekmann. „E-Commerce, Digitalisierung, Social Media, all das hat die Welt verändert, und jetzt verändert KI die Welt. Viele traditionelle Unternehmen haben das verschlafen.“

Auch in Sachen KI sieht der Experte für digitale Transformation bei den wenigsten Unternehmen die nötige Veränderungsbereitschaft, um Altes loszulassen und auf neue Züge aufzuspringen. Dabei wäre jetzt genau der richtige Zeitpunkt: Alle Bereiche und Prozesse, die automatisiert werden können, müssen jetzt automatisiert werden. Das dauert drei bis fünf Jahre. Wer sie verschläft, ist bald nicht mehr profitabel.

„Veränderung ist keine Kritik an der glorreichen Vergangenheit, sondern eine dringende Notwendigkeit für die Zukunft“, lautet das Mantra von Marcus Diekmann. Radikale Automatisierung bedeute, sich von vielen gelernten Standards zu verabschieden. Zweitens fordert der Manager eine knallharte Performancekultur: „Wir machen keine langfristigen Ziele mehr, sondern messen uns wöchentlich wie im Fußball. Haben wir unentschieden gespielt, gewonnen oder verloren? Wir wechseln viel schneller den Rhythmus und entwickeln uns so agil weiter. Welche KPIs habe ich mir gesetzt, welche habe ich erreicht?“

Diese Schnelligkeit müsse man auf sämtliche Geschäftsbereiche übertragen und dort im Wochenrhythmus testen, lernen, weiterentwickeln. Mitarbeitende bleiben schon lange nicht mehr lebenslang im selben Job, sondern übernehmen sich ständig verändernde Aufgabenbereiche. Das setzt Flexibilität und die Bereitschaft zur ständigen Weiterentwicklung voraus. Dafür braucht man ein Team, das immer gewinnen will und kein Problem mit Selbstkritik hat. „Wir brauchen keine Happy Culture, sondern eine maximal ehrliche Fehlerkultur, durch die wir lernen und uns weiterentwickeln, anstatt an Altem festzuhalten.“

Wer solchermaßen flexibel bleibe, müsse sich weder vor Sanierungen noch vor Umstrukturierungen fürchten, denn neue Fähigkeiten könnten erlernt werden, und Automation übernehme häufig eintönige Routinearbeiten. Früher hat Marcus Diekmann bei Umstrukturierungen vor allem Menschen entlassen. Doch bald reizte es ihn viel mehr, Unternehmen auch durch Sanierungen nach vorne zu bringen: Bei Rose Bike trennte er sich von acht der 13 aktiven Märkte und stellte für die verbleibenden fünf Länder 100 neue Mitarbeitende für Marketing, E-Commerce und Produktentwicklung ein. Seit seinem Weggang hat Rose Bike den Umsatz noch einmal mehr als verdoppelt.

„Ich plädiere dafür, viel mutiger zu sein und sich von allem zu trennen, was einmal gut war und jetzt kaum noch etwas bringt, und stattdessen alle Kraft in die Dinge zu stecken, die Potenzial haben.“ Bei einer Restrukturierung sollte nicht der wirtschaftliche Druck, sondern der echte Wille zur Transformation ausschlaggebend sein. Fehlt dem Management die nötige Kompetenz, ist es ratsam, sich eine professionelle Beratung zu suchen. „Diese muss menschlich passen – und auch genügend Ressourcen haben.“

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.