Diesen Artikel teilen:

14. Mai 2019

|

Wirtschaft

Vielfältige Ansprüche, hohe Produktivität

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Die Landwirtschaft hat in den vergangenen 100 Jahren eine beispiellose Entwicklung durchgemacht. Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), im Gespräch über Herausforderungen und Trends.

Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG)

„Dass wir trotz der annähernd acht Milliarden Menschen auf der Welt heute weniger Hunger haben als noch vor einigen Jahrzehnten, ist vor allem dem technischen Fortschritt in der Landwirtschaft zu verdanken“, unterstreicht Hubertus Paetow. Diese Entwicklung sei nach wie vor in vollem Gange. Bei vielen Feldfrüchten und auch in der Tierhaltung steigt die Produktivität. Doch Systeme der modernen Landwirtschaft stoßen aktuell teilweise an ihre Grenzen: So können einseitige Fruchtfolgen und der häufige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Resistenzen bei Unkräutern und Insekten fördern, überschüssige Nährstoffe können Gewässer belasten. „Hier findet gerade eine Trendumkehr hin zu neuen Anbausystemen statt, die wieder mehr auf Vielfalt und natürliche Regelungsprozesse setzen, und zwar nicht nur im ökologischen Landbau, sondern auch im klassischen Hochertragsackerbau. Der zuletzt stark gesunkene Absatz von Mineraldünger zeigt dies deutlich“, bilanziert der DLG-Präsident.

Die Landwirtschaft in Deutschland steht heute im globalen Wettbewerb, gleichzeitig steigt das öffentliche Interesse an landwirtschaftlichen Produktionsmethoden und ihren Folgen. „Die Gesellschaft stellt vielfältige Ansprüche an die Erzeuger, die teilweise allerdings auch im Widerspruch zueinander stehen. So besteht die größte Nachfrage nach sehr preiswerten, sicheren und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln – und zwar in genau dieser Reihenfolge“, so Paetow. Gleichzeitig würden strengere Vorgaben in der Produktion über die Politik durchgesetzt, ohne, dass diese am Markt honoriert werden. „Dies erhöht weiter die Anforderungen an die Professionalität der Betriebe, mit der Folge, dass viele kleinere Betriebe aufgeben. Zudem verschlechtert sich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirte, was zu einer Verlagerung der Produktion aus Deutschland heraus führt.“ Folglich fordert Paetow eine Entscheidung in Branche und Gesellschaft, in welche Richtung sich der Fortschritt wenden soll. Zudem müsse geklärt werden, welche Rahmenbedingungen die Politik zu schaffen habe, um das unstrittige Ziel einer nachhaltigen, wettbewerbsfähigen und gesellschaftlich akzeptierten Landwirtschaft in Deutschland zu erreichen.

Auch für die Landwirtschaft gilt: Automatisierung und technischer Fortschritt sind nur mit digitalen Verfahren und einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur möglich. „Daher müssen 5G-Netze auch den ländlichen Raum abdecken. Denn das Internet wird uns noch tiefere Einblicke in die Bedürfnisse von Pflanzen und Tieren und damit auch eine zielgenaue Anwendung von Betriebsmitteln ermöglichen“, so die feste Überzeugung von Hubertus Paetow. Beispiel: Arbeitsintensive Verfahren wie die mechanische Unkrautkontrolle können durch Robotik wieder mit chemischen Verfahren konkurrieren und diese teilweise ersetzen. Neue Züchtungstechnologien sind ebenfalls Ergebnis einer Digitalisierung der Molekularbiologie und haben großes Potenzial für eine nachhaltigere, produktivere Erzeugung. Paetow: „Doch wie bei allen Fortschritten kommt es auf die mutige und verantwortungsvolle Einführung dieser Technologien an.“

27. Nov 2025

|

Wirtschaft

Landmaschinen-Hersteller: „In 10 Jahren ist KI auf dem Acker“ – mit Philipp Horsch, Geschäftsführer des Landmaschinen-Herstellers Horsch mit Sitz in Schwandorf bei Regensburg

![Philipp Horsch 2023 (2) ONLINE.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Philipp_Horsch_2023_2_ONLINE_6f2ac62a0a.jpg) ``` Philipp Horsch, Geschäftsführer des Landmaschinen-Herstellers Horsch mit Sitz in Schwandorf bei Regensburg ``` **Wo steht deutsche Landmaschinen-Technik im internationalen Vergleich?** Deutschland ist da führend. Wir haben im Gegensatz zu anderen Ländern eine sehr exportfreudige Industriekultur. Trotzdem macht uns die geopolitische Situation Sorgen. **Sie meinen die US-Zölle?** Ja, unter anderem. Zum Glück sind die USA für uns nur ein kleiner Markt. Wir machen dort nur ca. fünf Prozent unseres Umsatzes. **Wann kommt denn die KI auf den Acker?** Ich schätze, dass wir in 5-10 Jahren soweit sind. Die Situation auf dem Acker ist erheblich komplexer als auf der Straße. Sie wissen z. B. nie genau, wann es wie viel regnen wird. Der Boden verändert sich ständig. Davon hängt aber z. B. ab, wie tief das Saatgut eingebracht werden muss. Hinzu kommen Einflüsse im Bereich der Oberfläche wie organische Rückstände oder Steine. Trotzdem wird schon heute automatisiert gefahren, d. h.: Die Maschine fährt autonom, der Fahrer überwacht sie nur noch. **Was wird später mal aus Ihrem Familienunternehmen?** Der Generationswechsel ist eines der wichtigsten Themen eines jeden Unternehmens. Bei uns sieht es gut aus: Wir sind vier Gesellschafterfamilien mit 13 Kindern in der nächsten Generation. Wahrscheinlich die Hälfte davon tendiert in unsere Firma, vier davon sind schon operativ im Unternehmen tätig.