Diesen Artikel teilen:

3. Sep 2025

|

Wirtschaft

Wenn der Brummi an die Steckdose muss

Journalist: Thomas Soltau

|

Foto: Juice/unsplash

Elektroautos kennt inzwischen jedes Kind. Aber was ist mit E-Lkw? Die sollen CO₂ sparen – brauchen dafür aber vor allem eins: Strom, und zwar unterwegs. Noch fehlt vielerorts die passende Infrastruktur. Doch das könnte sich bald ändern.

Der Güterverkehr auf der Straße ist für rund ein Drittel der verkehrsbedingten Emissionen verantwortlich. Wenn wir das Klima ernst nehmen, führt kein Weg am elektrischen Lastverkehr vorbei. Die Branche rechnet damit, dass 2030 fast jeder zweite neu zugelassene Lkw ein E-Modell sein wird. Momentan ist das Zukunftsmusik: Anfang 2025 waren in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt rund 1.700 schwere E-Lkw über 12 Tonnen zugelassen – das sind weniger als 0,4 Prozent der Gesamtflotte. Die wenigen Fahrzeuge sind meist regional im Einsatz, laden über Nacht im Depot und sparen so schon heute Diesel, Lärm, Emissionen und jede Menge Nerven von Anwohnern an Straßen.

Laden entlang der Strecke – bislang ein Flickenteppich

Wer heute einen E-Lkw auf Langstrecke schickt, braucht starke Nerven und ein gutes Timing. Laut Bundesnetzagentur existierten Ende April 2025 genau 192 öffentlich zugängliche Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge – in einem Land mit über 13.000 Autobahnkilometern. Das meiste davon sind CCS-Schnelllader mit 150 bis 350 Kilowatt. Für Sattelzüge ist der Zugang oft umständlich, das Rangieren mühsam. Megawatt-Charger, die ein echtes Fernverkehrsprofil ermöglichen, sind bislang seltene Pioniere. Wer Glück hat, lädt schnell. Wer Pech hat, wartet auf den nächsten freien Anschluss. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr will das ändern – mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur II. Bis 2030 sollen rund 350 Standorte entlang der Autobahnen entstehen, mit insgesamt 1.800 Ladepunkten für Megawatt-Charging und 2.400 CCS-Anschlüssen. Eine erste Ausschreibung für 130 dieser Ladeparks lief bis Ende 2024. 2025 folgen die Zuschläge, 2026 startet der Bau. Parallel unterstützt der Bund Ladepunkte auf Betriebshöfen – wo E-Lkw ohnehin stehen. Wer also gut plant, lädt doppelt effizient.

Wenn wir das Klima ernst nehmen, führt kein Weg am elektrischen Lastverkehr vorbei.

Europa zieht mit, aber nicht überall gleich schnell

Die EU macht Druck: Ab 2030 muss es auf den Hauptverkehrsachsen mindestens alle 60 Kilometer eine Lademöglichkeit für E-Lkw geben. Über das Programm „Connecting Europe Facility“ wurden bereits Zuschüsse für 2.000 neue Ladepunkte an 600 Standorten bewilligt. Das deckt etwa 15 Prozent des erwarteten Gesamtbedarfs. Große Vorhaben wie das Milence-Netzwerk – ein Zusammenschluss mehrerer Lkw-Hersteller – wollen bis 2027 weitere 1.700 Ladepunkte schaffen. Auch Energieversorger und Spediteure investieren zunehmend.

Wenn Strom da ist, aber das Kabel nicht

Doch es hapert nicht nur an Geld oder Planung. Die größte Baustelle liegt oft unter der Erde: Der Netzanschluss. Ein Lkw-Ladepark braucht mehr Strom als ein Dorf – aber gleichzeitig auch mehr Geduld. Genehmigungen dauern, Zuständigkeiten verzetteln sich, Ausbaustufen stocken. Dabei wäre vieles längst möglich. Die Fahrzeuge sind da. Die Technik ist erprobt. Die Software versteht sogar variable Strompreise, was für Unternehmen viel Geld spart. Nur die Infrastruktur hinkt hinterher. Dabei geht es um mehr als Verkehrspolitik, es geht um Verlässlichkeit auf langen Strecken. Und darum, dass keiner zurückbleibt – schon gar nicht die, die unsere Güter bewegen.

Ab 2030 muss es auf den Hauptverkehrsachsen mindestens alle 60 Kilometer eine Lademöglichkeit für E-Lkw geben.

4. Jul 2025

|

Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.