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16. Mär 2023

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Gesundheit

Wer gut sitzt, kündigt seltener

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Andrea Piacquadio/pexels

Nicht nur cholerische Chefs, auch körperliche Schmerzen können ein Kündigungsgrund sein – nämlich dann, wenn sie ihren Ursprung in nicht-ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen haben.

„Man kündigt nicht einem Unternehmen, sondern einem Chef“, heißt es oft. Manchmal sollte man jedoch auch einem schlecht gestalteten Arbeitsplatz kündigen. Wenn das Unternehmen zu wenig Wert auf Ergonomie am Arbeitsplatz, auf Werkzeuge und Arbeitsabläufe legt, riskiert es, Gesundheit, Sicherheit und Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter zu gefährden.

Wer als Arbeitgeber hier spart, spart am falschen Ende, denn eine nicht nach ergonomischen Gesichtspunkten gestaltete Arbeitsumgebung verursacht schnell (Rücken-)schmerzen. Geht man jetzt der Ursache nicht auf den Grund, können sie unerträglich werden und das Arbeiten unmöglich machen: Rückenschmerzen haben im letzten Jahr zu 354 Fehltagen je 100 Versicherte geführt – ein neuer Rekord.

Ob im Krankenhaus oder Pflegeheim, im Friseursalon oder der Hotelküche, in jedem Berufsumfeld kann gute Ergonomie dabei helfen, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Augenbelastungen und anderen gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.
Doch nicht nur in körperlich anstrengenden Berufen profitieren die Mitarbeiter von guter ergonomischer Ausstattung, auch Büroarbeitsplätze sollten nach ergonomischen Gesichtspunkten gebaut und eingerichtet werden.

Vor allem das Zusammenspiel aus Tisch und Stuhl spielt hierbei eine wichtige Rolle, denn ein Arbeitstisch in falscher Höhe verursacht Schmerzen. Ist er zu hoch, sodass die Arme nicht bequem im rechten Winkel auf der Tischplatte liegen können, ziehen viele Menschen automatisch die Schultern hoch, um die unpassende Höhe zu kompensieren. Ist er zu niedrig, besteht die Gefahr, den ganzen Tag mit Buckel zu arbeiten. Um in Bewegung zu bleiben, hat sich ein zusätzliches Stehpult, beispielsweise zum Telefonieren, als sehr positiv erwiesen.

Ein in der Höhe, nach hinten und zur Seite unflexibler Bürostuhl verursacht ebenfalls Schmerzen, da der Körperbau von uns Menschen nicht für langes, starres Sitzen gemacht ist. Auch ein Bildschirm in falscher Höhe und Neigung führt zu Schmerzen und strengt zudem die Augen übermäßig an. Die Platzierung des Monitors sollte so erfolgen, dass die Augen des Mitarbeiters auf die oberste Zeile des Monitors blicken, ohne den Kopf in eine unbequeme Position zu zwingen. Ein ausreichend großes Display und eine klare Schriftgröße tragen dazu bei, die Belastung der Augen zu minimieren, eine externe Tastatur bei Laptops sorgt für unverkrampftere Handhaltung. Tische, Stühle, Tastatur, Maus und auch das Licht sollten also flexibel und individuell einzustellen sein. Ein Linkshänder benötigt das Licht von rechts, ein Rechtshänder von links.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind neben der Reduzierung von Lärm und Stressfaktoren eine angenehme Raumtemperatur mit der Möglichkeit, im Winter ausreichend zu heizen und im Sommer zu verschatten.

Ein weit entfernter Raum für den Drucker und eine Kantine, die sich außerhalb des Bürogebäudes befindet und nur mit einem Gang an der frischen Luft erreichen lässt, zwingt die Angestellten übrigens ganz selbstverständlich zu mehr Bewegung. Unternehmen sollten sich daher bemühen, ergonomische Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu schaffen und ihre Mitarbeiter in Sachen Ergonomie zu schulen, um sie gesund und zufrieden zu halten – und sie somit zu behalten.

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.