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15. Jul 2024

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Wirtschaft

Wir haben einen riesigen Bedarf an Wasserstoff in Deutschland - mit Dr. Jörg Teupen

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Stadtwerke Kiel, Tim van der Kuip/unsplash

Dr. Jörg Teupen, Vorsitzender der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland und Vorstand der Bereiche Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, fordert mehr Tempo beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.

Stadtwerke_Kiel_Vorstand_Joerg_Teupen_online.jpg Dr. Jörg Teupen, Vorsitzender der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland und Vorstand der Bereiche Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG

Herr Dr. Teupen, wie beurteilen Sie den Gesetzesentwurf der Bundesregierung für das Wasserstoffbeschleunigungsgesetz?

Dieser Entwurf geht in die richtige Richtung, doch beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft brauchen wir ein enormes Tempo. Werden Wasserstoffinfrastrukturvorhaben als Anlagen des öffentlichen Interesses wahrgenommen, beschleunigt das ihre Umsetzung, denn wenn die Bundesregierung deutlich macht, dass diese Vorhaben eine ganz besondere Bedeutung für Deutschland haben, kann die Genehmigungsbehörde viel leichter Entscheidungen zur Realisierung treffen.

In der nationalen Wasserstoffstrategie geht die Bundesregierung von einem Importbedarf von 50 bis 70 Prozent des Gesamtbedarfs im Jahr 2030 aus. Woher soll dieser stammen?

Die Bundesregierung hat beispielsweise mit Ägypten, Namibia, Kanada und Saudi-Arabien Wasserstoffpartnerschaften gebildet, jedoch wären weitere Länder, in denen gute Bedingungen vorherrschen, für Deutschland interessant. Ein günstiger Stromentstehungspreis durch Erneuerbare Energien ermöglicht eine günstige Wasserstoffproduktion. Wir müssen massive Mengen an Wasserstoff nach Europa liefern, denn der Bedarf für Industrie und Kraftwerke ist gigantisch.

Wie kann Deutschland eine Vorreiterrolle in Bezug auf den Wasserstoff als Säule der Energieversorgung einnehmen?

Wir brauchen Importverträge von mindestens 15 Jahren Laufzeit mit einem festgelegten Preissystem. Wir müssen die Infrastruktur mit Terminals auf den Import von Wasserstoff vorbereiten, zum Beispiel durch Weiterentwicklung der bestehenden Erdgas-Terminals. Fernleitungsnetzbetreiber müssen gewährleisten, dass Wasserstoff auch verteilt werden kann, und dazu das H2-Kernnetz realisieren.

Was ist die europäische Wasserstoffbank und was sind ihre Ziele?

Die europäische Wasserstoffbank ist eine von der EU-Kommission geschaffene Marktplattform auf Auktionsbasis, um Angebot und Nachfrage in Deckung zu bringen. Ziel muss langfristig der Verzicht auf diese Förderinstrumente sein – weil Wasserstoff genau wie die Technologien zu seiner Produktion günstiger werden muss.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home