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31. Mär 2025

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Wirtschaft

Wohin geht BIM? – mit Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Leiter des Fachgebiets Bauinformatik und Nachhaltiges Bauen an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) Gießen

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: jakub zerdzicki/unsplash, BVBS

Wie BIM und KI planerische und praktische Prozesse auf der Baustelle verändern, kann niemand so gut beurteilen wie Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Leiter des Fachgebiets Bauinformatik und Nachhaltiges Bauen an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen.

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Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Leiter des Fachgebiets Bauinformatik und Nachhaltiges Bauen an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) Gießen

Die fortschreitende Digitalisierung in Bereich von Building Information Modeling (BIM) und der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) erleichtern Planern, Bauunternehmen und Bauherren die Arbeit ganz erheblich. „Mit IFC 4.3 wurde ein neuer Standard eingeführt, der nun auch Infrastrukturbauwerke wie Straßen, Brücken, Tunnel und Wasserwege besser abbildet“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Leiter des Fachgebiets Bauinformatik und Nachhaltiges Bauen an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen. „Dies verbessert den Datenaustausch und die Zusammenarbeit spürbar. Zudem wird KI immer mehr in BIM-Software integriert. Sie unterstützt beispielsweise bei der Suche nach Projektinformationen, was Prozesse effizienter macht, ohne dass der Nutzer aktiv etwas vornehmen muss.“ BIM vereinfacht jedoch nicht nur Recherche, Kontrolle und Prozesse, BIM trägt zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen bei und ermöglicht somit eine lebenszyklusorientierte Betrachtung von Bauwerken: „Alle der vielen, vielen Bauteile und Abschnitte eines Gebäudes oder einer Infrastruktur lassen sich im BIM-Modell erfassen und analysieren“, sagt Prof. Diaz. „Dadurch können sowohl Ökobilanzen, Energieverbrauch, CO₂-Emissionen als auch Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen genau berechnet werden. Besonders mit digitalen Zwillingen lassen sich diese Daten effizient verwalten und optimieren.“

Mit IFC 4.3 wurde ein neuer Standard eingeführt, der nun auch Infrastrukturbauwerke wie Straßen, Brücken, Tunnel und Wasserwege besser abbildet.

Viele Baustellenprozesse könnten demnächst bald weitgehend automatisiert ablaufen. Roboter können Baustellen begehen ohne Sicherheitsrisiko, und Drohnen mit Künstlicher Intelligenz können eigenständig Fotos und Scans anfertigen sowie die Dokumentation übernehmen. Dadurch lassen sich Bautagebücher, Personalzählungen und Sicherheitskontrollen automatisch erfassen, was sowohl die Arbeitsorganisation als auch die finanzielle Abrechnung erleichtert. Die KI-Verfahren sind sehr vielfältig, beispielsweise ermöglichen KI-gestützte Bildanalysen das Erkennen von Schäden wie Rissen oder Bauabweichungen, sodass frühzeitig Maßnahmen eingeleitet werden können. Diese Technologien sind bereits verfügbar und können die Effizienz und Sicherheit auf Baustellen enorm steigern, werden aber noch nicht flächendeckend genutzt. Auch die 3D-Drucktechnologie hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und lässt sich direkt mit BIM-Modellen verknüpfen. Schon heute können Bauteile und sogar ganze Bauwerke gedruckt werden, zunächst im kleinen Maßstab als Modell, aber zunehmend auch in großen Formaten. Besonders im Beton-3D-Druck sieht Prof. Dr.-Ing. Joaquin Díaz Fortschritte: „Moderne Drucker können nicht nur Beton, sondern auch Materialmischungen mit Lehm oder anderen Zusatzstoffen verarbeiten. Während solche Drucker derzeit meist stationär an Forschungseinrichtungen wie der Technischen Hochschule Mittelhessen genutzt werden, besteht der nächste große Schritt darin, mobile 3D-Drucker zu entwickeln, die direkt auf Baustellen eingesetzt werden.“ Der BIM-Experte geht davon aus, dass KI-Methoden in fünf Jahren in 80 Prozent der Softwarelösungen integriert sein werden, und dabei oft unbemerkt im Hintergrund laufen. Heute sind es bereits 25 Prozent, und der Anteil wächst stetig. „Wie sich die Kostenstrukturen entwickeln, bleibt abzuwarten, aber der Einsatz von KI wird zum Standard werden“, prophezeit Prof. Dr.-Ing. Joaquin Díaz.

Moderne Drucker können nicht nur Beton, sondern auch Materialmischungen mit Lehm oder anderen Zusatzstoffen verarbeiten.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home