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13. Dez 2024

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Lifestyle

Wunder am Wegesrand mit Ester Schweins

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Presse

Esther Schweins über die Kraft der Natur und der Stille, Sehnsuchtsorte und Komfortzonen und den Ratschlag eines Gurus zur Zähmung ihres Monkey Minds.

Welche Erfahrungen und Learnings in Ihrem Leben möchten Sie auf keinen Fall missen? Man lernt so viel und nie aus. Eine meine ersten großen Lernerfahrungen war, dass ein Ziel an und für sich wichtig, richtig und gut ist – und dass ein Sich-auf-den-Weg-Machen unerlässlich ist. Das Erreichen des gesteckten Ziels aber war dann in meinem Leben oft marginal, weil ich von Wundern am Wegesrand oder Abwegen aufgehalten und verändert wurde. Ich habe gelernt, Ängsten geradewegs zu begegnen und ins kalte Wasser zu springen, ohne einen Blick zurück in die Komfortzone zu werfen. Und ich wurde für jeden Mut mit neuer Kraft und neuem Blick auf das Alte und die Zukunft belohnt. Ich habe gelernt, dass die Zeit zwar keine Wunden heilt – jeder Tag aber, der vergeht, einen mit seinem Schmerz weiterträgt. Und ich habe gelernt, das ich mich an jedem Tag erfreuen darf.

Was tut Ihnen gut, körperlich wie mental? Draußen sein, unter freiem Himmel, Waldluft atmen oder mich von der Meeresbrise durchlüften lassen. Barfuß auf der Erde gehen, still sitzen, die Wunder und die Schönheit der Natur bestaunen und Distanz einnehmen zu meinem Verstand, meinen Gedanken, die manchmal losgelassen wie eine wilde Horde Affen von Ast zu Ast springen. Monkey Mind nennen die Buddhisten einen überspannten, ruhelosen Geist, der – wie es mir ein Guru einmal humorvoll erklärte – manchmal nichts als Diarrhoe produziert: Sorgen, schmerzliche Ausflüge in die Vergangenheit, dystopische Zukunftsängste. Ich brauche Stille und Bewegung: Meditation, Yoga und Nordic Walking. Mein Körper und mein Geist verlangen danach und senden mir deutliche Zeichen des Unwohlseins, wenn mir einmal die Zeit fehlt oder ich krankheitsbedingt pausieren muss – eine Höchststrafe für mich!

Wie genießen Sie? Mit einem Lächeln.

Geheimtipps fürs Well-Aging? Gesundes Essen, am besten weitgehend pflanzliche Kost, frisch zubereitet. Ausreichend Mineralwasser, besser nicht aus Plastikflaschen trinken. Extrakt aus schwarzem fermentierten Knoblauch für das Gefäßsystem und die Herzgesundheit. Lächeln. Dankbar dafür sein, am Morgen wieder aufgewacht zu sein. Und immer weitermachen, nicht drei Gänge zurückschalten und sich einrichten mit dem Altern oder abfinden mit den zunehmenden Schmerzen. Beweglich bleiben und biegsam, Schmerzen wegdehnen, tägliches Training und Disziplin.

Den Kreis meiner Lieben trage ich im Herzen auf all meinen Reisen.

Welche Orte lassen Ihr Herz höher schlagen? Der Adiyogi-Tempel im Isha Ashram in Coimbatore in Indien, an dessen Eingang ein aus Stein gehauener Obelisk steht, in dem jede der Weltreligionen mit ihren Symbolen verewigt ist. Und der Mount Fuji in Japan, den ich im Sommer mit meiner Tochter und dem Sohn einer Freundin bestiegen habe. Der Aufstieg mit Übernachtung auf der siebten Station, die zweite Etappe, der Gipfel: fast unwirklich, und doch ist mir alles eindrücklich und klar in Erinnerung. Nicht nur wegen des Sauerstoffmangels auch vor Ehrfurcht und weil ich mir nicht sicher war, ob ich diese Herausforderung überhaupt meistern könnte, schlug mein Herz höher. Man sagt, Fujisan habe für jeden eine Lektion. Wir haben bei einsetzendem Regen und schlechter Sicht den falschen Abstieg gewählt, der als „herausfordernd“ bezeichnet wird. Inmitten von Blitz und Donner sind wir gerutscht, geklettert, gefallen – irgendwann ohne Wasser und Proviant. Im Rückblick waren wir schon nach zwei Dritteln des Abstiegs am Ende unserer Kräfte. Meine Lektion war: Jenseits von Schwäche, Schmerz und Furcht lässt sich doch noch eine fast ätherische Kraft mobilisieren, die trägt.

Sind Sie ein Familienmensch und was bedeutet Zuhause für Sie? Einerseits ist die Welt mein Zuhause und meine Wanderlust hat Flügel. Andererseits habe ich mit der Geburt meiner Kinder auf Mallorca Wurzeln geschlagen. Ich hätte immer gern eine große Familie gehabt, in der viele einander stützen. Meine Kinder gehen mir über alles, und zusammen sind wir nun von einer großen Familie aus Freunden umgeben, mit denen wir Glück und Leid teilen. Den Kreis meiner Lieben trage ich im Herzen auf all meinen Reisen. Zuhause ist der Ort, den meine Kinder als ihre Heimat empfinden, an dem ich Kraft schöpfe.

Wie verbringen Sie die kommenden Weihnachtsfeiertage? Meine Kinder und ich verbringen Weihnachten mit meiner Mutter (88) bei ihr zu Hause – zusammen mit meinem Bruder und seiner Familie, ganz klassisch.

Factbox:

Die leidenschaftliche Köchin liebt ihre Hunde und frisches Sauerteigbrot mit Meersalz und Olivenöl von ihren mallorquinischen Olivenbäumen. Sie bedankt sich bei jeder Lebensform, die ihr Dasein aufgeben musste, um von ihr verstoffwechselt zu werden und verehrt die Malerin und Performance Künstlerin Ati Maier. Mit dem Mediziner Prof. Martin Mücke hat die Schauspielerin und Moderatorin jüngst ein Buch zum gemeinsamen Erfolgs-Podcast „Unglaublich krank“ publiziert. Nach der Bezwingung des Mount Fuji kann sich die 54-Jährige gut vorstellen, als Nächstes den Kilimandscharo in Angriff zu nehmen.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.