16. Dez 2022
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Wirtschaft
Journalist: Lebensmittelverband Deutschland
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Foto: Sandra Ritschel/Lebensmittelverband
Vorwort Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer Lebensmittelverband Deutschland.
Wie sieht die Zukunft unserer Ernährung und der Lebensmittebranche aus? Wir als Lebensmittelverband stellen diese Frage seit 2018 jährlich auf der Internationalen Grünen Woche (IGW), der weltgrößten Verbrauchermesse: „Wie schmeckt die Zukunft?“ Und die Antworten zeigen vor allem zwei Aspekte: Die Zukunft wird geprägt sein von Vielfalt und Innovationen. Seit vier Jahren präsentieren wir an unserem Stand neben etablierten Unternehmen der Branche auch junge Startups. Wir konnten bereits viele Highlights zeigen: Kreative Getränkeideen wie Proteinbier, Brotbier, Kaffeekirschenlimonade, Orangenschalenlimonade, Wasser, das mittels Geruch nach Zitrone etc. schmeckt, Algen, Jackfruit, Insekten in verschiedenen Varianten als Burger, als Mehl, als Müsliriegel und viele mehr. Meist stehen nachhaltige oder gesundheitsorientierte Ansätze dahinter, um z. B. mittels Food-Upcycling aktiv gegen Lebensmittelverluste vorzugehen oder neue Proteinquellen zu erschließen. Wie viele der jungen Unternehmer sich letztlich fest etablieren werden, hängt vom Markt und der Nachfrage der Verbraucher ab. Gleiches gilt auch für die Produkt- und Verpackungsinnovationen, die unsere Mitglieder als Zukunftsideen mitgebracht haben und auch 2023 wieder mitbringen werden. Es wird viele pflanzliche Alternativprodukte geben, vegane Chicken-Nuggets, veganes Ei, pflanzliche Milchalternativen. Die Lebensmittelbranche demonstriert damit ihr unglaubliches Innovationspotential. Es geht darum, Lebensstile zu ermöglichen und nicht, welche zu verbieten. Fleischalternativen sollen vegetarisch und vegan lebenden Menschen eine ebenso große Produktauswahl ermöglichen, wie sie Menschen haben, die tierische Produkte essen. Dabei gibt es nicht die eine „Ersatz-Ressource“, sondern es kommt darauf an, die Vielfalt zu nutzen, die wir an möglichen Rohstoffen zur Verfügung haben, wie Hülsenfrüchte, Pilze, Reis, Hafer, Soja und viele mehr. Nur so erhalten wir Biodiversität und können vielfältige Geschmackserlebnisse anbieten. Fleischalternativen sollen aber eben nur Alternativen sein und nicht Ersatzprodukte in dem Sinne, dass sie Fleisch- und Wurstwaren komplett ersetzen sollen. Fleisch wird es auch in Zukunft geben – aus artgerechter Tierhaltung. Die Fleischbranche arbeitet seit Jahren u. a. mit der Initiative Tierwohl daran, ihrer Verantwortung gegenüber Menschen und Tieren gerecht zu werden und die Haltungsbedingungen stetig zu verbessern. Das ist uns wichtig – mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung müssen wir nicht nur so ressourcenschonend wie möglich arbeiten, sondern auch Lösungsansätze aufzeigen, wie wir die Proteinversorgung zukünftig sicherstellen können. Und dafür müssen wir weiterhin offen sein für alle Möglichkeiten, d. h. Ernährungsstile mit und ohne Fleisch, Rohstoffe, die in Bioreaktoren wachsen, Rohstoffe, die mit neuen Züchtungstechnologien angebaut und mit Robotern geerntet werden. Und dafür brauchen wir eine Politik, die faire Rahmenbedingungen setzt und ein freies marktwirtschaftliches Geschehen zulässt und nicht durch Verbote den Markt regulieren will. Außerdem – was mir persönlich wichtig ist und woran ich fest glaube: auch Tradition wird ihren festen Platz in der Zukunft haben. Der klassische Schweinebraten, rheinischer Labskaus und Berliner Buletten werden auch in 50 Jahren noch zum kulturellen Erbe dieses Landes gehören!