30. Jul 2020
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Gesellschaft
Die Digitalisierung dringt seit Jahren in einen Großteil unserer alltäglichen Lebensbereiche vor. Immer mehr Geräte sind in diesem Zusammenhang digital steuerbar und liefern mehr und mehr Daten über die Umgebung. Zukünftig ist zu erwarten, dass dieser Trend durch die Integration von standardmäßig ausgestatteter Sensorik und Aktorik in allen unseren Lebensräumen fortgesetzt wird. Einen wesentlichen dahingehend beeinflussten Lebensbereich stellen die Wohnräume dar, welche hier im Zusammenhang der Digitalisierung als „Smart Home“ bezeichnet werden. Derzeitige Lösungen adressieren dabei vorwiegend einfache Aufgaben der Automatisierung und schöpfen das Potential nicht hinreichend aus. Nutzer verlangen deshalb nach umfassenderen Smart Space Lösungen, welche Aufgaben aus den Themenbereichen der Sicherheit, der Nachhaltigkeit und der Lebensqualität abdecken.
Es wird in Anbetracht dieses unzureichend ausgeschöpften Potentials mehr Intelligenz (bzw. Methoden und Verfahren des maschinellen Lernens und der KI) entwickelt, die in den Lösungen eingesetzt werden muss. Diese intelligenten und lernenden Systeme (Assistenz Systeme) werden ausgehend von Sensorik und in anderen Quellen (Kontext) gesammelten Daten optimale Entscheidungen für aktuelle Situationen treffen können. Außerdem sollen diese Lösungen in der Lage sein, zukünftige Situationen vorherzusagen und Aktionen zu empfehlen, welche für die Zukunft definierte Ziele erfüllen bzw. zukünftige unerwünschte Situationen vermeiden.
In Anlehnung und im Sinne des Konzeptes der „Explainable Artificial Intelligence“, sollen die Assistenz Systeme ihre getroffenen Entscheidungen erklären können. Dies soll nicht nur das Vertrauen der Nutzer stärken, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext den zusätzlichen Mehrwert untermauern. Diese Eigenschaften werden die Akzeptanz sowie den Nutzen solcher Systeme in den Smart Spaces erhöhen und den Nutzern gegenüber mehr Transparenz schaffen.
Wenn bei einem Gebäude der grundsätzliche Schutz durch vernünftige Türen, Fenster, Beschläge und Glas gegeben ist, macht Smart Home als Einbruchschutz Sinn, denn die smarte Technik ist immer nur ein Zusatz zu einem gut vorbereiteten, stabilen Gebäude. Smart Home besteht aus Sensoren und Aktoren: Ein einfacher Rauchmelder erkennt Rauch und macht Lärm. Ein smarter Rauchmelder kann mehr: Er erkennt Rauch, macht Lärm, schaltet das Licht an und fährt sämtliche Rollläden hoch – bevor nämlich der Strom ausfällt und sie nicht mehr zu öffnen sind und den Fluchtweg versperren.
Ein konventioneller Rauchmelder in der Küche macht wenig Sinn, da er nicht zwischen Rauch und Wasserdampf unterscheiden kann. Hier sind spezielle, infrarot-basierte Melder angebracht, die Brandentwicklung erkennen und dann sofort den Herd ausschalten. Für Gasherde gibt es Sensoren, die Gasgeruch erkennen. Feuergefahr durch vergessene Speisen auf dem Herd begegnet man per Bewegungsmelder, die anspringen, sobald sie länger als beispielsweise zehn Minuten keine Bewegung am eingeschalteten Herd registriert haben. Doch teurer als Brandschäden sind Wasserschäden. Smarte Überflutungssensoren lösen bei geplatzten Waschmaschinenschläuchen oder Rohrbruch sofort Alarm aus. Einige können dann sogar das Wasser abstellen. Zudem hilft Smart Home, ein Gebäude auch bei längerer Abwesenheit bewohnt wirken zu lassen: Automatisch bewegte Rollläden, Licht im Haus, Bewegungsmelder und nicht zuletzt der Rasenroboter vermitteln Anwesenheit.
Ein großes Problem von Smart Home ist die nicht vorhandene Interoperabilität von Geräten unterschiedlicher Anbieter. Einen Trend setzen hier Geräte zur Sprachsteuerung von Alexa, Google und Apple, die sich auf der oberen Ebene verbinden lassen, sodass verschiedene Systeme, die eigentlich nicht miteinander steuerbar sind, eine Verbindung eingehen. Im Moment gibt es sehr viele gut funktionierende Insellösungen. Jedes Unternehmen möchte sein System als Komplettangebot anbieten und nach vorne bringen, aber das ist oftmals schwierig, da eine „richtige“ Interaktion zwischen Sensoren und Aktoren noch nicht existiert. Bisher lassen sich die drei Bereiche Sicherheitstechnik, Medienzentrale und Kamerasysteme nicht immer mit allen Systemen verbinden.
Der große Vorteil von Smart Home-Anwendungen liegt in der Einfachheit der Bedienung, bei der man auch von unterwegs die Kontrolle über verschiedene Bereiche seines Hauses hat. Doch Vorsicht: Smart Home ersetzt weder Alarmanlage noch Überwachungsanlage. Die smarten Geräte können zwar bei der Sicherung helfen, haben aber nicht den gleichen Anspruch wie eine klassische, doppelt gesicherte Alarmanlage. Leider wurde bislang noch kein Standard in Bezug auf die Sicherheit der Systeme festgelegt – die Cybersecurity ist also noch nicht durchgängig etabliert, was ein gewisses Risiko darstellt, das vielen Kunden nicht bewusst ist.