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25. Apr 2025

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Gesellschaft

Mobilität ist ein Schlüsselthema – mit Gerhard Hillebrand, ADAC Verkehrspräsident

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Foto: ADAC/Stefanie Aumiller

Mobilität ist für die Menschen von zentraler Bedeutung. Sie benötigen sie, um zur Arbeit zu kommen, Einkäufe zu erledigen, Freunde und die Familie zu besuchen oder auf Reisen zu gehen. Kurz gesagt: Ohne Mobilität ist ein modernes Leben kaum vorstellbar. Doch trotz dieser grundlegenden Bedeutung gibt es zahlreiche Herausforderungen, die Menschen, Politik und Hersteller beschäftigen und z. T. auch zunehmend belasten.

Der individuelle Verkehr mit dem Auto bleibt für viele Menschen unverzichtbar, insbesondere in ländlichen Gebieten. Auch wenn die Elektrifizierung des Verkehrs voranschreitet, ist es unrealistisch, dass der Autoverkehr bis 2035 vollständig auf E-Autos umgestellt wird. Denn trotz der rasanten Entwicklung bei Reichweiten und Ladegeschwindigkeiten bleibt der Hochlauf der Elektromobilität hinter den Erwartungen zurück. Das liegt mitunter an den hohen Anschaffungskosten für E-Autos, aber auch an hohen Kosten für das öffentliche Laden. Solange E-Autos in der Anschaffung teuer bleiben und die Ladepreise hoch sind, wird sich die E-Mobilität nicht in die Breite tragen lassen. Hier muss die Politik dringend eingreifen, etwa durch eine Senkung der Stromsteuer, eine angemessene Preisgestaltung der Tarife oder der Schaffung einer Markttransparenzstelle, um den Wettbewerb bei den Ladepreisen zu fördern.

Eine zukunftsfähige Mobilität erfordert aber auch massive Investitionen sowohl in die Straßen- als auch in die Schieneninfrastruktur. Die Vernachlässigung dieser Bereiche hat bereits zu einer zunehmenden Unzufriedenheit bei den Verkehrsteilnehmenden geführt. Der Ausbau von Straßen und der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur muss dringend vorangetrieben werden, um die Mobilität der Zukunft sicherzustellen.

Der Übergang zu einer klimafreundlicheren Mobilität darf allerdings nicht zu einer finanziellen Überlastung der Bevölkerung führen. Um die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen nicht zu gefährden, muss die Politik auch die sozialen Auswirkungen im Blick behalten. Ein zu hoher CO2-Preis und unrealistische Erwartungen an den Umstieg auf klimafreundliche Fahrzeuge gefährden die Akzeptanz von Verbrauchern. Stattdessen braucht es den Gedanken der Ermöglichung von Klimaschutz, etwa durch die Förderung alternativer Kraftstoffe und den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zudem müssen die öffentlichen Verkehrsmittel deutlich attraktiver werden – durch zuverlässigere Verbindungen und eine faire Preisgestaltung.

Es braucht jetzt realistische Maßnahmen, die aber konsequent umgesetzt werden. Planbarkeit und Zuverlässigkeit sind wesentlich, um Verhaltensveränderungen und Investitionen zu fördern und den Klimaschutz im Verkehr voranzutreiben. Für den ADAC ist es deshalb entscheidend, dass es zukünftig eine klare und langfristige Strategie für die Mobilität gibt. Es geht darum, Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl ökologisch als auch sozial gerecht sind. Nur, wenn alle Verkehrsträger in einer ganzheitlichen Strategie berücksichtigt werden, können Erwartungen einerseits und nachhaltige Fortschritte andererseits erzielt werden. Es ist höchste Zeit, dass die Politik entschlossen handelt und eine Mobilitätspolitik verfolgt, die den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird.

Es braucht jetzt realistische Maßnahmen, die aber konsequent umgesetzt werden. Planbarkeit und Zuverlässigkeit sind wesentlich, um Verhaltensveränderungen und Investitionen zu fördern und den Klimaschutz im Verkehr voranzutreiben.

25. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.