Diesen Artikel teilen:

20. Jun 2025

|

Gesellschaft

KI und Cloudanwendungen werden die medizinische Ausbildung spürbar verbessern – mit Martin Peuker

Journalist: Katja Deutsch

|

Foto: Presse

An der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem werden in Kürze die ersten Studierenden der Humanmedizin ihr Studium aufnehmen. Sie erwartet eine grundlegende Transformation der medizinischen Ausbildung, bei der Künstliche Intelligenz von Anfang an integriert wird. Martin Peuker, Vorstand für Digitalisierung an der Universität, verantwortet den Aufbau der gesamten digitalen Infrastruktur der Hochschule. Er vergleicht den aktuellen Aufstieg der Künstlichen Intelligenz mit dem der Industrialisierung.

Herr Peuker, die Medizin befindet sich gerade im digitalen Umbruch. Welche Rolle spielen KI und Cloud-Technologien heute schon in der Ausbildung bei angehenden Ärztinnen und Ärzten? Künstliche Intelligenz und Cloud-Technologien haben bereits einen festen Platz in der medizinischen Ausbildung. Insgesamt ist das aber noch sehr unstrukturiert. Viele nutzen entsprechende Tools im Alltag, in der Lehre fehlt jedoch häufig die gezielte Integration. In der Radiologie beispielsweise könnten KI-gestützte Bildanalysen individuelle Lernpfade ermöglichen. Solche Systeme entstehen gerade, mit Potenzial für Bürokratieabbau, Start-up-Einbindung und das tastaturlose Krankenhaus. Das spart Kosten und steigert Effizienz in der Lehre.

Wie erleben Sie den Wandel konkret in der medizinischen Ausbildung, wo Sie gerade sind, an der entstehenden Uni Lausitz? Die medizinische Universität Lausitz befindet sich derzeit im Aufbau. Offiziell werden wir ab Oktober 2026 die ersten 34 Medizinstudierenden immatrikulieren, Ziel sind 1.200 Studierende. In Vorbereitung darauf entwickeln wir ein innovatives Curriculum für den Modellstudiengang Humanmedizin, in dem Künstliche Intelligenz und Digitalisierung eine zentrale Rolle spielen werden. Als größte Medizinschule Brandenburgs bilden wir künftig auch Gesundheitsfachberufe aus. Digitale Lösungen wie VR-Simulationen gewinnen dabei an Bedeutung. Zudem stärken wir das „Wir-Gefühl“ durch eine Alumni-Organisation und vernetzen Studierende über eine gemeinsame Cloud. Mixed-Reality ermöglicht virtuelle Simulationen klinischer und pflegerischer Szenarien, in denen Tätigkeiten und Entscheidungen mit Avataren geübt werden können.

Wie wird die Cloud-Technologie genutzt, um medizinisches Wissen oder Patientensimulationen zugänglicher zu machen? Wir haben noch sehr viel „alte Welt“, die sich noch nicht richtig „cloudifizieren“ lässt. Oft werden bisher eher Infrastrukturen in einem Cloud-Rechenzentrum genutzt. Wir arbeiten jedoch gerade zusammen mit einem Partner hier in der Modellregion Lausitz am Aufbau einer wirklich nativen, sicheren Cloud-Infrastruktur. Anfang 2026 soll die Plattform für die Medizinische Universität Lausitz einsatzbereit sein – und sie gerne anderen Partnern öffnen. Die Lausitz bietet ideale Bedingungen, um neue Versorgungsmodelle zu erproben, zum Beispiel digitale Visiten und KI-gestützte Services. Mit Partnern und Forschungseinrichtungen testen wir Hospital-at-Home-Konzepte im Reallabor.

Die Lausitz bietet ideale Bedingungen, um neue Versorgungsmodelle zu erproben, zum Beispiel digitale Visiten und KI-gestützte Services. Mit Partnern und Forschungseinrichtungen testen wir Hospital-at-Home-Konzepte im Reallabor.

Was sind dabei die größten Herausforderungen? Die Herausforderungen sind groß: Technisch fehlen oft Standards, regulatorisch bestehen Spannungsfelder bei Datenschutz und Verantwortung. Ethisch gilt es, Tierversuche zu vermeiden, Daten besser zu nutzen und prozessgesteuerte Biomaterialbanken für innovative Forschung aufzubauen, die nicht nur sammeln, sondern neuartige Forschungsvorhaben aktiv unterstützen.

Bieten Cloud und KI für die medizinische Lehre im Vergleich zur bisherigen klassischen Ausbildung tatsächlich Vorteile Ja, definitiv! Die Kombination aus KI und Cloud-basierten Lernumgebungen bietet großes Potenzial für die medizinische Ausbildung. Sie ermöglicht personalisiertes, jederzeit verfügbares Lernen mit unmittelbarem Feedback. Im Gegensatz zum klassischen, oft linearen Ausbildungssystem passen sich KI-gestützte Plattformen dem Tempo und dem Kompetenzniveau der Lernenden an. Zudem können seltene oder risikobehaftete Szenarien realitätsnah simuliert werden, ohne Patientinnen und Patienten zu gefährden. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber traditionellen Ausbildungsformaten.

Wie stellen Sie sich die Medizinerausbildung im Jahr 2030 vor? Wie viel wird davon digital sein und wie viel wird analog bleiben? Bis 2030 wird medizinische und pflegerische Ausbildung hybrid sein: Diagnostik, Therapieplanung und Kommunikation werden digital und KI-gestützt trainiert, ergänzt durch analoge Lernräume für Empathie, Teamarbeit und ethisches Handeln. Wenn wir entschlossen in Infrastruktur, Didaktik und Interoperabilität investieren, könnte Deutschland hier Vorreiter werden. Wichtig finde ich auch, Bürgerinnen und Bürger mit gezielten Bildungsangeboten mitzunehmen, um digitale Gesundheitskompetenz breit zu fördern. „Digital Literacy“ ist entscheidend, um eine mündige Teilhabe zu ermöglichen.

30. Apr 2025

|

Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.