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4. Jul 2025

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Gesundheit

KI als Hoffnungsträger in Medizin und Radiologie

Journalist: Julia Butz

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Foto: Accuray/unsplash

In der Radiologie hat sich KI in den letzten Jahren rasant entwickelt – von der automatisierten Befundung über die Bildanalyse bis hin zur Prozessoptimierung. Doch ihr Einsatz wirft nicht nur technische, sondern auch ethische, regulatorische und strukturelle Fragen auf. Die folgenden drei Perspektiven von Expertinnen und Experten aus Forschung und Klinik zeigen, wie breit das Spektrum an Chancen und Herausforderungen ist. Gemeinsam wird deutlich: Die Zukunft der Medizin mit KI erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit, einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten – und vor allem das Vertrauen der Menschen, die mit ihr arbeiten und von ihr profitieren sollen.

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Dr. Theresa Ahrens, Abteilungsleiterin Digital Health Engineering, Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering IESE (Foto: Fraunhofer IESE)

Diagnostik ist vielleicht der wichtigste Schritt im Behandlungspfad, doch gerade bei chronischen Erkrankungen verzögert sich die richtige Diagnose oft, wie bei Endometriose, von der viele Frauen betroffen sind. KI kann hier helfen, indem sie komplexe Krankheitsgeschichten und Befunde schneller verarbeitet und so frühere Diagnosen und mehr Prävention ermöglicht. Besonders effektiv ist KI bei Bildanalysen wie CTs oder Röntgenbildern, auch Chatbots können die Anamnese verbessern. Wichtig aber ist, dass KI niemanden benachteiligt, etwa durch den Gender Data Gap, der falsche Behandlungen bei Frauen begünstigen kann. Um das KI-Potenzial voll auszuschöpfen, müssen mehr medizinische Daten maschinenlesbar vorliegen. Unser Forschungsprojekt FHIR-Starter entwickelt dazu eine KI-basierte Software, die beispielsweise PDF-Arztbriefe in standardisierte Formate überführt, um diese Daten für Forschung und spezialisierte Anwendungen zugänglich zu machen.

Wenn wir KI im Gesundheitswesen verantwortungsvoll einsetzen wollen, ist es essenziell, dass Ärztinnen und Ärzte den KI-Ergebnissen vertrauen können, aber auch wissen, wann manuell eingegriffen werden muss. Es braucht mehr Forschung zu verlässlichen, erklärbaren KI-Systemen und ebenso zur Mensch-Maschinen-Interaktion, da Ärzteschaft plus KI nicht automatisch zu besseren Ergebnissen führt. Auch Patientinnen und Patienten vertrauen KI oft zu sehr, selbst bei fehlerhaften Antworten. Das große Potenzial von KI erfordert einen sorgfältigen und kritischen Umgang.

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Prof. Dr. Antonio Krüger, CEO Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) (Foto: DFKI)

Alle bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, MRT oder CT profitieren von künstlichen, neuronalen Netzen und KI-Anwendungen, die sich in den letzten 15 Jahren entwickelt haben. Viele dieser Anwendungen sind bereits im Praxisalltag etabliert und unterstützen bei Momentaufnahmen. Beispiele dafür sind KI-gestützte Systeme in der Hautkrebsvorsorge, etwa bei der Videodermatoskopie, ein Ganzkörperscan, der verdächtige Hautveränderungen automatisiert und mit sehr guter Qualität klassifiziert; sowie in der Radiologie, wo KI einzelne Organe oder Regionen optisch hervorhebt und so die Befundung erleichtert und die Belastung der Radiologen reduziert. Die Diagnose bleibt dabei stets in ärztlicher Verantwortung.

Ihr volles Potenzial entfaltet KI jedoch erst mit einer umfassenden Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die elektronische Patientenakte wird zwar kontrovers diskutiert und Sicherheitslücken müssen geschlossen werden. Aber erst der vollständige digitale Zugriff auf eine Medikationshistorie, alle Befundungsergebnisse und Laborwerte, ermöglicht eine Qualitätssteigerung der KI-Auswertung. Auch die Mensch-Maschine-Interaktion stellt besondere Anforderungen. Sie muss neben faktisch korrekten Informationen eine alltagstaugliche Sprache in außeralltäglichen Situationen verwenden – auch bei hohem Erklärungsbedarf, in Ausnahmesituationen oder bei Stress. Die Patientinnen und Patienten wollen Informationen, aber sie brauchen Verständnis und Zuwendung, die Maschinen nur oberflächlich simulieren können.

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Prof. Dr. med. Dipl.-Inform. Julian Caspers, ltd. Arzt Künstliche Intelligenz und Radiologische Informatik am Universitätsklinikum Düsseldorf (Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf)

Künstliche Intelligenz bietet in nahezu allen Bereichen der Radiologie großes Potenzial, von der schnelleren Bilderstellung und zuverlässigen Interpretation von Auffälligkeiten bis zur Optimierung administrativer Abläufe. KI kann Prozesse beschleunigen, die Diagnostik verbessern und Ressourcen effizienter nutzen. Besonders wertvoll wird sie durch die Integration multimodaler Informationen für eine zielgerichtete und personalisierte Versorgung.

Die Radiologie ist seit Jahren Vorreiter bei der Adaptation von KI in der Medizin. Es gibt zahlreiche zugelassene KI-Assistenzsysteme, etwa für die Röntgen-Thorax-Diagnostik oder Frakturerkennung. Dennoch ist ihre Verbreitung bislang begrenzt. Gründe sind viele eng fokussierte Insellösungen, die den flächendeckenden Einsatz erschweren, fehlende multimodale Systeme oder Integrationen in bestehende radiologische Arbeitsabläufe und IT-Infrastrukturen, finanzielle Hürden sowie mangelnde Evidenz zum Nutzen. Auf absehbare Zeit wird die Radiologie weiterhin vornehmlich durch unterstützende KI-Systeme geprägt sein, nicht durch vollständig autonome Lösungen. Ihre Bewertung konzentrierte sich in der Vergangenheit stark auf technische Leistungskennzahlen. Künftig sollte das Zusammenspiel zwischen Radiologinnen bzw. Radiologen und KI stärker in den Fokus rücken, insbesondere das Vertrauen in, und der kritische Umgang mit KI-Ergebnissen. Um den Mehrwert dieser Zusammenarbeit für die Gesundheitsversorgung zu belegen, sind mehr prospektive, randomisierte Studien nötig.

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.