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11. Jul 2025

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Gesundheit

Ohne Regeneration keine sportliche Höchstleistung – mit Prof. Dr. med. Tim Meyer

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Presse, Funkcinės Terapijos Centras/pexels

Prof. Dr. med. Tim Meyer ist Ärztlicher Direktor und Professor am Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, Vorsitzender der Medizinischen Kommissionen der UEFA und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sowie Editor-in-Chief des Journal of Science and Medicine in Sport (JSAMS). Er weiß wie kein anderer, dass sportliche Höchstleistungen nur durch ausreichende Regeneration möglich sind.

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Prof. Dr. Tim Meyer, Sportmediziner & ehemaliger Teamarzt der Deutschen Fußball Nationalmannschaft

Herr Prof. Dr. Meyer, warum ist Regeneration im Leistungssport so wichtig? Die wichtigsten Trainingsanpassungen entstehen in der Regenerationsphase. Ziel des Trainings ist es, grob gesagt, gezielt Ermüdung herbeizuführen, die dann eine Anpassungsreaktion im Körper auslöst. Diese kann nur mit ausreichender Erholung eintreten. Ohne genügend Zeit zur Regeneration wird langfristig kein optimaler Trainingserfolg erzielt.

Es gibt jedoch auch Phasen, in denen nicht primär Trainingsfortschritte im Vordergrund stehen, sondern eine optimale Leistungsfähigkeit zu einem gegebenen Zeitpunkt, zum Beispiel bei dicht getakteten Wettkämpfen. In solchen Situationen ist es wichtiger, schnell wieder in eine optimale Ausgangsverfassung zu kommen. Denn im Leistungssport sind Wettkämpfe die entscheidende „Währung“ und kein Athlet kann es sich leisten, dort nicht topfit zu sein.

Woran können Sie erkennen, ob Leistungssportler ausreichend regenerieren? Das ist durchaus nicht trivial. Idealerweise würde man einfach eine Belastung wählen, die dem Wettkampf sehr ähnlich ist. Fällt die Leistung dabei schlechter aus, wäre das ein klares Zeichen für Ermüdung. Doch solch ein Test würde selbst zusätzliche Ermüdung erzeugen. Deshalb untersucht man beispielsweise Blutwerte oder führt einfachere, nicht ermüdende Tests durch. Man kann auch einfach gezielt erfragen, ob sich ein Sportler gut bzw. erholt fühlt, doch auch die Antwort auf diese Frage ist mit Vorsicht zu genießen. Leistungssportler möchten in bestimmten Situationen nicht unbedingt als erschöpft gelten, gerade wenn es um Einsatzzeiten und so wichtige Spiele wie die Champions League geht.

Wie regeneriert man als Leistungssportler am besten? Das Wichtigste ist das Einfachste: Ruhezeiten und Schlafenszeiten einhalten und auf eine vernünftige Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr achten. Diese Grundlagen werden im Alltag oft vernachlässigt, etwa wenn nach dem Wettkampf gefeiert oder Alkohol konsumiert wird. Darüber hinaus hat die Professionalisierung des Sports eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen populär gemacht, wie die Kaltwasserimmersion, besser bekannt als „Eistonne“. Der Nutzen ist hier wissenschaftlich ganz ordentlich belegt. Auch spezielle Kompressionskleidung wird gern eingesetzt. Beim „Auslaufen“, Massagen und Elektromyostimulation dagegen ist die Studienlage schon recht uneinheitlich. In einem Fußball-Team von zehn Feldspielern kann es sein, dass für die optimale Regeneration viele unterschiedliche Ansätze nötig sind.

Welche Nahrungsergänzungsmittel unterstützen nachweislich die Regeneration? Ob Nahrungsergänzungsmittel im Sport überhaupt sinnvoll sind, hängt stark von der Disziplin und der allgemeinen Ernährung ab. Bei Marathon, Triathlon oder Langstreckenschwimmen können sie schon aufgrund des sehr hohen Energieumsatzes hilfreich sein. Flüssige Ergänzungen bieten hier eine praktische Lösung, denn viele Sportler haben nach dem Wettkampf einfach keinen Hunger. Bei einem 90-minütigen Fußballspiel verbrauchen Spieler aber nicht mehr als 1.200-1.300 Kilokalorien – da sind Nahrungsergänzungsmittel eigentlich überflüssig, denn das geht auch über normale Ernährung. Bei speziellen Diäten, etwa veganer Kost, kann eine gezielte Ergänzung einzelner Nährstoffe wie Eiweiß oder Eisen jedoch sinnvoll sein. Magnesium beugt übrigens nicht Muskelkrämpfen nicht vor! Entscheidender ist die Flüssigkeitszufuhr.

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.