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11. Jul 2025

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Gesundheit

Lasst uns reden!

Journalist: Silja Ahlemeyer

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Foto: Rosie Sun/unsplash

Im Umgang mit bestimmten Diagnosen sind Scham und Unsicherheit tief in uns verankert. Höchste Zeit, das zu ändern.

Es gibt Krankheiten, über die wir nur höchst ungern sprechen. Sobald sie den Intimbereich oder Kontrollverlust betreffen oder starke Ansteckungsgefahr besteht, stecken wir Menschen oft den Kopf in den Sand und verschließen die Augen vor dem, was ist. Und das, obwohl solche Krankheiten genauso gängig sind wie Schnupfen und Halsschmerzen.

Urinverlust Inkontinenz beispielsweise betrifft Millionen von Menschen. Gemeint ist der ungewollte Verlust von Urin oder Stuhl, oft beim Niesen oder Lachen. Viele Betroffene ziehen sich zurück, verzichten auf soziale Aktivitäten und schweigen selbst gegenüber dem engsten Umfeld. Dabei gibt es gute Therapiemöglichkeiten, vom Beckenbodentraining bis zu modernen Hilfsmitteln. Wer sich an Urologen oder Gynäkologen wendet, kann viel Lebensqualität zurückgewinnen. Die Schauspielerin Kate Winslet beispielsweise hat offen darüber gesprochen, dass sie nach der Geburt ihrer Kinder mit Harnverlust bei starkem Lachen zu kämpfen hatte. Solche Bekenntnisse helfen, das Thema zu enttabuisieren.

Kontrollverlust Alkoholsucht ist in einer Gesellschaft, in der Bier und Wein zum Kulturgut gehören, keine Seltenheit. Die Droge Alkohol ist leicht verfügbar und gesellschaftlich akzeptiert – wer jedoch die Kontrolle verliert, gilt schnell als charakterschwach oder willenslos. Die Realität ist komplexer. Eine Sucht entsteht schleichend, oft aus sozialem oder psychischem Druck. Wer sich eingesteht, ein Problem zu haben, beweist Stärke anstatt Schwäche. Einen Ausweg aus der Sucht zeigen Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Suchtambulanzen, in vielen Städten sogar anonym.

Eine Sucht entsteht schleichend, oft aus sozialem oder psychischem Druck. Wer sich eingesteht, ein Problem zu haben, beweist Stärke anstatt Schwäche.

Viren und Bakterien Auch sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien oder Herpes können jeden Menschen treffen. Trotzdem sind sie durch unsere moralischen Vorstellungen von Sexualität und Reinheit mit besonderer Scham behaftet. Dabei sind diese Infektionen häufig gut behandelbar und sollten früh erkannt werden, um Komplikationen zu vermeiden und sich weiter zu verbreiten. Fachärztliche Praxen bieten diskrete Untersuchungen und Hilfe an.

HIV Bei ihrer Entdeckung 1983 war die Krankheit Aids der Schrecken aller Betroffenen. Der Auslöser, das HI-Virus, wird vor allem beim Geschlechtsverkehr und intravenösen Drogenkonsum ohne Schutzmaßnahmen übertragen. Heutzutage ist HIV zwar immer noch nicht heilbar, aber gut behandelbar. „Betroffene nehmen in der Regel ein bis zwei Tabletten pro Tag und gehen alle drei Monate zu Kontrolluntersuchungen. So können sie gut und lange leben“, informiert die deutsche Aidshilfe. Viele HIV-Positive erleben jedoch trotzdem noch immer Ausgrenzung in vielen Lebensbereichen. Aufklärung und Offenheit bleiben deshalb entscheidend. Der US-amerikanische Schauspieler Charlie Sheen erreichte mit seinem Aids-Outing im Jahr 2015 Millionen Menschen – und stieß eine neue Debatte an. Zum Glück. Denn ein offener Umgang ist bei allen Krankheiten wichtig. Wer frühzeitig Hilfe sucht, tut viel für eine Genesung. Beratungsstellen, Fachpraxen oder anonyme Hilfetelefone können erste Anlaufstellen sein. Auch viele Krankenkassen bieten inzwischen Programme zur Unterstützung an. Der Mut, über Krankheit zu sprechen, ist oft der erste Schritt zur Heilung.

Auch viele Krankenkassen bieten inzwischen Programme zur Unterstützung an. Der Mut, über Krankheit zu sprechen, ist oft der erste Schritt zur Heilung.

FACTBOX

Volkskrankheit Herpes: Nach Schätzungen unter anderem der Techniker Krankenkasse tragen neun von zehn Menschen ein Herpes-Virus in sich. Man unterschiedet Lippenherpes, der sich durch Bläschenbildung an Mund und Nase auszeichnet, und Genitalherpes, der im Intim- und Analbereich auftritt. Ärzte und Apotheken können helfen.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wertvolle Familiengesundheit – Ein Beitrag von Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes e. V.

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den letzten globalen Krisen und Ereignissen sind Familien, insbesondere ihre jüngsten Mitglieder, körperlich und psychisch stark unter Mitleidenschaft gezogen. Eltern und Kinder geraten immer wieder an die Grenzen ihrer gesundheitlichen Belastbarkeit. Manchmal reicht bereits der Alltag aus, um Stressfaktoren überhandnehmen zu lassen. Die Gesundheit von Familien ist jedoch nicht nur ihre persönliche Angelegenheit, sondern grundlegend für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Dass es den Kindern gut geht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der Eltern an sich natürlich, aber auch der Politik, die die Leitplanken für eine gute Vor- und Nachsorge stellen muss. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheitsvorsorge, damit Eltern und Kinder durch Belastungen gar nicht erst ernsthaft krank werden. Ein sehr gutes Beispiel solcher Vorsorgeeinrichtungen sind die Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, die eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, leider aber immer noch nicht alle kurbedürftigen Eltern erreichen. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kurprogramme bei Eltern schlichtweg nicht bekannt sind. Hier sollte es uns ein großes Anliegen sein, diese wichtige Komponente des Gesundheitsschutzes unter den Eltern deutlich geläufiger zu machen. Die Möglichkeiten, präventiv oder gesundheitsfördernd zu wirken, sind in der Tat vielfältig: Workshops zu gesunder Ernährung sowie Bewegung oder zur Stressbewältigung. Kochkurse, Sportprogramme, Schulungen zur Unfallverhütung im Haushalt und viele mehr ergänzen die Vorsorgevielfalt. Hilfreich ist, wenn sie die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Doch in der Verantwortung stehen Eltern selbst. Bei ihnen fängt Familiengesundheit überhaupt erst an. Dazu gehört die Weitergabe von gesunden Lebensgewohnheiten genauso wie die emotionale Unterstützung. Keine noch so gute Vor- und Nachsorgemaßnahme genügt, wenn sich Familien nicht darauf verlassen können, dass sie sie im Bedarfsfall auch erhalten. Es ist daher unabdingbar, dass die Finanzierung von Angeboten sichergestellt ist. Auch, wenn die Diskussionen um die Geldmittel in diesen Tagen intensiv geführt werden, muss die Familiengesundheit unserer Gesellschaft einiges Wert sein. Hier zu sparen, bedeutet an der Gesundheit zu sparen. Ein falscher Ansatz! Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie. Daher ist auch die Frage relevant: Was können Familien selbst für die Gesundheit tun? Darauf erhalten Sie in diesem Heft Tipps, Hintergrundinformationen und vielfältige Anregungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wert von gegenseitiger Unterstützung, von gemeinsam verbrachter Zeit und einem harmonischen Familienleben, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu fördern. >Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie.