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11. Jul 2025

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Gesundheit

Diabetes ist kein Hindernis – mit Matthias Steiner

Journalist: Silja Ahlemeyer

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Foto: STEINER’s/Hans Seebacher

Derzeit leben etwa 373.000 Menschen in Deutschland mit einem Diabetes Typ 1. Einer davon ist der Olympiasieger im Gewichtheben Matthias Steiner.

Herr Steiner, Typ-1-Diabetes ist eine Stoffwechselstörung, bei der der Körper das lebenswichtige Hormon Insulin nicht selbst bilden kann. Es muss fortan immer gespritzt werden. Wie haben Sie erkannt, dass mit ihrem Blutzucker etwas nicht in Ordnung ist? Die wichtigsten Anzeichen bei mir waren ein verstärktes Durstgefühl, ich habe bis zu acht Liter am Tag getrunken, und dass ich auf einmal verschwommen gesehen habe. Wer so etwas bei sich feststellt, sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen und den Blutzucker messen lassen. Weitere Zeichen sind Antriebslosigkeit und Appetitlosigkeit und häufig auch Gewichtsverlust.

Wussten Sie bei der Diagnose, was das bedeutet? Nein, gar nicht! In unserer Familie hatte bisher niemand Diabetes, und das ganze Thema war total weit weg. Als ich einen Tag vor meinem 18. Geburtstag diese Diagnose bekam, war das erstmal ein Schock. Da hieß es sofort: keine Sachertorte zum Geburtstag, und was mit meiner Sportkarriere wird, stand auch in den Sternen. Schon damals war Olympia ein Traum von mir.

Aber Sie haben sich nicht abhalten lassen und wurden trotzdem erfolgreicher Profi-Gewichtheber. Wie ging das mit Diabetes? Ich musste vor allem sehr stark auf meine Ernährung achten. Wann esse ich was, wann muss ich Insulin spritzen, wann besser keins? Insulin blockiert den Mineralstoffhaushalt und damit auch die Leistungsfähigkeit. Man muss es jedoch zwingend dem Körper zuführen. Daher habe ich immer nach einem ausgefeilten Plan trainiert und gespritzt. Um die maximale Leistung abrufen zu können, muss der Blutzuckerspiegel zum richtigen Zeitpunkt stabil innerhalb bestimmter Grenzen liegen, um annähernd den Stoffwechsel eines Gesunden zu erreichen. Man muss sich das so vorstellen: Wir Diabetiker fahren Gangschaltung, ein Gesunder fährt Automatik. Im Spitzensport ist das eine Herausforderung, denn wenn man sich einmal verschaltet, ist es schwierig wieder den richtigen Gang einzulegen, um mit dem Gesunden gleichzuziehen.

2013 beendeten Sie Ihre aktive Sportkarriere. Wie sieht der Alltag mit der Krankheit heute aus? Ich leite jetzt als Unternehmer unser Start-up, das bringt viel Zeit im Auto und am Schreibtisch mit sich. Hier achte ich vermehrt darauf, Pausen zu machen und meinem Körper die nötige Bewegung zu gönnen. Das ist wichtig, denn aktive Muskeln verbrennen Zucker und halten dadurch den Insulinspiegel niedrig. Und ich trage heute eine elektrische Pumpe, durch die ich bedarfsgerecht Insulin bekomme.

Sie sagen: „Man muss den Regeln des Diabetes folgen, um ein schönes Leben zu führen“. Was sind denn diese Regeln? Als allererstes muss man die Situation akzeptieren. Denn sie geht leider nicht mehr weg. Ich muss also akzeptieren, dass ich beispielsweise nach dem Butterbrot entweder Insulin brauche oder Sport machen muss, sonst funktioniert es nicht. Und zweitens muss ich spätestens jetzt anfangen, auf meine Körpersignale zu hören. Ein gefährliches Blutzuckerhoch deutet auch auf zu viel Stress hin, und dann nehme ich mir besser die notwendigen Pausen. Zudem lege ich viel mehr Wert auf genügend Schlaf, denn den braucht der Körper einfach. Wer sich mit dem Diabetes beschäftigt und diese Krankheit versteht, kann trotzdem gut leben!

Als Sportler wogen Sie 150 Kilo. Heute sind Sie 45 Kilo leichter. Wie lange hat der Abnehmprozess gedauert? Das hat von meinem Karriereende an insgesamt 14 Monate gebraucht. Der Schlüssel dazu war die kohlenhydratarme Ernährung. Ich wollte zum einen abnehmen und zum anderen meinen Blutzucker niedrig halten, um mit dem Diabetes klarzukommen. Für beides braucht man Lebensmittel ohne viel Kohlenhydrate. Denn diese werden im Körper sofort in Zucker umgewandelt, treiben den Blutzucker in die Höhe und machen ohne direkte Verwertung durch Sport auf Dauer dick. Blutzuckerspitzen machen auch müde, und ständige Hochs und Tiefs sind wahnsinnig anstrengend. Ein Nebeneffekt der kohlenhydratarmen Ernährung ist, dass das Gewicht zuverlässig runtergeht. Das gilt auch für gesunde Menschen. Auch heute ernähre ich mich nach diesem Prinzip. Das heißt nicht, dass ich mir nicht beim Italiener mal einen schönen Teller Pasta gönne. Aber im Alltag achte ich schon sehr darauf.

Beruflich sind Sie heute Food-Unternehmer. Wie kam das? Eigentlich aus purem Egoismus. Ich liebe zum Beispiel Brot. Als ich Gewicht verlieren wollte, habe ich aber keines gefunden, das kohlenhydratarm ist und trotzdem gut schmeckt. Ein Freund von mir ist Bäckermeister. Gemeinsam haben wir ein passendes Toastbrot entwickelt. Mit den Prototypen unserer heutigen Produkte habe ich abgenommen. Zeitgleich habe ich viele Vorträge gehalten und habe gemerkt, dass es auch bei anderen Menschen einen Riesenbedarf gibt.

Fakten

Matthias Steiner ist Olympiasieger, Welt- und Europameister im Gewichtheben, zudem Experte für Ernährung und Bewegung. 2020 gründete er das Start-up STEINERfood. Unter der Marke „STEINER’s“ vertreibt er seine Low Carb-Lebensmittel, die insbesondere für Diabetiker geeignet sind, da sie den Blutzucker auf einem stabilen, gesunden Niveau halten.

Nähere Infos: www.steiners.shop

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wertvolle Familiengesundheit – Ein Beitrag von Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes e. V.

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den letzten globalen Krisen und Ereignissen sind Familien, insbesondere ihre jüngsten Mitglieder, körperlich und psychisch stark unter Mitleidenschaft gezogen. Eltern und Kinder geraten immer wieder an die Grenzen ihrer gesundheitlichen Belastbarkeit. Manchmal reicht bereits der Alltag aus, um Stressfaktoren überhandnehmen zu lassen. Die Gesundheit von Familien ist jedoch nicht nur ihre persönliche Angelegenheit, sondern grundlegend für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Dass es den Kindern gut geht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der Eltern an sich natürlich, aber auch der Politik, die die Leitplanken für eine gute Vor- und Nachsorge stellen muss. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheitsvorsorge, damit Eltern und Kinder durch Belastungen gar nicht erst ernsthaft krank werden. Ein sehr gutes Beispiel solcher Vorsorgeeinrichtungen sind die Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, die eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, leider aber immer noch nicht alle kurbedürftigen Eltern erreichen. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kurprogramme bei Eltern schlichtweg nicht bekannt sind. Hier sollte es uns ein großes Anliegen sein, diese wichtige Komponente des Gesundheitsschutzes unter den Eltern deutlich geläufiger zu machen. Die Möglichkeiten, präventiv oder gesundheitsfördernd zu wirken, sind in der Tat vielfältig: Workshops zu gesunder Ernährung sowie Bewegung oder zur Stressbewältigung. Kochkurse, Sportprogramme, Schulungen zur Unfallverhütung im Haushalt und viele mehr ergänzen die Vorsorgevielfalt. Hilfreich ist, wenn sie die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Doch in der Verantwortung stehen Eltern selbst. Bei ihnen fängt Familiengesundheit überhaupt erst an. Dazu gehört die Weitergabe von gesunden Lebensgewohnheiten genauso wie die emotionale Unterstützung. Keine noch so gute Vor- und Nachsorgemaßnahme genügt, wenn sich Familien nicht darauf verlassen können, dass sie sie im Bedarfsfall auch erhalten. Es ist daher unabdingbar, dass die Finanzierung von Angeboten sichergestellt ist. Auch, wenn die Diskussionen um die Geldmittel in diesen Tagen intensiv geführt werden, muss die Familiengesundheit unserer Gesellschaft einiges Wert sein. Hier zu sparen, bedeutet an der Gesundheit zu sparen. Ein falscher Ansatz! Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie. Daher ist auch die Frage relevant: Was können Familien selbst für die Gesundheit tun? Darauf erhalten Sie in diesem Heft Tipps, Hintergrundinformationen und vielfältige Anregungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wert von gegenseitiger Unterstützung, von gemeinsam verbrachter Zeit und einem harmonischen Familienleben, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu fördern. >Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie.